Nürnberg
Nürnbergs Museen sind "in"

Städtische Einrichtungen feiern Rekordjahr - Spitzenreiter ist das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Mehr als 275 000 Menschen besuchten 2017 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. −Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Die Ausstellungshäuser in der fränkischen Metropole boomen seit Jahren. Am Dienstag haben die städtischen Museen eine neue Rekordbilanz der Besucherzahlen präsentiert. Besonders die Erinnerungskultur sorgt demnach für starke Quoten.

Museen sind "in" in Nürnberg. Seit Jahren gehen die Besucherzahlen steil nach oben. Besonders bei der Erinnerungskultur kann Nürnberg punkten. In der letzten Dekade sind die Zahlen von rund 500 000 auf mittlerweile über 700 000 Besucher gestiegen. Die städtische Museumschefin, Ingrid Bierer, hat jetzt neue Rekordzahlen präsentiert. Demnach sind im vergangenen Jahr genau 725 394 Kulturinteressierte in die sieben Ausstellungshäuser plus zwei historischen Sehenswürdigkeiten (Kunstbunker und Lochgefängnisse) der Stadt gegangen.

Der Besucherzuwachs entspricht einem Anstieg in Höhe von vier Prozent. Rein rechnerisch hätten laut Bierer pro Tag rund 2000 Menschen die Museen besichtigt. In den besucherstarken Sommermonaten würde diese Zahl im "Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände" häufig allein an einem Tag erreicht. Trotz einer Anhebung der Eintrittspreise (Erwachsene zahlen seit dem Sommer für den Eintritt sechs statt fünf Euro) sei der "Run" auf die Kultureinrichtungen der fränkischen Metropole weiter ungebrochen. Über den Ticketverkauf hätten die städtischen Museen im letzten Jahr rund 2,2 Millionen Euro eingenommen. Bei einem Jahresetat in Höhe von rund sechs Millionen Euro bleibt der Museumsbetrieb allerdings weiter ein Zuschussgeschäft.

Das "Doku-Zentrum" sei der Quotenbringer für die urbane Museumslandschaft, sagt Bierer. Das futuristische Haus in der halbfertigen NS-Kongresshalle sei mit rund 275 000 Besuchern pro Jahr erneut das mit Abstand am häufigsten besuchte Museum der Stadt. In den Sommermonaten würden die beliebte Ausstellungsräume über die "Faszination und Gewalt" fast aus allen Nähten platzen. Mittlerweile leide an manchen Tagen sogar die Qualität des Ausstellungserlebnisses darunter, wenn sich beispielsweise besonders viele Schulkinder die Dauerschau ansehen. An der räumlichen Situation soll sich auch deshalb schon bald etwas ändern.

Mit der finanziellen Hilfe des Bundes und des Landes sollen rund 15 Millionen Euro in den Ausbau des Museums fließen. Dabei soll die Ausstellungsfläche von derzeit 1300 auf 1600 Quadratmeter vergrößert werden. Die Umbauarbeiten sollen bereits im Jahr 2019 beginnen und 2022 abgeschlossen sein.

Weniger tobende Kinder erhofft sich der Leiter des Doku-Zentrums, Florian Dierl, dadurch nicht. "Wir sind kein Gedenkstätte wie ein Konzentrationslager. Wir erwarten deshalb von den Besuchern auch keine Betroffenheitsmiene", stellt Dierl am Rande der Jahrespressekonferenz der städtischen Museen klar. Durch den Umbau sollen die Besucherzahlen nur geringfügig steigen. Mehr als über 300 000 Besucher pro Jahr könne das Haus selbst nach dem Umbau nicht verkraften, ist sich Bierer sicher. Die Museumschefin denkt sogar offen über Möglichkeiten nach, wie das beliebte Museum die Besucherströme besser steuern könne. Eine denkbare Lösung sei beispielsweise, dass ein Ticket nur einen zeitlich begrenzten Eintritt in das Doku-Zentrum ermögliche.

Die "Probleme" mit den großem Besucherzuspruch im Doku-Zentrum zeigen, dass die Erinnerungskultur in den städtischen Museen weiterhin gefragt ist. Mit dem Thema wolle die Stadt laut Bierer weiterhin in die Offensive gehen. Über die Geschichte des Nürnberger Opernhauses während der NS-Diktatur wird bereits ab Mitte Juni im Doku-Zentrum eine große Schau unter der Überschrift "HITLER. MACHT. OPER" eröffnet. "Das wird sicherlich ein großer Höhepunkt des Museumsjahres", ist sich Bierer sicher. Ein anderes Museum, dass sich ebenfalls mit Erinnerungskultur beschäftigt, soll in den nächsten Jahren ebenfalls kräftig ausgebaut werden und weitere Besucherschichten ansprechen. Das Museum "Memorium Nürnberger Prozesse" soll ab Herbst 2019 rund um den berühmten Schwurgerichtssaal erweitert werden.

Nach Zukunftsmusik klingen derweil noch Pläne, in Nürnberg ein "Haus des Spielens" aufzubauen. Ingrid Bierer hat am Dienstag deutlich gemacht, dass man sowohl für Bau und Betrieb viel Geld benötigen würde. Um das Thema in der fränkischen Spielzeugstadt im Hinblick auf die laufende Bewerbung zur Kulturhauptstadt weiter vorantreiben zu können, soll zum Jahresende eine Ausstellung im Spielzeugmuseum die analoge und digitale Spielewelt exemplarisch zusammenbringen.

MUSEUMSBOOM

Über 725 000 Menschen haben 2017 ein städtisches Museum in Nürnberg besucht. Vor zehn Jahren waren es "nur" rund 550 000 , die die städtischen Ausstellungshäuser besichtigten.

 

Das " Dokumentationszen-trum Reichsparteitagsgelände " wurde im vergangenen Jahr mit 275 000 Besuchern erneut am häufigsten besichtigt. Auf dem zweiten Platz folgt das Spielzeugmuseum mit rund 100 000 Besuchern. Das Museum "Nürnberger Prozesse" liegt nur ganz knapp dahinter auf dem dritten Rang. Insgesamt gehören vom Albrecht-Dürer-Haus über das Stadtmuseum im Fembohaus bis zum Historischen Kunstbunker neun Einrichtungen zu den Museen der Stadt Nürnberg.

 

In diesem Sommer sollen die berühmten Lochgefängnisse unter dem Rathaus wiedereröffnet werden. Mit einem neuen Audioguide sollen die Besucher selbstständig in die ehemaligen Zellen aus dem Mittelalter hinabsteigen können. | npe