Ingolstadt
Nord-Süd-Achse spaltet die Stadt

16.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:15 Uhr

Was wird aus der Sperrung der Nord-Süd-Achse? - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Winterpause ist vorbei: Die Initiatoren des Bürgerbegehrens trommeln verstärkt gegen die Sperrung der Nord-Süd-Achse für Busse durch die Altstadt. Aber auch der Befürworter Bürgermeister Sepp Mißlbeck macht mobil: mit eigenen Anregungen für das INVG-Angebot.

Die Themen des Termins sind vertraulich, liegen aber auf der Hand: Wenn sich Bürgermeister Sepp Mißlbeck am heutigen Mittwoch mit Robert Frank, dem Geschäftsführer der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft INVG, zu einem Vier-Augen-Gespräch trifft, wird auch die Sperrung der Nord-Süd-Achse durch die Altstadt zur Sprache kommen. Der FW-Politiker Mißlbeck hat den einjährigen Testlauf für die Tabuzone schließlich als treibende Kraft angeschoben. In vielen Diskussionen mit den Betroffenen sei seine Initiative "positiv" und "verständnisvoll" aufgenommen worden, berichtet Mißlbeck: "In keinem Gespräch gab es mehrheitlich Widerstand."

Vielmehr hätten ihm vor allem ältere Menschen "einige Wünsche und Anregungen" mit auf den Weg gegeben, um den Busverkehr in Ingolstadt attraktiver zu machen: Die Freien Wähler planen nun offenbar eine Anfrage, um die Details ihrer Bussperrung zu klären. So empfindet Mißlbeck es als "ärgerlich", dass die Haltestelle innerhalb des Zentralen Busbahnhofes ZOB an den Wochenenden "ins hinterste Eck" verlegt worden sei. Bei der INVG wiederum wird darauf verwiesen, dass der Haltestellenwechsel eben aufgrund der FW-Initiative notwendig geworden sei. "Wir mussten am Busbahnhof eine andere Lösung finden", erläutert Geschäftsführer Frank.

Für eine generelle Bewertung des Testlaufs, winkt der INVG-Chef ab, sei es noch viel zu früh. "Das wäre vollkommen unseriös", sagte er im Vorfeld des Gesprächs dem DK. Erst zum Fahrplanwechsel im Dezember könnten die Erfahrungen ausgewertet werden. Denn auch das Wetter spielte in den vergangenen Wochen eine wichtige Rolle: "Wir hatten einen der härtesten Winter mit entsprechenden Auswirkungen auf den Berufsverkehr", verdeutlicht Robert Frank.

Stadträtin Petra Kleine zieht dennoch bereits jetzt eine negative Bilanz des Versuchs. "Die Sperrung ist wirklich eine Verschlechterung", sagt die Grünen-Politikerin. Besonders im Winter seien Fahrgäste froh über jeden Meter, den sie nicht über vereiste Bürgersteige laufen müssten. Und: "Der Probeversuch kostet fast 40 000 Euro", gibt Petra Kleine zu bedenken, denn so viel koste der Umweg über die Ost-Achse zum ZOB, über Schutterstraße, Schlosslände und Esplanade.

"Viele haben Angst, dass die Sperrung nach dem Test auch auf die Wochentage ausgeweitet wird," fasst FDP-Stadträtin Christel Ernst die Sorgen zusammen. "Wir sollten auch den Busbenutzern die Chance geben, direkt an ihr Ziel zu kommen", fordert die Politikerin, die sich wie Kleine beim Bürgerbegehren gegen die Bussperrung engagiert.

Die Initiative von Grünen, SPD, FDP, ÖDP, Linken, VdK und Aktionsbündnis für den öffentlichen Nahverkehr sammelt an den kommenden Samstagen wieder Unterschriften. Mindestens 4600 Bürgerinnen und Bürger müssen unterschreiben, damit das Bündnis erfolgreich ist. Derzeit dürfte ein gutes Drittel der Stimmen gesammelt worden sein. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die nötigen Unterschriften zusammen bekommen", sagt Christel Ernst und hofft darauf, dass die Freien Wähler von sich aus auf den "großen Protest" reagieren.