Pfaffenhofen
Niedrige Abfallgebühr im Landkreis kann wohl bleiben

Hohe AWP-Rücklagen schrumpfen nur langsam - Videoüberwachung soll Umweltsünder überführen

29.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:14 Uhr
An vielen Containerstandorten wird Müll unerlaubt abgelagert. Daher werden sie künftig stichpunktartig videoüberwacht. −Foto: Ermert

Pfaffenhofen (PK) Der Abfallwirtschaftsbetrieb im Landkreis (AWP) hat weiterhin zu viel Geld auf der hohen Kante. Die Rückstellungen betragen zum Jahresende um die 3,6 Millionen Euro - und so viel dürfte es eigentlich gar nicht sein. Für die Bürger ist das eine gute Nachricht, weil die ohnehin schon niedrigen Gebühren auch ab dem Jahr 2020 kaum steigen dürften.

Die Abfallgebühren wurden zuletzt für den Zeitraum von 2016 bis 2019 kalkuliert - und damals lautete der Plan, das eher versehentlich angesparte Guthaben pro Jahr um eine Million Euro zu reduzieren. "Wir schaffen das so nicht", meinte am Mittwoch die AWP-Werkleiterin Elke Müller im Werkausschuss des Landkreises ganz offen. Am Jahresanfang lag die Überdeckung bei 4,1 Millionen Euro, und bis Silvester werden davon um die 3,6 Millionen Euro bleiben. "Im kommenden Jahr wird sich daran auch nichts Gravierendes mehr ändern", sagte Müller einerseits mit Blick auf den steigenden finanziellen Aufwand, der zur Müllentsorgung betrieben werden muss, und andererseits beim Zusammenzählen der immer üppiger in die AWP-Kasse fließenden Gebühren und Erträge.

Im Laufe des nächsten Jahres beginnt der Kommunale Prüfungsverband nun mit der Gebührenkalkulation für die nächsten vier Jahre ab 2020. "Aber jetzt steht schon so gut wie fest, dass die Abfallgebühren nicht angehoben werden", fasste Landrat Martin Wolf (CSU) die Erkenntnisse nach Vorlage der aktuellen Halbjahreszahlen zusammen.

Die Einkünfte summieren sich darin auf 4,86 Millionen Euro, während die Ausgaben bei knapp 4,9 Millionen Euro liegen. Beide Zahlen sind zwar deutlich höher als ein Jahr zuvor. "An ihrem Verhältnis hat sich aber nur wenig geändert", fügte Wolf an. Und dass sich an der Einnahmenseite - zumindest beim Altpapier - noch einiges verbessern lässt, wurde beim Vortrag von Sarah Tschachtli offenkundig. Für das Bifa-Umweltinstitut hat sie eine umfangreiche Papiersortieranalyse vorgenommen. Ihre Ergebnisse könnten dem AWP im günstigsten Fall Mehreinnahmen in Höhe von jährlich rund 250000 Euro bescheren. Denn Elke Müller hat den Werkausschuss mit dem Auftrag verlassen, mit dem Dualen System neue Konditionen für die Altpapierabnahme auszuhandeln. "Nicht mehr nach Gewicht wie bisher, sondern in Zukunft nach Volumen", sagte Müller. "Wenn wir uns da durchsetzen können, ist einiges mehr an Geld für den Landkreis drin." Ein Fehlverhalten vieler Bürger deckte Tschachtlis Untersuchung nebenbei auch noch auf: In der Papiertonne landen viel zu viele Feuchttücher, Abschminktücher und feuchtes Toilettenpapier. "Diese Hygienepapiere dürfen da gar nicht hin", meinte sie. Und der AWP weist die Bürger daher explizit darauf hin, das künftig zu unterlassen.

Ein viel schlimmeres Umweltvergehen, das Bußgelder in Höhe von 150 Euro nach sich ziehen kann, ist das illegale Ablagern von Restmüll in der Nähe von Containerstandorten. "Das kommt viel zu häufig vor", meinte Elke Müller. Stichprobenartig wurden in den vergangenen Monaten drei Pfaffenhofener Standorte kontrolliert. 74 Sündern wurde dabei auf die Schliche gekommen. Von den daraus resultierenden Verfahren mussten zwar 17 wieder eingestellt werden. Aber 49 Bußgeldbescheide wurden ausgestellt und bezahlt - und zudem drei Gerichtsverfahren gestartet. Aus diesem Grund startet der AWP nach Ingolstädter Vorbild jetzt eine mobile Videoüberwachung der Containerstandorte. "Wir haben 120 im Landkreis - und wissen nicht, wie wir das Problem sonst in den Griff bekommen sollen", meinte Landrat Wolf. Der Beschluss erfolgte einstimmig. "Und auf den Datenschutz wird geachtet", versicherte der Landrat.

Patrick Ermert