Allersberg
"Nicht nur das Leben auf 64 Feldern geht verloren"

In einem Schreiben an Landtagsabgeordneten Volker Bauer weist Hartmut Täufer auf die Problematik des Schachsports hin

25.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:18 Uhr
In Zeiten von Corona unvorstellbar: Schachturniere sind im Vereinsheim des Allersberger Schach-Clubs 2000 auf unbestimmte Zeit nicht möglich. −Foto: Täufer

Allersberg - Die gegenwärtig öffentliche Diskussion, wie man Sport wieder "in die Normalität" zurückführen könne, beschränkt sich fast ausschließlich auf die kommerziellen Sportarten wie Fußball oder Basketball.

 

Auch Tennis oder Reiten sind in beschränktem Umfang wieder möglich. In keiner Weise aber findet man bisher die meisten Randsportarten. Vor allem erkennt man bisher nicht, dass die Belange der Kinder und Jugendlichen, die sich in Vereinen betätigen wollen, berücksichtigt werden.

Dies gilt auch für den Schachsport, der einerseits kaum im Freien ausgeübt wird, andererseits aber auch jeden Körperkontakt vermeidet. Auf die besondere Problematik dieser Sportart hat nun Hartmut Täufer, der Vorsitzende des Allersberger Schach-Clubs 2000, in einem Schreiben an den Landtagsabgeordneten Volker Bauer hingewiesen.

In fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens müssen die Menschen derzeit einen Mindestabstand von 1,50 Metern einhalten. Eine solche Distanz ist laut Täufer bei einem Schachspiel jedoch auch bei größten Anstrengungen nicht realisierbar. Schachspieler sitzen sich mit gebeugten Köpfen gegen über. Schach ist zudem ein kontaktfreier Sport und findet in der Regel ohne Zuschauer statt. Schachbretter haben eine Kantenlänge von 50 bis 60 Zentimeter, Tische in der Regel eine Tiefe von 70 bis 80 Zentimeter. "Wären Spielfläche oder Tische größer, könnten die Spieler die Figuren nicht mehr bewegen: Wer hat schon so lange Arme", sagt Täufer. Dies gelte noch mehr bei Jugendlichen und vor allem bei Kindern, die zum Teil nicht mal eine Körpergröße von 1,50 Metern aufweisen.

Ein für alle Spieler geltender seitlicher und rückwärtiger Abstand von 1,50 Metern zu den anderen Spielern könne von den Vereinen - auch im Kreis Roth - nicht gewährleistet werden. Die Räume, in denen Schach gespielt werde, seien nicht einfach vergrößerbar. "Selbst der Allersberger Schach-Club mit einem großzügigen Spielraum kann keinen Mannschaftskampf mit acht Brettern ausrichten. Turniere auf Vereins- oder Kreisebene sowie Kreismeisterschaften, Sitzungen und Vereinsversammlungen sind somit unvorstellbar. Und dabei handelt es beileibe um keine Großveranstaltungen wie zum Beispiel im Fußballstadion oder bei Volksfesten. "

Unmöglich seien so auch alle schachlichen Veranstaltungen im Jugendbereich. Man dürfe zudem auch nicht unberücksichtigt lassen: "Schach ist nicht nur ein Sport und Spiel, sondern ein mehr als tausend Jahre altes Kulturgut, eine Lebensschule für Kinder. "

So bedeute das alles für den Allersberger Schach-Club mit einem Jugendanteil von über 50 Prozent, dass er seine satzungsmäßige Aufgabe und Verantwortung für die junge Generation nicht mehr wahrnehmen könne. Für den ASC 2000 sei Jugendarbeit auch Schulung und Vorbereitung für demokratisches Bewusstsein, Verantwortung und Verhalten.

"Wenn dem Schachsport und im Besonderen dem Allersberger Schach-Club unmöglich zu erfüllende Rahmenbedingungen auferlegt werden, geht also nicht nur das Leben auf den 64 Feldern verloren, sondern auch ein Ort der sozialen Erfahrung, der menschlichen Begegnung", sagt Täufer. Im Schach sei zum Beispiel das Miteinander der Generationen stärker umgesetzt als in den meisten anderen Sportarten: Hier träfen, auch im Wettkampf, Spieler aus dem Kindes- und Jugendalter auch mit Senioren und älteren Menschen aufeinander. Dies gelte auch hinsichtlich der völligen Gleichberechtigung der Geschlechter.

Täufer weist zudem auf die beim Allersberger Schach-Club geltende in Bayern einmalige Situation hin. Vor sechs Jahren hat er ein eigenes Vereinsheim erworben. Bisher gelang es, die finanziellen Belastungen - Bankverpflichtungen und Unterhalt - zu bewältigen. "Unser Schuldenstand beläuft sich derzeit noch auf rund 35000 Euro", sagt Täufer. Ohne Aktivitäten gingen jedoch Mitglieder verloren, und somit könne auch nichts erwirtschaftet werden. Der Verein wäre am Ende und müsste Insolvenz anmelden. "Beim ASC kann man nicht glauben, dass eine solche Entwicklung - bewusst oder unbewusst - erwünscht ist. "

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