Nürnberg
Nürnberg plant Transgender-Badetage

An vier Sonntagen soll es keine nach Geschlechtern getrennten Umkleiden geben - Entscheidung am Freitag

14.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:46 Uhr
  −Foto: Matthias Balk, dpa

Nürnberg - Über die Einführung eines speziellen Transgender-Badetages will der Nürnberger Stadtrat im zuständigen Ausschuss am Freitag entscheiden.

Nach den Plänen der Stadtverwaltung soll dafür ein städtisches Schwimmbad an vier Sonntagen im Jahr von 8 bis 10.30 Uhr gegen Gebühr an einen Verein zur Verfügung gestellt werden. Am Freitag soll im zuständigen Ausschuss darüber entschieden werden.

Der Nürnberger Grünen-Stadtrat Uwe Scherzer ist ein Mann. Wenn er seine Perücke aufsetzt und in Frauenkleider schlüpft, fühlt sich Scherzer als Frau und nennt sich Uschi Unsinn. Für Menschen wie Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn ist Wahl einer richtigen Umkleidekabine in einer ganz normalen Badeanstalt schwierig.

Laut Uwe Scherzer/Uschi Unsinn, der queerpolitischen Sprecher/in der grünen Stadtratsfraktion in Nürnberg, stellen die strikten Umkleide-Vorschriften in Badeanstalten mit den getrennten Herren- und Damenbereichen derzeit ein großes Problem für die Community dar. Durch diesen Umkleidenzwang könnten divers- und transgeschlechtliche Gäste das Schwimmbad unmöglich diskriminierungsfrei zu den normalen Öffnungszeiten benutzen. Bislang gebe es in Nordbayern noch keine ausgewiesenen Bademöglichkeiten speziell für trans- oder intergeschlechtliche Menschen. Umso besser findet Scherzer, der seit über 30 Jahren als Uschi Unsinn in Frauenkleider schlüpft, dass jetzt die Chancen für die Einführung eines queeren Badetages in der Frankenmetropole denkbar günstig stehen. Für einen ersten Testlauf schlagen die städtischen Bäderbetriebe das relativ kleine Katzwangbad vor. Dort könnten die queeren Badegäste an vier Sonntagen im Jahr von jeweils 8 bis 10.30 Uhr die Schwimmbahnen belegen.

"Die Uhrzeit ist super. Erst zum Schwimmen und danach zum Brunchen", freut sich Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn und verweist darauf, dass das schwul-lesbische Zentrum "Fliederlich" die Mietkosten für die queeren Badewonnen in Höhe von jeweils rund 150 Euro pro Sonntag sicher gerne bezahlen und die Organisation des besonderen Badetages durchführen könnte.

Grundsätzlich hat die Frankenmetropole im Frühjahr auf Antrag der SPD einen Masterplan "Queeres Nürnberg" beschlossen. Bis zum Jahr 2025 sollen weitere Schranken für eine diskriminierungsfreie Teilnahme der LSBTIQ-Community am Alltag nach und nach abgebaut werden. Derzeit ist die Stadtverwaltung dabei, mit der queeren Szene gezielt ins Gespräch zu kommen. Mit den Teilnehmern der Schwulenparade am Christopher-Street-Day soll im August beispielsweise ein "Speed-Dating" mit der Verwaltung stattfinden.

DK

Nikolas Pelke