Hilpoltstein
Noch keine Inklusion zu 100 Prozent erfolgt

Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung an diesem Mittwoch

04.05.2021 | Stand 08.05.2021, 3:33 Uhr
Sehen bei der Inklusion längst noch nicht alle Ziele erreicht, die die UN-Behindertenkonvention vorsieht: Werner Schemm, Christian Busch, Christoph Hanke und Honorata Martinus (von links). −Foto: Lebenshilfe Schwabach-Roth

Hilpoltstein - Endlich sind wir in der "neuen Normalität" angekommen.

 

Wir wissen, dass wir nicht spontan in den Urlaub kommen, dass wir zum Shoppen einen negativen Corona-Test benötigen oder uns nur noch online mit Freunden verabreden können. Seit mehr als einem Jahr ist das für uns so. Menschen mit Behinderung verbringen ihr ganzes Leben mit Einschränkungen. Sie können nie spontan in ein Restaurant gehen, sondern müssen vorher in Erfahrung bringen, ob es barrierefrei gebaut ist, ob es eine barrierefreie Toilette gibt oder ob ein Aufzug vorhanden ist. .

Deshalb - und vielleicht auch aus den eigenen Erfahrungen mit den Einschränkungen durch die Pandemie - will die Lebenshilfe Schwabach-Roth am Protesttag an diesem Mittwoch auf die immer noch bestehenden Hürden im Alltag hinweisen. Wer die Aktion unterstützen will, klebt als Zeichen den Aufkleber für Inklusion auf seine FFP2-Maske.

Die Offene Behindertenarbeit (OBA) hat laut Anika Billerbeck, der Referentin für Öffentlichkeitsarbeit bei der Lebenshilfe Roth-Schwabach, in den vergangenen zehn Jahren schon viel für die Inklusion getan, jedoch noch nicht alle Ziele erreicht, die die UN-Behindertenkonvention vorsieht. Aus Programmen für Menschen seien Programme von Menschen für sie selbst geworden. Die Inhalte und Programmpunkte entstünden aus den Wünschen der Teilnehmern selbst und erfüllen so die Wünsche an Teilhabe in Freizeit und Bildung. Die Programme der OBA zeigten aber deutlich, dass bis jetzt noch keine Inklusion zu 100 Prozent erfolgt ist. "Immer noch fehlen Anmeldungen von nichtbehinderten Menschen. "

Auch Christian Busch, Bereichsleiter Wohnen der Lebenshilfe Schwabach-Roth, sieht das größte Potenzial für Inklusion im Freizeitbereich. Hier sei es wichtig, dass die Kooperationen wie im Bereich von Sport und Musik wiederaufgenommen werden. Die Kooperation mit dem Theatrum-Mundi Ensemble mit einer Wohngruppe sei zum Beispiel ein wichtiger Baustein, um selbstbestimmt am Leben teilzunehmen. Diese Bereiche pausierten gerade alle - das Wichtigste wird es sein, diese wieder auf zu nehmen.

Werner Schemm, Leiter der Interdisziplinären Frühförderstelle, sieht Inklusion als einen stetigen Prozess. "Barrieren baulicher Art konnten in der Frühförderung in Schwabach und Roth vollkommen abgebaut werden - Kinder, die nicht sprechen können mit Unterstützter Kommunikation (UK) begleitet werden. "

Ein großes Anliegen der Interdisziplinären Frühförderstellen ist es, die Möglichkeit zu bekommen, den Übergang der Kinder in andere Einrichtungen nach dem Ende der Frühförderung begleiten zu können. So könnte ein intensiver Austausch des über das Kind vorhandenen Wissens mit Lehrkräften und der weitere Kontakt von Eltern und Kinder mit den ihnen oft lange vertrauten Fachkräften der Frühförderung dabei helfen, dass die Inklusion der Kinder im Schulbereich besser gelingen kann. Die durch Corona eingeschränkten Möglichkeiten, Kinder und Eltern im persönlichen Kontakt zu fördern, wirken sich bei Kindern mit drohender oder vorhandener Behinderung besonders deutlich aus.

Christoph Hanke, Leiter der Interdisziplinären Heilpädagogischen Tagesstätte (HTP), sieht die Weichen für die Inklusion der Kinder in der Heilpädagogischen Tagesstätte als gestellt. Da viele Kinder unterschiedlichen Bedarf zeigten, sei es Aufgabe der HPT ihnen individuell abgestimmte Möglichkeiten und Förderung in Hinblick auf eine weitreichend gelingende Inklusion zu bieten. Dies bedeutet eine regelmäßige Überprüfung der Konzepte und eine Weiterentwicklung bei der Umsetzung.

Wegen der Corona-Pandemie waren viele Präsenzveranstaltungen nicht mehr möglich, so dass vor allem die interdisziplinäre Arbeit in der HPT sehr darunter leidet. Dabei ist es wichtig, neue Kommunikationswege zu suchen und zu ermöglichen, um die Förderung der Kinder und Jugendlichen durch zielorientiertes Arbeiten zu gewährleisten.

HK