Stadtgeflüster
No Money, no Love

13.06.2021 | Stand 13.06.2021, 19:17 Uhr

Donnerstagnacht war es wieder einmal soweit.

Schon mehrere Wochen ist es nicht vorgekommen. Aber jeder wusste: Es wird wieder geschehen. Nur, keiner wusste wann. So steht es auch in der Bibel geschrieben und daran sollte man sich in Ingolstadt tunlichst halten. Frei übersetzt in die moderne Sprache übertragen steht im Matthäusevangelium, Kapitel 25: "Lebt also wachsam und voller Erwartung, denn ihr kennt den Zeitpunkt nicht! "

So leben die gewählten Stadtvertreter in Ingolstadt seit einem Jahr. Täglich sind sie in Angst und Sorge, dass er nicht wieder zuschlägt. Dass er ihnen den Feierabend vergällt. Oder gar das Wochenende. Dass er zum ungünstigsten Moment einen raushaut. Vielleicht, wenn Alfred und Michaela Grob gerade auf dem Weg in den Kindinger Wald sind, neue Bäume zu pflanzen (gegen den Klimawandel). Oder wenn Christian Höbusch und Barbara Leininger gerade einen Gemeinschaftsgarten für eine Schule im Grünring anlegen (für die Bildung des Nachwuchses). Oder wenn Hans Stachel gerade neue Luxusbäder in Gerolfing plant.

Daher saß auch an diesem Donnerstagabend keiner im Büro. Keiner voller Erwartung vor dem Handy. Oder in der Küche bei einem Glas Wein. Oder lag im Schlafzimmer und träumte von einem Bad in Onkel Dagoberts Geldspeicher. Oder - neuerdings auch wieder möglich - befand sich auf dem Nachhauseweg vom Biergarten. Nein. Es kam wie aus dem Nichts.

22.34 Uhr. Absender: Christian Scharpf. Dingdong. Oder bei manchem auch ein monotones "Sie haben Post. " Vielleicht aber auch: "Homecoming" oder "Interstellar". Möglicherweise auch "Over the horizon". Interessant wäre natürlich, welchen Klingelton Altbürgermeister Albert Wittmann für diesen Absender eingespeichert hat. Oder FW-Funktionär Hans Stachel. Vielleicht: "Hurra, wir haben einen Brief gekriegt! " Oder "Trara, die Post ist da, (. . . ) o Postillon, nun sag mir schnell, was bringst du heute mir zur Stell? (. . . ) Geduld, Geduld, gleich pack ich aus die Päckchen und die Säckchen. " Am besten aber wäre David Guetta. "No Money, no Love". Beides gibt's im Stadtrat nicht in Massen.

smo