Weichering
Nicht nur Verlierer beim Klimawandel

Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz tagt in Weichering

18.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:32 Uhr

Der neu gewählte Vorstand des Landesverbandes für Amphibien- und Reptilienschutz (v.r.): Karlheinz Schaile, Eberhard Andrä (1.Vorsitzender), Andreas Zahn, Andrea Hildenbrand, Hans-Jörg Scheerer, Ilse Englmaier (2.Vorsitzende), Peter Englmaier, Christian Köbele und Thomas Dürst - Foto: Köbele

Weichering (DK) Der Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern (LARS) tagte vor kurzem mit hochkarätigen Referenten in Weichering zum Themenkomplex Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Amphibien und Reptilien.

Den Referentenreigen eröffnete Nicole Estrella von der TU München mit dem Thema „Klimawandel in Bayern“. Dass es diesen gibt, daran hatte Estrella absolut keinen Zweifel und legte eindeutige Auswertungen und Kartenmaterial mit den aktuellen und noch zu erwartenden Klimadaten und die Auswirkungen auf die jeweiligen bayerischen Regionen vor.

Klaus Henle vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig referierte im Anschluss daran über „Auswirkungen von Klimawandel auf Amphibien und Reptilien: Globale Betrachtungen und Fallbeispiele“. Sein Fazit: „Manche mögen’s heiß“ relativierte er damit, dass Amphibien und Reptilien zwar von höheren Temperaturen profitieren und dadurch fitter werden – aber wenn der Regen fehlt, dann ist es vorbei.

Carolin Dittrich vom Leibnitz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung Berlin sprach zum Thema „Anpassungskapazitäten ausgewählter Amphibienarten im Hinblick auf den Klimawandel“. Besonderes Interesse weckte sie bei den Teilnehmern mit ihren vergleichenden Versuchen zur tatsächlich unterschiedlichen Phänologie einer isolierten Unkenpopulation in einem Steinbruch im Steigerwald und im Vergleich dazu zu Waldpopulationen. Wobei die Hüpferlinge der Steinbruchpopulation größer werden, früher das Gewässer verlassen, wesentlich mehr Sonne haben aber nicht so fit sind wie die Waldpopulationen.

Am Nachmittag startete Josef-F. Schmidtler aus München mit dem für Herpetologen interessanten Thema zur nacheiszeitlichen Einwanderung der Amphibien- und Reptilienarten in Bayern.

Wie mit praktischen Maßnahmen auf den Schwund von Amphibien und Reptilienarten weltweit reagiert werden könnte stellte Helmut Schlumprecht aus Bayreuth in seinem Referat „Amphibienschutz im Klimawandel – mögliche Maßnahmen trotz unsicherer Prognosen über eine ungewisse Zukunft“ in verschiedenen erprobten und bewerteten Beispielen vor.

Martin Kyek vom Haus der Natur in Salzburg brachte es dann in seinem Referat „Phänologie von Reptilien und Amphibien im Bundesland Salzburg“ auf den Punkt: Wir haben durch den Biotopverlust und die fortschreitende industrielle Landwirtschaft ganz andere Probleme bei den Arten. Wenn der Lebensraum fehle, brauche man sich über die Klimaerwärmung keine Gedanken mehr zu machen.

Mit den Referaten „Neobiota im Großraum München – welche Rolle spielt der Klimawandel bei der Ansiedlung neuer Arten“ und „Beobachtungen aus Bayern; Amphibien und Reptilien bei extremen Witterungsbedingungen“ beendeten Heinz Sedlmeier aus München und Andreas Zahn aus Waldkraiburg den interessanten Tag. Das Fazit von Sedlmeier: München ist ein Einreisezentrum für sehr viele unterschiedliche wärmeliebende Arten. Viele davon konnten sich in den letzten Jahren in München ansiedeln und behaupten. Eines der bekanntesten Beispiele sind die verschiedenen Varianten der Mauereidechse. Zahn hingegen berichtete von Amphibien- und Reptiliennachweisen – fast das ganze Jahr über – je wärmer der Winter, desto häufiger die Funde von aktiven Individuen.

Im Anschluss an die Tagung trafen sich die Mitglieder des bayernweiten Fachverbandes zur Mitgliederversammlung und Neuwahlen.