Böhming
" Nicht am falschen Ende sparen"

10.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

 

Böhming (EK) Beim siebten Lammabtrieb musste Staatsminister Markus Söder nicht nur vor den Schafen laufen und sie symbolisch in ihr Winterquartier führen. Er bekam auch eine Hausaufgabe mit: Söder soll sich aktiv für die Hüteschäfer einsetzen – und Sparmaßnahmen an den Zuschüssen verhindern.

Im Festzelt, von den meisten Besuchern unbemerkt, ergriff Erich Neulinger, der Vorsitzende des Vereins der Hüteschäfer im Naturpark Altmühltal, das Wort. Er bat den bayerischen Umweltminister, ein von ihm unterzeichnetes Schreiben aufmerksam zu lesen und sich in der kommenden Förderperiode dafür einzusetzen, wenigstens die bestehenden Verträge zur Kulturlandschaftspflege zu verlängern. "Wir verstehen, dass gespart werden muss, aber bitte nicht am falschen Ende", wandte sich Neulinger an Söder. Der CSU-Politiker, der die ganze Veranstaltung sichtlich gut gelaunt absolvierte, versprach, sich für die Hüteschäfer einzusetzen.

"Mancher Stein kann ein Jahr später gesetzt werden, aber am Menschen darf man nicht sparen", bekräftigte Söder die Forderung der Hüteschäfer. Bereits in seinem Grußwort an der Böhminger Altmühlbrücke und danach im kleinen Festzelt hatte sich Markus Söder für die Schäferei stark gemacht. "Projekte wie diese, die Ökologie und Ökonomie miteinander verbinden, sind wichtig." Ihm selbst sei ein bayerisches Produkt lieber als eines von irgendwo aus der Welt. "Lasst uns wieder anfangen, das eigene zu sehen." Das sei der beste Beitrag für eine gelingende Zukunft.

"Es gibt kein schöneres Land als Bayern", sagte der Minister. Er sprach sich dabei auch für die Förderung des heimischen Tourismus aus. Der Lammabtrieb trägt hierzu sicher bereits sein Scherflein bei. Unter den hunderten Schaulustigen waren auch etliche Auswärtige, etwa Achim und Monika Lojet. Die beiden Pfälzer machen derzeit in Kipfenberg Urlaub und wollten sich das Spektakel natürlich nicht entgehen lassen: "Das ist für uns was bayerisch-heimatliches." So etwas habe man in ihrer Stadt nicht.

Während sich die beiden noch den besten Platz auf der Altmühlbrücke suchten, um den Einzug der rund 500 Merinolandschafe unter Führung von Minister Söder anzuschauen, begrüßte Kipfenbergs Bürgermeister Rainer Richter bereits die Ehrengäste. An der Brücke hatten sich nicht nur Ortspfarrer und Bürgermeister der benachbarten Gemeinden eingefunden. Auch Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl, Landtagsabgeordneter Achim Werner und Landrat Anton Knapp waren gekommen. Alle drei sprachen im Zelt beim Gasthof Römer-Castell, um den sich das ganze Festgeschehen abspielte, auch kurze Grußworte.

Ausgestattet mit Schäferhemd, Hut und Schippe, führte Staatsminister Söder die Herde unter Mithilfe von Schäfer Alfred Eichhorn und und Erich Neulinger in die Ortsmitte. Vornweg lief auch Marktgeiß Mare und der Ziegenpeter, wobei der mit seiner Geiß ein wenig zu kämpfen hatte. "Zuerst wollt‘ sie nicht mit, und jetzt mag sie nicht spuren", kommentierte er die Widerwilligkeit.

Das ganze Wochenende über gaben die Hüteschäfer Einblicke in ihre Arbeit, die Gastronomie sorgte für entsprechende kulinarische Köstlichkeiten und zahlreiche Handwerker aus der Region boten, bis auf einige wenige Ausnahmen, ausschließlich einheimische Waren zum Kauf an – etwa Honig, frisch gepressten Apfelsaft, Schaffelle, Käse oder eigenhändig geschnitzte Holzschafe.