Athen
Noch eine Chance für die Griechen

Österreichs Kanzler Werner Faymann wirbt in Athen für Einigung im Schuldenstreit

17.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:10 Uhr

Athen (AFP) Vor einem möglicherweise entscheidenden Treffen der Euro-Gruppe zur griechischen Schuldenkrise laufen die Vermittlungsbemühungen weiter auf Hochtouren. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann eilte gestern nach Athen und warb dort für eine Einigung zwischen Griechenland und seinen Gläubigern.

Die griechische Notenbank warnte Regierungschef Alexis Tsipras eindringlich vor einem Scheitern der Verhandlungen.

Faymann sagte nach einem Treffen mit Tsipras, weitere „horizontale“ Budgetkürzungen für Griechenland ergäben keinen Sinn. Stattdessen bedürfe es einer Einigung, durch die Haushalt und Arbeitsmarkt des von der Pleite bedrohten Landes nicht noch weiter belastet würden. Vor seinem Besuch hatte Faymann gesagt, das Land brauche „eine Chance“, seine Schulden zurückzuzahlen. Diese könne Athen nicht nur durch Einsparungen gegeben werden.

Die Euro-Gruppe kommt heute in Luxemburg zusammen, um über Lösungen für Griechenlands Schuldenkrise zu beraten. Das Land benötigt dringend die letzte Zahlung von 7,2 Milliarden Euro aus dem Ende Juni auslaufenden Hilfsprogramm. Bislang konnte sich Athen aber nicht mit EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) auf ein Reformpaket als Gegenleistung einigen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) geht seinem Sprecher zufolge mit gedämpften Erwartungen in die Gespräche. Für eine Lösung müsse Griechenland einen Schritt auf die Gläubigerinstitutionen zugehen. Diese hätten „ein außergewöhnlich großzügiges Angebot unterbreitet“, so Schäubles Sprecher.

Tsipras kritisierte hingegen das „Beharren“ der Kreditgeber auf niedrigere Renten. Es gebe dafür keinen Spielraum, ohne „am Kern“ des Rentensystems zu rühren. Seine Regierung sei den Gläubigern bei Steuererhöhungen und Rentenreform so weit wie möglich entgegengekommen.