Nicht tatenlos zusehen, wie Hetze wieder geläufig wird

24.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:53 Uhr

Zu den Wahlplakaten in Neuburg im Vorfeld der Europawahl: Ich war vor Kurzem auf der Durchreise und bin den Donauradweg gefahren.

Ich war bestürzt und betroffen von einigen Wahlplakaten, die entlang der Straße nach Neuburg hingen. Die Nazi-Anspielungen hätten kaum deutlicher sein können: Die Partei nennt sich "der Dritte Weg", mit den Slogans "Wählt Deutsch" und "National Revolutionär Sozialistisch". Zu dem Slogan "Europas Grenzen sichern" blickt der Betrachter direkt in einen Pistolenlauf.

Solch menschenverachtende Hassparolen haben im öffentlichen Raum nichts zu suchen! Ganz besonders nicht in einem Land mit unserer Vergangenheit. Haben wir denn so wenig gelernt? Sind wir schon wieder an einem Punkt angelangt, wo unsere Nachkommen uns fragen werden müssen, warum wir denn nichts unternommen haben als noch Zeit war?

Als Deutsche haben wir alle die Pflicht, uns gegen Nationalsozialismus und seine Ausgeburten zu wehren, auf dem Rechtsweg oder durch individuelle Zivilcourage. Hiermit möchte ich Sie, die Bürger und Bürgerinnen von Neuburg herzlichst auffordern, sondern im Rahmen Ihrer Möglichkeiten dafür zu sorgen dass solche und ähnliche Plakate, Parolen und Symbole verschwinden.

Der Grundsatz, auf dem Deutschland neu erbaut wurde, ist die unantastbare Menschenwürde einer und eines jeden, ob hier zu Hause oder zu Gast. Es liegt an mir wie an Ihnen, an uns allen, dies zu beschützen, damit wir weiterhin stolz sein können auf die Gesellschaft und die Werte, die wir nach der dunkelsten Zeit der deutschen Vergangenheit wieder aufgebaut haben. Ich wünsche uns allen, dass wir unsere Menschlichkeit, und die der anderen, nie wieder vergessen.

Sonja Engmann,
Montréal (Kanada
)