Eichstätt
Nomadenleben

Bernd Naujoks arbeitet seit 33 Jahren für Osram und hat dabei viel von der Welt gesehen

30.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:29 Uhr

Seit 33 Jahren ist Bernd Naujoks für Osram tätig. Dank dem Unternehmen hat er die halbe Welt kennengelernt. Nun möchte der Manager im Altmühltal für längere Zeit vor Anker gehen: Er ist seit einigen Monaten Werksleiter in Eichstätt - Foto: baj

Eichstätt (EK) Bernd Naujoks als Globetrotter zu bezeichnen, ist sicher nicht verkehrt. Der 54-jährige Diplom-Ingenieur hat bereits in Argentinien, Mexiko, Südkorea und der Slowakei gearbeitet – und dabei viele „Schätze“ gesammelt.

In seinem gesamten bisherigen Berufsleben ist Naujoks der gleichen Firma treu geblieben: Seit 33 Jahren arbeitet er für Osram. Vor wenigen Monaten hat er die Leitung des Eichstätter Werks übernommen und hofft hier nach dem Nomadendasein der vergangenen Jahrzehnte erst einmal vor Anker gehen zu können. Als Wohnort hat er sich Inching ausgesucht.

Geboren ist Naujoks in dem 300-Seelen-Dorf Anhausen bei Heidenheim an der Brenz. Nach Abitur und Bundeswehr studierte er Maschinenbau mit der Fachrichtung Konstruktion an der Berufsakademie – heute Duale Hochschule – in Heidenheim. Dieser Studiengang führte in drei Jahren zum Diplom-Abschluss, wobei der junge Mann jeweils drei Monate studierte und drei Monate bei einer Firma arbeitete – ohne Semesterferien. „Es gab eine Liste von Firmen, die sich bei diesem Studiensystem beteiligten.“ Naujoks bewarb sich und landete bei der Firma Osram, die ihm schon zu Studienbeginn eine sichere Planstelle nach Abschluss des Diploms bot.

Die erste Station des frisch gebackenen Ingenieurs war von 1983 bis ’86 Berlin, dann ging’s in Ausland: Buenos Aires, Mexiko, Seoul, Slowakei und wiederum Mexiko-City, nun aber für längere Zeit. Stets musste sich Naujoks umstellen, sich in neue Verhältnisse einfügen und an andere Mentalitäten anpassen. Das galt natürlich auch für die Familie; Naujoks hat vier Kinder, die immer wieder die Schule wechseln und sich einen neuen Freundeskreis suchen mussten. Ihm selbst scheint die Umstellung nie besonders schwergefallen zu sein: „Ich bin ein flexibler Mensch.“ Schnell hat er erkannt, dass die Sprache der Schlüssel ist, um sich in einem fremden Land zurechtzufinden. Also lernte er, zunächst Spanisch, dann Koreanisch und schließlich sogar das Slowakische mit seiner vertrackten Grammatik.

In Buenos Aires fand er eine südeuropäische Mentalität vor. „Viele Einwanderer stammen aus Genua und es gibt einen starken italienischen Akzent“, erzählt er. Der Espresso sei hervorragend, ebenso der Wein und die Steaks sowieso. Den Fahrstil der Hauptstädter beschreibt Naujoks als „impulsiv“.

Eine ganz andere Welt tat sich ihm in Seoul auf, wo er von ’94 bis ’99 als Werksleiter eingesetzt war. Da musste sich die Familie schon bei der Nahrung völlig umstellen: „Dort gibt’s morgens Reis, mittags Reis, abends Reis.“ Besonders scheint Naujoks Brot vermisst zu haben. Das war praktisch nicht zu bekommen und wenn, dann nur für teures Geld: „Eine kleine Breze kostete zwei US-Dollar.“ „Die Koreaner sind absolute Arbeitstiere. Wenn einer krank wird, nimmt er Urlaub.“ Da musste sich Naujoks anpassen. Zudem war der Zusammenhalt in der Firma sehr wichtig. Das bedeutete für den Familienvater, regelmäßig mit den Mitarbeitern zum Essen und zum Singen zu gehen, zum „Narebang“, der koreanischen Form des Karaoke. Seiner Frau wurde das alles zu viel. In Seoul scheiterte seine Ehe. Auch darüber hinaus musste er seinem Beruf Tribut zahlen: Einen Freundeskreis habe er praktisch nicht mehr, berichtet der Manager. In der Slowakei lernte Naujoks seine jetzige Frau kennen.

Wieder eine neue Dimension erschloss sich der Manager in Mexiko-City. Das muss er als „Schlaraffenland“ empfunden haben. „Man bekommt dort alles, was man will, sogar Weißwürste“. Die stammen aus Kanada. „Die Lebensqualität ist hoch. Die Mexikaner sind gut im Improvisieren und immer gut gelaunt. Das sind Lebenskünstler.“ Hungern müsse niemand. In Mexiko-City habe er sich sicher gefühlt. „Man muss ja nicht gerade um 23 oder 24 Uhr in der Stadt rumlaufen“, schränkt er ein. Im Grenzgebiet zu den USA sei es natürlich kritisch. Dort gebe es scharfe Kontrollen; er selbst wurde dort vom Militär überprüft, während eine entsicherte Maschinenpistole auf ihn gerichtet war.

Die Landschaft Mexikos begeisterte Naujoks. Der passionierte Bergsteiger gönnte sich eine besondere Tour und bestieg den 5490 Meter hohen Popocatépetl. Auf diese Leistung ist er bis heute stolz.

Von Mexiko nahm der Manager eine Lebensweisheit mit. Er war gerade beim Fotografieren von Sehenswürdigkeiten, als ihn eine Mexikanerin ansprach: „Fotografiere nicht, schau dir lieber alles an und behandele es als Schatz.“ Daran hat Naujoks sich gehalten. In Eichstätt will der Manager seinen Erfahrungsschatz mit einbringen. „Eichstätt war schon immer ein Top-Werk mit Spitzentechnik.“ Dennoch sei es wichtig, bestimmte Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten – „fresh eye“, wie die Amerikaner sagen.