Nicht jeder kann Banker werden

06.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:34 Uhr

Ingolstadt (hic) Lackiererin, Friseurin oder Fleischereifachverkäuferin: Die Berufswünsche der 18-jährigen Theresia Hankofer waren weit gestreut. Kein einziger hat sich erfüllt. Acht Monate vor ihrem Hauptschulabschluss hat sie sich auf Lehrstellensuche gemacht, 20 Bewerbungen auf offene Ausbildungsplätze weggeschickt. Was optimistisch begann, endete frustrierend: Zurück kamen nichts als Absagen. "Am Ende hab’ ich mich ziemlich mies gefühlt." Mittlerweile hat das Mädchen eine Ausbildungsstelle im Marienheim als Kinderpflegerin, über die es sehr glücklich ist.

670 andere Jugendliche aus Ingolstadt und den umliegenden Gemeinden suchen momentan weiter nach einer Lehrstelle. Ein Blick in die Statistik der Arbeitsagentur vom Juli zeigt, dass den Bewerbern in Ingolstadt gerade mal 227 gemeldete Stellen zur Verfügung stehen. Der Leiter der Berufsberatung in der Arbeitsagentur gibt sich trotzdem optimistisch: "Wir gehen davon aus, dass wir allen Bewerbern bis Ende September eine Ausbildungsstelle oder wenigstens eine Alternative unterbreiten können." Auch wer sich jetzt erst auf die Lehrstellensuche macht, hat laut Hans Allramseder noch eine Chance. Allerdings sei da Voraussetzung, dass der Jugendliche bereit ist, sich auf den Markt einzulassen. "Noch schnell den Traumjob zu bekommen, ist natürlich schwierig."

Genauso macht die Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Ingolstadt den Nachzüglern Mut. "Verzweifeln muss überhaupt niemand!" Helga Hieblinger verweist auf eine Online-Umfrage unter bayerischen Betrieben, nach der 24 Prozent aller Jugendlichen ihre Lehrstelle überhaupt nicht antreten, obwohl sie den Ausbildungsvertrag unterschrieben haben. Dazu würde so manches Ausbildungsverhältnis die Probezeit nicht überstehen und von Arbeitgeber oder Lehrling aufgelöst werden. "Bis Ende Oktober, Anfang November können Ausbildungsstellen erfahrungsgemäß noch nachbesetzt werden."

Bis Oktober läuft auch noch die Aktion der Kreishandwerkerschaft Ingolstadt-Pfaffenhofen, die für die Bewerber 28 zusätzliche Lehrstellen oder Einstiegsqualifizierungen, so genannte EQJ-Plätze, an Land gezogen hat. Darunter auch für begehrte Berufe wie Elektroniker oder Anlagenmechaniker. Bisher hätten sich ungefähr auf die Hälfte der Stellen Jugendliche beworben, schätzt der stellvertretende Kreishandwerksmeister Josef Pfab. Ob die Lehrstellen tatsächlich besetzt seien, lässt sich jedoch schlecht sagen. Bedingt durch die Ferienzeit haben viele Bewerber der Kreishandwerkerschaft noch keine Rückmeldung gegeben. Er hofft, dass diese Aktion besser läuft als eine ähnliche im vergangenen Jahr, bei der die Resonanz der Jugendlichen richtig "entmutigend" war. Damals lehnten laut Josef Pfab die Bewerber Berufe ab, die "nicht so verlockend sind", aber gebraucht wurden. "Aber es kann eben nicht jeder Banker werden."