Altendorf
Neues zur verschollenen Krugsburg

Archäologe Karl Heinz Rieder wertete eine Fülle an Informationen neu aus - und berichtet hier darüber

07.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:34 Uhr
  −Foto: Rieder/Kerscher

Altendorf (EK) Das Jubiläum des Marktes Mörnsheim im vorigen Jahr - 1100 Jahre erste Nennung - war ein schönes Festjahr für alle Bürger des Marktes und der Region Naturpark Altmühltal.

Zahlreiche Veranstaltungen, eine Chronik, Führungen und Vorträge, darunter auch zwei des Verfassers dieses Berichts, bereicherten das Jubiläumsjahr. Das Ergebnis war auch Anlass für ein aktuelles "Update" der Fülle an historisch-archäologischen Informationen, wie diese aktuell greifbar sind. In der Praxis bedeutete dies die Sichtung aller bekannten Sammlungen, Luftbilder und in jüngster Zeit die Einbeziehung des digitalen Geländemodells. Und dabei stellt sich nun der Kruspelberg nordöstlich von Altendorf als Brennpunkt des Interesses heraus.

Aufsammlungen von einem Acker auf der dortigen Hochfläche setzen sich zusammen aus Keramikscherben, Steinbeilen, Hornsteinwerkzeugen, Knochenresten, einigen Metallobjekten und Eisenschlacken. Die ersten Funde sammelte H. Meier, dann Rudger Huber, der die umfangreichsten Bestände zusammentrug, und in späteren Jahren die Gebrüder Alexander und Joachim Preis. Die wichtigsten Exponate sind in der Ausstellung im Rathaus zu betrachten.
Die Funde berichten von einer Siedlungstätigkeit während mehrerer Zeitepochen wie der Jungsteinzeit, der Bronzezeit, der Hallstattzeit und der Kelten. Einen geringen Anteil der mehrere hundert Fundstücke bilden die eher unscheinbaren Keramikscherben des Hoch- und Spätmittelalters, die auf einem begrenzten Bereich aufgesammelt worden waren. Diese auffällige Konzentration war nun Anlass dazu, die Scherben im Rahmen der historisch bezeugten "Krugsburg" näher zu betrachten.
Von der Burg sind keine aufgehenden Mauerreste erhalten - ihr Standort wurde vor Jahrzehnten hypothetisch festgelegt. Der renommierte Burgenforscher Helmut Rischert hatte damals alle archivalischen Quellen zur Krugsburg auf dem Kruspelberg sorgfältig zusammengetragen und diese interpretiert. Sein Vorschlag für den Standort beruhte auf der Geländetopografie, ohne dass damals Indizien wie etwa Funde oder Fundamentmauern berücksichtigt werden konnten. Bis heute haben sich im dortigen Umgriff auch keinerlei Streuscherben ausfindig machen lassen
Das nun vorliegende Spektrum der Keramikfunde aus dem Mittelalter gab Anlass, über den Standort der Krugsburg neu nachzudenken. Wenngleich ein echter Beweis erst dann erbracht ist, wenn zweifelsfreie Grabungsergebnisse vorliegen, so verdichteten sich mit den Keramikfunden die Indizien für den tatsächlichen Standort der Krugsburg. Dieser liegt etwa 200 m südwestlich der bisher vermuteten Felsnase.
Am neuen Standort, ein Plateau auf einer Dolomitkuppe, zeigten sich zwar keine Mauerreste, doch bildet es eine ausreichend große Fläche für die, wenn auch kleine Burg. Von Hermann Kerscher, dem ehemaligen Topografen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, liegt ein bearbeitetes digitales Geländemodell vor, welches die heutige Situation im Detail widerspiegelt. Demnach bestanden östlich des Burgstandortes Terrassen, die sich dem Gelände angepasst nach unten ziehen. Das Geländemodell zeigt auch den ehemaligen Zugang, ein im Gelände sichtbarer Hohlweg.
Ein sehr wichtiges Indiz ist völlig anderer Natur. Die angesprochenen Terrassen sind bewachsen mit Brennnesseln und Holunderstauden. Dieser Bewuchs weist auf einen nachhaltigen Eintrag von Nitrat und Phosphat hin, wie dieser im Umgriff von Burgen, ja von menschlichen Siedlungen generell der Fall ist. Die Fachwelt spricht hier von Bioindikatoren. Eine weitere Klärung des Befundes könnte durch archäologische Ausgrabungen erfolgen. Heute steht der Schutz von Denkmälern im Vordergrund Als zerstörungsfreie Prospektion wäre ein Geomagnetisches Verfahren möglich. Ob dieses in absehbarer Zeit erfolgen wird, hängt von der Bereitstellung von Forschungsmitteln ab. Eine weitere physische Zerstörung des Bodendenkmales auf Gemeindegrund ist auf absehbare Zeit wohl ausgeschlossen. Der Autor Karl Heinz Rieder ist promovierter Archäologe und gemeinsam mit Dominik Harrer Kreisheimatpfleger.