Roth
"Nicht den Mut verlieren!"

Kreisbäuerin Annette Götz ermuntert beim Landfrauentag die jungen Landwirtinnen, ihren Betrieb weiterzuführen

01.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Landrat Herbert Eckstein gratuliert den Landfrauen für ihre Arbeit und überreicht Blumen an die stellvertretende Kreisbäuerin Barbara Stürmer, die Ehrenkreisbäuerinnen Maria Helbach und Anni Peipp, Chorleiterin Heidi Steiner und Kreisbäuerin Annette Götz (von links) - Foto: Leykamm

Roth (lkm) Die 44. Auflage des Landfrauentags am Freitag in der Rother Stadthalle hat aufgrund der Schnapszahl noch einmal an den Fasching denken lassen. Doch die Kreisbäuerin Annette Götz schlug recht nachdenkliche Töne an. „Schlagzeilen und Berichte verschiedener Organisationen“ vermittelten oft nicht den Eindruck, dass die Gesellschaft die Arbeit des Bauernstandes wertschätze. Oft würden dessen Arbeit und Wissen angezweifelt und infrage gestellt – ob bei der Ackerbewirtschaftung oder Tierhaltung. Dabei verfügen die Landwirte laut Götz über eine hervorragende Ausbildung und produzierten auf biologische wie konventionelle Weise so hochwertige Lebensmittel wie noch nie.

Deshalb appellierte Götz an die junge Berufsgeneration, „den Mut nicht zu verlieren“ und die Betriebe selbstbewusst und nachhaltig weiterzuführen. Damit dies möglich sei, bedürfe es auch moderner Technik. Sie helfe, Kosten zu sparen, die Qualität der Produkte zu steigern und dem Tier- und Umweltschutz besser gerecht zu werden. Um all dies der Bevölkerung zu vermitteln, müsse man „den Verbraucher mitnehmen“. Dies geschehe bereits bei Kindertagen auf dem Bauernhof, aber auch durch die Aktion „Landfrauen machen Schule“, bei der Ernährungsfachfrauen mit Schulkindern Essen aus Grundnahrungsmitteln zubereiten.

Über die Bedeutung des Ehrenamts referierte im Anschluss die Landesbäuerin Anneliese Göller. In Ungnade fiel bei ihr einer der ganz großen deutschen Dichter: Wilhelm Busch. Es handelte sich dabei nämlich um jene Verse, die kein gutes Haar an solcherlei Engagement lassen: „Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt Dir geben“, dichtete Busch. Und mehr noch: „Wieviel Mühen, Sorgen, Plagen wieviel Ärger musst Du tragen; gibst viel Geld aus, opferst Zeit – und der Lohn? Undankbarkeit!“ Landrat Herbert Eckstein wollte das so nicht stehen lassen: „Das stimmt einfach nicht!“ widersprach er heftig.

Auch Göller versuchte, diese Behauptungen zu entkräften, gab aber gern zu, dass „etwas, was mit Leidenschaft ausgeübt wird, auch Leiden schafft“. Bis auf die heutigen Tage aber gebe es dem zum Trotz „keinen Lebensbereich, der nicht durch ehrenamtliche Bemühungen bereichert wird“, betonte Göller. Die Ehrenamtlichen schafften vielmehr erst die soziale Geborgenheit, die sich nicht staatlich verordnen lasse. „Der Staat erledigt die Pflicht, die Kür wird vom Ehrenamt geleistet“, so Göller. Dessen Bedeutung werde zwar immer noch unterschätzt, aber der Stellenwert sei inzwischen gestiegen, da man in der Gesellschaft gemerkt habe, „dass der Staat nicht alles leisten kann“. Zugleich habe in der ersten Dekade des Jahrhunderts in Bayern und ganz Deutschland die Bereitschaft zum Ehrenamt zugenommen. Ein solches komme auch dem, der es ausübt, zugute – und nicht allein dem Gemeinwohl, betonte die Landesbäuerin. Sinnstiftende Tätigkeit bereite dagegen Freude, es könnten interessante Kontakte geknüpft werden und das Selbstbewusstsein steige, da man schließlich mit seinen Aufgaben wachse.

Die Vielfalt des Engagements der Frauen auf dem Land bewunderte schließlich auch Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer (CSU). „Ihr seid alle Multifunktionärinnen“, unterstrich er. An den Landfrauen liege es, dass auf den Dörfern alles so gut funktioniere. „Das ist ihr Verdienst.“

Dies bestätigte auch die SPD-Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger. Die Landfrauen leisteten genau jene ehrenamtlich bedeutsame Arbeit, die Göller hervorgehoben habe. Die Landfrauen seien damit die besten Werbeträgerinnen für die Landwirtschaft.

Einen Teil zum positiven Image der Landwirtschaft trage auch die Marketinginitiative „Original regional“ bei, ergänzte Landrat Herbert Eckstein. „Wir haben hier etwas Besonderes, und das wollen wir auch zeigen“, betonte er.