Aichach
Notorischer Spargeldieb

19.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: Martin Schutt (dpa-Zentralbild)

Aichach (DK) Alter schützt vor Torheit nicht: Ein 76-Jähriger wurde am Aichacher Schöffengericht zu einem Jahr Haft verurteilt. Der Mann hatte im Juni 2014 versucht, auf einen Spargelhof einzubrechen, um das Edelgemüse zu stehlen. Dabei hatte er einen Landwirt schwer verletzt.

Es war genau zum Saisonende, als der Angeklagte Appetit auf das weiße Gold bekam. Allerdings unterstellte ihm Richterin Sabine Igloffstein, dass er es nicht selbst verzehren, sondern gewinnbringend verkaufen wollte. Denn die gut zweieinhalb Kilo, die er in Winden (Kreis Aichach-Friedberg) schon eingetütet hatte, waren nicht alles: Im Kofferraum seines Wagens fand die Polizei eine Kiste mit zehn Kilo Spargel, dazu Einbruchswerkzeug.

Die Landwirtsfamilie berichtete von dem Vorfall am 12. Juni, seitdem die Bäuerin unter Schlaf- und Angststörungen leidet. „Unsere Polen waren gegen 2.30 Uhr nachts abgereist. Wir waren gerade so am Wegduseln, da habe ich ein Klirren gehört“, so die junge Hausfrau. Sie sah aus dem Fenster und entdeckte, dass sich jemand im Kühlraum zu schaffen machte. „Da hab ich meinen Mann geweckt.“ Die beiden gingen hinaus. „Wer sind Sie? Was wollen Sie“, habe er gerufen, so der 38-jährige Landwirt. Er habe keine Antwort bekommen und die Kühlraumtür zugehalten, um den Einbrecher dingfest zu machen. Dieser habe mit voller Kraft von innen dagegengedrückt. Die Senior-Bauern eilten zur Hilfe, alle im Nachtgewand und barfuß. Durch den Türspalt habe ihm der Räuber dann eine volle Flasche über den Kopf gezogen, erinnerte sich der 38-Jährige. Diese zersprang. „Wir haben ihn dann aus dem Kühlraum gezogen und zu Boden gerangelt. Er hatte enorme Kräfte“, so der junge Bauer, der eine zehn Zentimeter große Schnittwunde am Unterarm und eine Schädelprellung erlitt. Der Vater habe dem Eindringling schließlich mit einem Kälberstrick die Füße zusammengebunden, und so habe man das Eintreffen der Polizei abgewartet.

Statt sein Unrecht einzusehen oder sich gar zu entschuldigen, machte der Angeklagte seinerseits den Landwirten Vorwürfe. Seine Brille sei verkratzt worden, jemand habe ihm mit einer Schaufel ins Gesicht geschlagen. Außerdem habe er schwer Diabetes und mehrere Bypässe. Bei seiner polizeilichen Vernehmung hatte er noch nichts von den angeblichen Übergriffen der Landwirte erwähnt, und so hielt es Oberstaatsanwalt Günther Zechmann für „lebensfremd“, dass es tatsächlich dazu gekommen war. „Wenn Ihnen einer eine Schaufel ins Gesicht schlägt, und am nächsten Tag befragt sie die Polizei, dann sagen Sie das doch!“

Das Strafregister des Angeklagten enthält 15 Eintragungen. Schon als Jugendlicher wurde er wegen Diebstahls verurteilt. Schwerer Rückfalldiebstahl brachte ihn sogar für ein paar Jahre ins Zuchthaus, wie das in den 60er Jahren noch hieß. „Sie sind trotz massiver Erfahrungen in den Gefängnissen dieser Republik nur acht Monate, nachdem sie zuletzt verurteilt worden waren, wieder straffällig geworden“, hielt ihm Sabine Igloffstein vor. Das Amtsgericht Neuburg hatte den Räuber-Opa im Oktober 2013 zu vier Monaten Haft verurteilt, allerdings noch einmal Bewährung gegeben. Auch damals hatte man ihn beim Spargeldiebstahl erwischt.