Ingolstadt
Nie wieder Hauptschule

11.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:35 Uhr

Jetzt ist es amtlich: Der Name Hauptschule war einmal. Ertugru Calik (l.) und Vivien Koppany, Schülersprecher der Mittelschule Oberhaunstadt, nahmen gestern die Umbenennungsurkunde entgegen. - Foto: Rössle

Ingolstadt (sic) Jetzt also ist es endgültig amtlich: Der Name ,Hauptschule’ ist verschwunden – in der ganzen Stadt. An seine Stelle sind mit diesem Schuljahr "Mittelschulen" neuen Typs getreten. Gestern bekamen Repräsentanten aller sechs ehemaligen Hauptschulen im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Alten Rathaus Urkunden überreicht, die die geänderte Organisationsform und den neuen Namen besiegeln.

Die Rektoren und Schülersprecher von der Maximilianstraße und der Stollstraße waren nicht dabei. Sie durften bereits Mitte September den großen Festakt zum offiziellen Start der Mittelschulreform in der Münchener Staatskanzlei beehren, mitsamt dem Ministerpräsidenten, dem Kultusminister und dem Kultusstaatssekretär. Gestern nun erlebten Repräsentanten der anderen sechs Mittelschulen Ähnliches; zwei Nummern kleiner zwar, aber auch feierlich. Schulamtsdirektor Anton Mang, Regierungsschuldirektor Hans Bergmüller und Oberbürgermeister Alfred Lehmann (ein bekennender Anhänger der alten Hauptschule ebenso wie der neuen Mittelschule) stellten die Grundzüge der Reform vor. Das Vokalensemble "Stollisten" bereicherte den Festakt mit Liedern.
 

Mittelschule darf sich fortan jede Hauptschule nennen, die ein umfangreiches Angebot bereit hält. Dazu zählen vor allem Klassen, die zum Mittleren Bildungsabschluss führen (M-Klassen), ferner Ganztagesklassen, Praxisklassen sowie die berufsorientierenden Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales. Zudem gehört es zum Konzept der Mittelschule, die Zusammenarbeit mit Ausbildungsbetrieben, Berufsschulen und Arbeitsagentur weiter auszubauen und zu systematisieren.

Um das umfangreiche Angebot gewährleisten zu können, gehen die meisten Schulen Kooperationen mit Nachbarstandorten ein. In Ingolstadt entstehen davon drei: Der Verbund Nord-Ost mit den Mittelschulen an der Lessingstraße, an der Pestalozzistraße und in Oberhaunstadt, der Verbund Mitte-West mit den Mittelschulen Auf der Schanz und Friedrichshofen (der Name Volksschule verschwindet ebenfalls), und der Verbund Süd mit Maximilianstraße und Stollstraße.

Eigentlich ist die Auflösung der Schule im Südosten schon beschlossen, doch die Schüler ziehen erst von der Stollstraße ins Schulzentrum Südwest, sobald dort der neue Mittelschultrakt fertig ist. Da nannte OB Lehmann gestern einen vorläufigen Termin: "Süd-West geht 2013 in Betrieb."

Die Mittelschule an der Herschelstraße muss keinem Verbund beitreten, da sie alle erforderlichen Angebote schon im Programm hat. Doch zumindest verwaltungstechnisch wird sie umetikettiert: Die Herschelschule bildet nunmehr der Mittelschulverbund Nord-West.

Etwa zwei Drittel der bayerischen Hauptschulen sind mit Beginn dieses Schuljahrs in Mittelschulen neuen Typs umgewandelt worden. Die übrigen sollen im nächsten Jahr folgen. Mancherorts stehen allerdings gewisse Rivalitäten und daraus resultierende Uneinigkeit dem Vollzug der Reform im Wege. Ingolstadt ist eine der wenigen Großstädte, in denen der Name "Hauptschule" auf Anhieb vollständig ersetzt worden ist.