Allersberg
Nicht wegsehen, sondern hinschauen

Schach-Nationalspielerin Melanie Ohme wirbt in Allersberg für die Aktion "Zug um Zug gegen Rassismus"

13.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:30 Uhr

Bestes Beispiel für ein gutes Miteinander ohne Rassismus: Die beiden Freunde Paul und Atakar begleiten Melanie Ohme und Hartmut Täufer in den Saal des evangelischen Gemeindehauses - Foto: Mücke

Allersberg (rm) „Zug um Zug gegen Rassismus“: Unter diesem Motto hat der Allersberger Schach-Club 2000 mit seinem Vorsitzenden Hartmut Täufer am Samstag eine Aktion gegen Fremdenhass und Diskriminierung veranstaltet. Die Beteiligung blieb aber ein wenig hinter den Erwartungen zurück.

Obwohl neben den Allersber-ger Schachspielern auch alle anderen Sportvereine der Markt-gemeinde zu der Veranstaltung im Saal des evangelischen Gemeindehaus eingeladen waren, hatte lediglich Manfred Kneifel vom TSV Allersberg den Weg gefunden. Vielleicht lag es auch am Termin des Faschingssamstags, an dem die närrische Zeit für andere Allersberger deutlich mehr im Vordergrund stand.

Viel Zeit genommen hatte sich dagegen die 22-jährige Schach-Nationalspielerin Melanie Ohme, seit dem vergangenen Sommer die jüngste Großmeisterin des Landes, die sich sehr für die Aktion gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagiert und auch mit ihrem Gesicht für die Kampagne und um weitere Unterstützung wirbt.

In den Saal des evangelischen Gemeindehauses, der bereits für das anschließende Simultanturnier mit der Nationalspielerin (Bericht folgt) vor-bereitet war , wurde sie von den beiden achtjährigen Jugendschachspielern Paul Mücke und Atakan Bostan begleitet. Die beiden Freunde stehen als bestes Beispiel für ein gutes Miteinander ohne Rassismus.

Zunächst einmal musste Melanie Ohme den Allersbergern noch erzählen, wie sie überhaupt zum Schach gekommen war. Das hätten ihr die Eltern beigebracht in Leipzig, wo sie schon mit sieben Jahren in den Schachclub eintrat. Inzwischen lebt sie als Studentin der Psychologie in Mannheim. Von der Idee zur bundesweiten Aktion „Zug um Zug gegen Rassismus“ habe sie sich sofort angesprochen gefühlt. Mit ihrem Engagement will sie ein Zeichen setzen und die Prävention gegen Rechtsextremismus und Rassismus unterstützen.

Auch viele weitere Sportler aus ganz unterschiedlichen Bereichen haben sich schon motivieren lassen, um persönlich für die Aktion einzustehen. Selbst hat Melanie Ohme zwar noch keine Gewalttaten miterlebt, aber sehr wohl schon rassistische Ausdrücke und Beleidigungen gegenüber Ausländern mitbekommen.

Dabei sollten Gleichberechtigung und Wertschätzung im Vordergrund des Miteinanders stehen, sagte Hartmut Täufer. Auch die Nürnberger Rassengesetze brachte der Vorsitzende des Allersberger Schach-Clubs zur Sprache. Diese gipfelten in Allersberg einst sogar im Tod eines Polen wegen einer Liebschaft zu einer Deutschen.

Im Allersberger Schach-Club wolle man verstärkt dafür sorgen, dass sich die Menschen gegen Rassismus aussprechen und sich stattdessen für Toleranz, Gleichwertigkeit und Menschen-würde einsetzen. Nur zu gerne hätte Täufer auch Gerald Asamoah von der SpVgg Greuther Fürth bei der Veranstaltung in Allersberger dabei gehabt. Doch der Fußballprofi, der sich in seiner Laufbahn immer wieder Beleidigungen und rassistischen Schmährufen ausgesetzt sah, musste wegen des Fürther Bundesligaspiels leider passen.

Landrat Herbert Eckstein sagte, dass die Wertschätzung nicht von persönlicher Leistung abhängen dürfte, sondern dass allein der Mensch zählen müsse. „Nicht wegsehen, sondern hinschauen“, mahnte er und berichtete von eigenen Erfahrungen. Das Motto „Vielfalt als Stärke“ gelte nicht nur für den Landkreis Roth, sondern sei auch auf die Aktion gegen Rassismus gut übertragbar.

Tolerant zu sein, heiße nicht, gleichgültig zu sein, sagte Allersbergs Bürgermeister Bernhard Böckeler. Anja Felkel vom Kreisjugendring stellte die Aktion „Farbe bekennen“ vor und warb dafür, wie Melanie Ohme öffentlich einzustehen. Veränderungen in den Vereinssatzungen forderte abschließend Hartmut Täufer, um Rassisten und Rechtsextremen keine Chance als Mitglieder zu geben. Denn bundesweit würden immer mehr „Wölfe im Schafspelz“ versuchen, als Vereinsfunktionäre ihre Parolen zu verbreiten.