Nürnberg
Nürnberg atmet auf

Handy führt Polizei zum mutmaßlichen Prostituierten-Doppelmörder 21-Jähriger legt Geständnis ab

12.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Sichtlich erleichtert zeigte sich auf der Pressekonferenz der Leiter der Sonderkommission "Himmel", Michael Dietsch. - Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Ein 21-jähriger Nürnberger hat gestern gegenüber der Polizei zugegeben, zwei Prostituierte innerhalb von zwei Wochen umgebracht zu haben. Telefondaten und DNA-Spuren haben die Ermittler auf die richtige Fährte des Serientäters geführt.

"Ich bin froh, dass wir ihn schnell gefunden haben", sagte Michael Dietsch, der Leiter der Sonderkommission, gestern bei einer Pressekonferenz in Nürnberg. Niemand könne ausschließen, dass der 21-jährige Arbeitslose aus Nürnberg nicht noch weitere Frauen aus dem Rotlichtmilieu umbringen wollte.

Dass es sich um einen Serientäter und Doppelmörder handelt, das sei Dietsch bei der Besichtigung des zweiten Tatorts vor genau einer Woche sofort klar gewesen. Der "Modus Operandi" sei beinahe deckungsgleich gewesen. Beide Opfer seien vom Täter vor der Tat an den Händen gefesselt worden. Beide Opfer seien erdrosselt worden. In beiden Fällen habe der mutmaßliche Mörder seine Taten durch ein Feuer in der jeweiligen Modellwohnung der Opfer aus dem horizontalen Gewerbe vertuschen wollen.

Begonnen hatte die Verbrechensserie mit einer 22-jährigen Prostituierten aus Tschechien, deren Leiche am 24. Mai um kurz vor Mitternacht in einem ausgebrannten Appartement in Nürnberg gefunden wurde. Ebenfalls in ihrer Arbeitswohnung in einem Mehrfamilienhaus ermordet wurde das zweite Opfer, eine 44-jährige Chinesin, am Pfingstmontag um die Mittagszeit knapp zwei Wochen später. Auch hier setzte der junge Mann die Modellwohnung nach der Tat in Brand. Allerdings loderten die Flammen hier nicht so stark. Die Beamten fanden darin das funktionstüchtige Handy der asiatischen Prostituierten, die sich wie ihre jüngere Kollegin aus Tschechien erst seit Kurzem in Nürnberg aufgehalten hatte.

Nachdem die Beamten von einem Serientäter ausgehen mussten, seien zwischenzeitlich auch Spezialisten aus München dem vermeintlichen Triebtäter auf der Spur gewesen. Zunächst hatten Dietsch und seine 30 Kollegen von der Sonderkommission einen anderen Mann verdächtigt, für die beiden Taten verantwortlich zu sein. Diese Spur habe sich aber als Sackgasse entpuppt. Die Auswertung der Telefondaten auf dem Handy des zweiten Opfers habe die Soko "Himmel" auf die richtige Fährte geführt.

Den Durchbruch hätten schließlich die DNA-Spuren des 21-Jährigen erbracht, die an beiden Tatorten sichergestellt werden konnten. Beamte observierten den mutmaßlichen Doppelmörder am Freitag zunächst eine Stunde lang und konnten ihn schließlich gegen 17.40 Uhr in einem Spieleladen in Nürnberg verhaften. Aufgrund der erdrückenden Beweislast habe der Mann die beiden Taten zugegeben. Als Motiv vermutet die Polizei, dass sich der Mann nach dem Sex um die Höhe der Bezahlung mit den Prostituierten gestritten habe. Zunächst hatte der Verdächtige in seiner Vernehmung noch behauptet, nur zufällig in den beiden Mordwohnungen gewesen zu sein. Gelebt habe der Arbeitslose in einer Gemeinschaftsunterkunft in Nürnberg. Er war bereits in der Vergangenheit wegen Diebstahls und Körperverletzungen aufgefallen.

Dietsch lobte auf der Pressekonferenz insbesondere den unermüdlichen Einsatz der Soko "Himmel". Ohne das Engagement des gesamten Teams wäre es nicht möglich gewesen, beide Fälle "in kürzester Zeit" aufzuklären, betonte der sichtlich erleichterte Soko-Chef. Der 21-Jährige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.