Rio
Noch keine Vorfreude

20.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

Rio de Janeiro (szj) Die Judo-Weltmeisterschaften vor wenigen Tagen in Rio de Janeiro waren im Vergleich zu den Sportspektakeln, die in den kommenden Jahren in Brasilien stattfinden, nur das Vorprogramm.

Innerhalb von zwei Jahren gastieren im bevölkerungsmäßig fünftgrößten Land der Erde nämlich die Fußball-Weltmeisterschaft (2014) und die Olympischen Spiele (2016). Die Vergabe der Großereignisse stößt aber nicht überall auf Vorfreude am Zuckerhut.

„Sie interessieren sich nur für die Stadien“, kritisierte etwa Rios Bürgermeister Eduardo Paes den Fußballweltverband Fifa scharf – und sprach damit einem Großteil der Bürger aus der Seele. Denn bereits während des Confed-Cup im Juni kam es in weiten Teilen des Landes immer wieder zu teils gewalttätigen Ausschreitungen. Die Demonstranten wollten mit ihren Aktionen unter anderem auf die Korruption, steigenden Preise und Umsiedlungen in ihrem Land aufmerksam machen. Durch die Fußball-WM und Olympia dürfte die Bestechlichkeit weiter zunehmen, so zumindest die Befürchtung vieler Brasilianer. Zudem liegen fünf der sechs noch im Bau befindlichen Stadien hinter dem Zeitplan. Die Arena in Curitiba beispielsweise soll nun ohne ein einfahrbares Dach fertiggestellt werden, um fristgerecht im Dezember übergeben werden zu können.

Gleiches gilt für die neuen Sportbauten für die Olympischen Spiele. Laut einer Bestandsaufnahme des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hinkt das sogenannte „Deodoro“, eine Multifunktionshalle für verschiedene Sportarten, dem Zeitplan hinterher. Weiter gibt es Probleme mit dem Bau einer neuen U-Bahnlinie, der angedachten Verlegung des Kanuslaloms in das gut 1400 Kilometer entfernte Foz de Iguacu, der noch ungeklärten Wettbewerbsstätte der Wasserballer und der Zielankunft der Radsportler.

Eine brasilianische Tageszeitung aus São Paolo will sogar aus einem Geheimbericht des IOC erfahren haben, dass die Olympischen Spiele gar in Gefahr seien, was Exekutivdirektor Gilbert Felli allerdings sofort dementierte. „Das ist ein Dokument über Risiko-Management, und keines, um das örtliche Organisationskomitee zu kritisieren“, erklärte er.