Perg
Nichtabstieg wäre fast schon eine Strafe

DSG Union, der Fußballklub aus der Schrobenhausener Partnerstadt Perg, hat keine Lust mehr auf die Öberösterreichliga

03.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:29 Uhr
Die Heimat der DSG Union Perg: In der abd-Arena gibt es bereits im fünften Jahr hintereinander Spiele der Oberösterreichliga zu sehen. −Foto: DSG Union

Perg - In Sachen Fußball könnte Schrobenhausen einiges von seiner österreichischen Partnerstadt lernen, denn während die Klubs an der Paar eher in den unteren Spielklassen umherkicken, ist der Verein aus Perg, die Diözesansportgemeinschaft (DSG) Union, in der vierthöchsten Liga der Alpenrepublik vertreten - und das fast ausschließlich mit einheimischen Akteuren, ohne üppig bezahlte Legionäre.

 

Ja, darauf sind sie bei den Schwarzweißen extrem stolz. Und diesen Weg wollen sie auch in Zukunft rigoros weitergehen, mit allen Konsequenzen. Eine davon soll im Sommer der Abschied aus der Oberösterreichliga sein, wie Thomas Maier, der Sportliche Leiter von Union, klipp und klar erklärt: "Aus sportlichen und finanziellen Gründen haben wir uns dazu entschlossen, in der neuen Saison eine Etage tiefer antreten zu wollen. In der dortigen Landesliga Ost haben wir wieder deutlich mehr Derbys - und unsere zahlreichen jungen Spieler können eine Stufe weiter unten bestimmt auch leichter Fuß fassen. "

Im mittlerweile fünften Jahr in Folge sind die Perger viertklassig, immerhin viermal war ihnen der Klassenerhalt gelungen. "Momentan sind wir der einzige Verein in unserem Sechzehnerfeld, der regelmäßig neun Eigengewächse in seiner Startelf hat", berichtet Maier: "Aber so schön das auch ist, über kurz oder lang bist Du damit in der Oberösterreichliga nicht mehr wettbewerbsfähig. "

Zumal die Unioner nicht gerade reich an großen Sponsoren sind. "Wir finanzieren uns hauptsächlich durch ,Festl', die wir selbst organisieren. Und nachdem hierbei immer die Gleichen arbeiten, geht das natürlich an die Substanz. " Im vergangenen Sommer etwa schaffte es der Klub aus Perg, den traditionsreichen Linzer ASK zu einem Freundschaftsspiel in die abd-Arena zu locken - also immerhin diejenige Mannschaft, die aktuell die österreichische Bundesliga anführt, noch vor dem namhaften Team von Red Bull Salzburg. "Über 1200 Zuschauer waren damals da", erzählt Maier stolz: "Aber andererseits war für das Ganze schon ein Mordsaufwand unsererseits nötig. "

Ansonsten begrüßt die DSG Union rund 200 bis 250 Zuschauer im Schnitt pro Heimspiel. Ihr Sportlicher Leiter bezeichnet das als "nicht das Gelbe vom Ei" - und hofft auf den Abstieg: "Zu einem Landesligaderby gegen Naarn, das nur rund zwei Kilometer Luftlinie von Perg weg liegt, dürften in der neuen Saison locker an die 900 Fans kommen. Und gegen Schwertberg sollte das nicht anders sein. "

Die große Frage ist nur: Darf die DSG Union überhaupt im Sommer eine Etage nach unten? Die derzeitige Saison 2019/20 ist - wie in Deutschland auch - wegen der Corona-Krise unterbrochen. Und ob sie jemals fortgesetzt wird, steht in Oberösterreich ebenfalls noch in den Sternen. "Für uns wäre es in der Tat das Schlimmste, wenn es nicht mehr weitergehen und es keine Auf- beziehungsweise Absteiger geben würde", betont Maier: "Denn in der Oberösterreichliga wollen wir auf keinen Fall bleiben. "

Unter sportlichen Gesichtspunkten gehören sie nach unten, wie im Zwischenklassement klar zu erkennen ist - denn hier zieren die Perger mit erst elf Punkten auf dem Konto das Schlusslicht, in bislang 16 Saisonpartien brachten sie erst zwei Siege zustande. Der Klassenerhalt am grünen Tisch wäre für die DSG Union fast schon eine Strafe - trotz der Tatsache, dass Fußball in der 8600-Einwohner-Stadt im unteren Mühlviertel weiterhin eine hohe Bedeutung genießt. So besitzen die Perger aktuell gleich sechs Nachwuchsteams.

 

Aber die große Anzahl an jungen Kickern allein reicht laut Maier nicht aus: "Bei aller Quantität ist es auch wichtig, dass die Qualität stimmt. Dementsprechend legen wir großen Wert darauf, dass wir bereits im Jugendbereich qualifizierte Trainer haben. Da darf nicht jemand draußen stehen, nur weil er der Vater von irgendeinem Spieler ist - sondern weil er's sehr gut kann. "

Der Sportliche Leiter weiß, was er will. Einst, in der U15, war Maier sogar Österreichischer Meister mit VÖEST Linz geworden - und hatte gleich einige Jahre in der Akademie des früheren Traditionsklubs verbringen dürfen. "Talent war auf jeden Fall da bei mir", sagt er nun lächelnd: "Aber leider habe ich es wohl ein bisschen verschlampt. " Vor allem an die Duelle gegen Dietmar Kühbauer, den späteren Profi unter anderem des VfL Wolfsburg und jetzigen Cheftrainer von Rapid Wien, erinnert sich Maier gerne zurück: "Der Didi spielte damals bei Admira/Wacker und war regelmäßig unangefochtener Torschützenkönig in unseren Nachwuchsspielklassen. Aber die beiden Male, bei denen ich als VÖEST-Manndecker gegen ihn ran durfte, machte er keinen Stich. "

Lang ist's her. Mittlerweile profitieren die Perger von Maiers Fußballfachwissen. Natürlich hätten er, Obmann Stefan Franz Leitenmayr und die restlichen Vereinsoberen nun in der Winterpause probieren können, für viel Geld zusätzliche Qualität in die eigene Kampfmannschaft zu holen - aber das sprach eben rigoros gegen ihre Philosophie. "Bei uns sollen unsere eigenen Leute zum Zug kommen, gerade die jungen", betont der Sportliche Leiter immer wieder. Prompt gab es vor dem Rückrundenbeginn in der Oberösterreichliga überhaupt keine Verstärkungen, vielmehr wurden sogar sieben Akteure abgegeben.

"Wir besitzen dennoch eine gute Mannschaft", ist Maier fest überzeugt: "Und unsere Jungen haben jetzt mehr denn je die Gelegenheit, sich kontinuierlich bei uns weiterzuentwickeln - in der neuen Saison hoffentlich in der Landesliga Ost. Denn eine Etage weiter unten wieder regelmäßig gewinnen zu können, ist doch auch für die Köpfe etwas anderes, als stets nur gegen den Abstieg zu kämpfen. "

Wenn's dann, 2020/21, gleich so gut laufen würde, dass am Ende der direkte Wiederaufstieg in die Oberösterreichliga klappen könnte? "Um Himmelns willen, auf keinen Fall", antwortet der Sportliche Leiter der Unioner wie aus der Pistole geschossen: "Wenn wir in der Landesliga Ost unter die Top Fünf kommen würden, wäre ich bereits sehr zufrieden. Mehr muss gar nicht sein. "

Übrigens: Als Privatperson ist Maier ein überzeugter "Blauer", also Fan des TSV 1860 München. Dass es in Perg zudem eine Menge Anhänger des FC Bayern oder sogar von Borussia Dortmund gibt - aus seiner Sicht absolut unverständlich, wie er mit einem breiten Grinsen im Gesicht zugibt.

Und wenn wir schon gerade in Deutschland sind: Was hält der Sportliche Leiter der DSG Union von einem Freundschaftsspiel irgendwann einmal gegen ein Team aus Schrobenhausen? Maier reagiert regelrecht begeistert: "Ich werde das bei uns im Verein sofort mal ansprechen, vielleicht bringen wir tatsächlich etwas zusammen. Eine fesche Sach' wäre das auf jeden Fall. " Wobei man um die Mannschaft aus Schrobenhausen dann schon ein bisschen Angst haben müsste, denn gestandene Kicker mit Fünft- oder Viertligaerfahrung gibt es an der Paar ja eher wenige.

SZ

Roland Kaufmann