Eichstätt
Noch kein Glücksgriff

Eichstätt freut sich über die 1. Residenzfestspiele - das Premierenstück konnte aber nicht überzeugen

29.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:35 Uhr
Der "Münchner im Himmel" trifft den Boandlkramer aus dem "Brandner-Kaspar" - diese Kombination bot das Premierenstück der 1. Eichstätter Residenzfestspiele am Freitagabend in Eichtstätt. −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) In diesem wunderbaren Ambiente muss den Sommer über einfach Freilufttheater gespielt werden! Da hat der Schauspieler und Regisseur Marcel Krohn völlig recht. Und eigens dazu ist Krohn, der zuvor fast 10 Jahre Intendant der Clingenburg Festspiele in Klingenberg am Main gewesen ist, nach Eichstätt gezogen und hat die 1. Residenzfestspiele Eichstätt auf die Beine gestellt: ein breites Programm mit fünf verschiedenen Stücken und vier Sonderveranstaltungen, das bis zum 18. August den Innenhof der fürstbischöflichen Residenz bespielen wird. Am Freitagabend war nun Premiere, und das erwartungsfrohe Premierenpublikum freute sich an einem perfekten lauen Sommerabend wirklich auf den Start einer vielversprechenden neuen Theatersaison.

Landrat Anton Knapp, Schirmherr der Spiele und Hausherr der ehemaligen Residenz, dem heutigen Landratsamt, ließ keinen Zweifel daran, dass eine solche Freiluft-Theatersaison sehr gut zu Eichstätt passe. Marcel Krohn erläuterte eingangs bei seiner Begrüßung, die Theaterfestspiele seien heuer erst einmal ein Versuch - bei genügend Zuspruch werde es eine Fortsetzung in kommenden Jahren geben.
Zum Auftakt hatte Krohn den Schwank "Der Münchner in Himmel und Hölle" gewählt. Und damit hatte er leider keinen Glücksgriff getan: Das Stück von Alfons Schweiggert verknüpft die Erzählung "Ein Münchner im Himmel" von Ludwig Thoma und den "Brandner Kaspar" von Franz von Kobell. Die Truppe, die Krohn da auf der Bühne zusammengestellt hat, hat sich eigentlich sehr spielfreudig und professionell gezeigt. Allerdings kamen der Handlungsstrang und die Dialoge in dieser Aufführung insgesamt sehr altbacken und bieder daher. Das strotzte nur so vor erwartbaren Klischees, da blieb leider herzlich wenig von der humoristischen Satire Ludwig Thomas und vom geistreichen Charme des Kobell'schen "Brandner-Kaspars". Das zeigte auch der zwar freundliche, aber doch ziemlich verhaltene Schlussapplaus des Premienpublikums.
Es wäre allerdings wirklich schade, wenn diese leider missglückte Premiere den Residenzfestspielen gleich zum Start den Gar aus machen würde. Denn Krohn hatte ja angekündigt, zunächst einmal testen zu wollen, was beim Publikum ankommt. Und fürs nächste Jahr weiß der Festivalleiter ja nun, dass er den Eichstättern durchaus mehr zutrauen kann: Volkstheater durchaus gerne, aber bitte mehr Witz, mehr Charme, mehr Esprit und mehr komödiantische Leichtigkeit!
Und bei diesen Festspielen diesen gibt ja noch andere, vielversprechendere, Aufführungen im Programm: Als nächstes am Samstag, 6. Juli, "Meister Eder und sein Pumuckl" und dann am Freitag, 12. Juli, ein spritziges Nonnen-Musical "Non(n)sens" mit der TV-bekannten und -beliebten Veronika von Quast, das seit Jahrzehnten Off-Broadway und mit weltweit 5000 Inszenierungen das Publikum mit überraschenden und treffsicheren Witz zu begeistern weiß. Am 26. Juli verspricht dann Goldonis "Diener zweier Herren" eine turbulente "Commedia dell'arte" und kurzweilige Theaterunterhaltung. Am 8. August gibt es bei "Lovely Linda - das Leben der Mrs. Cole Porter" ein vergnügtes Wiederhören mit legendären Cole-Porter-Songs. Karten für die Premieren und die weiteren Aufführungen gibt es unter anderem beim EICHSTÄTTER KURIER und unter www.residenzfestspiele-eichstaett.de .

Eva Chloupek