Wolnzach
Null Kontrolle mit der Droge Zero

Oberstufenkurs Dramatisches Gestalten spielt tiefgründiges Theaterstück in allen Facetten

02.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Was die Droge mit ihnen macht, wie sie das Umfeld verändert und welche Auswirkungen das haben kann, das spielte der Oberstufenkurs Dramatisches Gestalten eindrucksvoll. - Foto: Schmid

Wolnzach (sdb) Das Hallertau-Gymnasium Wolnzach (HGW) ist mittlerweile bekannt für seine vielfältigen und außergewöhnlichen Bühnenstücke. Auch das Theaterstück "Zero" von Peter Reul, das die Theatergruppe der Q 11 jetzt zur Aufführung brachte, reiht sich da nahtlos ein.

Es spielt in einem Eliteinternat, das, wie könnte es anders sein, HGW heißt. Der Abiturjahrgang hat soeben seine letzten Prüfungen hinter sich gebracht, auf der anschließenden großen Abschlussparty wird die Droge Zero herumgereicht und einer Schülerin gleich mehrfach heimlich ins Getränk gemischt, was verheerende Auswirkungen nach sich zieht und diese ins Koma versetzt.

Im Oberstufenkurs Dramatisches Gestalten sollen die Schüler die gesamte Bandbreite der Aufgaben in diesem Bereich kennenlernen und so resümierte der Schauspieler und Lehrer Martin Rank lobend: "Sie mussten sich um alles selbst kümmern, vom Bühnenbild über die Plakate und Programme, die Kostüme bis hin zur Maske und Regie, ja sogar Änderungen am Drehbuch. Ich habe versucht, nur koordinierend und unterstützend einzugreifen." Mit den Anpassungen ans HGW und dessen Lehrer schafften es die Schüler, den durchaus tiefgründigen Stoff, der überspitzt durch Klischees in dem Stück vermittelt wurde, in der zweimal gut gefüllten Aula aufzulockern. Das minimalistische Bühnenbild wurde durch Spielweise und Inszenierung von Technik und Schauspielern zum Leben erweckt. Zur Bühne gehörten in der Szenerie allerdings nicht nur der Bühnenraum selbst, sondern die gesamte Aula. Eine Präsentation zu Beginn, Projektionen unterstützend im Hintergrund oder Spots, fokussierte Lichtkegel, und "Freeze", also Bewegungsstarre, all diese Tricks und Kniffe aus der Theaterkiste erleichterten es dem Zuschauer, der Handlung zu folgen. An dieser Stelle sollte vielleicht das neue Technikteam mit David Schmid (siebte Jahrgangsstufe) und Andreas Freund (elfte Jahrgangsstufe) erwähnt werden, die sich hier einen bemerkenswerten Einstand verschafft haben, obwohl sie dem Kurs nicht angehören.

Doch nicht nur der facettenreiche Aufbau der einzelnen Szenen sorgte für Aha-Effekte im Zuschauerraum, auch Gags und versteckte Situationskomik fanden Anklang. Die verschiedenen Stimmungen, welche übermittelt werden sollten, wurden vom Beobachter aufgegriffen und so glückten nicht nur exzessive Partygefühle mit Sketchcharakter, sondern auch leisere, traurige Töne.

Wenn das Leben eines ausgeschlossenen Schülers durch ein einschneidendes Erlebnis, wie das Unglück eines Leidensgenossen, eine Wende erfährt, dann wird es still in der Aula und Gänsehaut überläuft Schauspieler wie Zuschauer. Mit solchen Emotionen endete die anfangs flotte und heiter anmutende Aufführung dann in dem Selbstmord eines Charakters und dem offenen Schicksal der Anderen. Ob die fromme Seele der Abschlussklasse das Koma überlebt, ob die Paare zusammenbleiben, ob Freundschaften sich erhalten und ob der Tod des Mitschülers die Abiturienten nach dem Höhenflug mit Zero auch auf Null, also den Boden der Realität, zurückholt, bleibt der Fantasie überlassen.