Bad Abbach
Neues Zentrum für Rückenpatienten

Im Orthopädischen Uniklinikum Bad Abbach arbeiten Spezialisten für Wirbelsäulenerkrankungen

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Kombinierte Kompetenz aus unterschiedlichen medizinischen Fachgebieten: Das leitende Ärzteteam des neuen Wirbelsäulenzentrums der Orthopädischen Universitätsklinik Bad Abbach/Regensburg mit Professor Joachim Grifka (2.v.r.), Ärztlicher Direktor des Klinikums, und die Mediziner Florian Faber (v.l.), Achim Benditz sowie Daniel Boluki. −Foto: Orthopädische Uniklinik Bad Abbach

Bad Abbach (DK) Die neu eröffnete Sektion Wirbelsäule des Orthopädischen Universitätsklinikums Bad Abbach ist deutschlandweit einmalig. Ärzte und Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen behandeln dort gemeinsam mit Partnern alle Arten von Wirbelsäulenerkrankungen.

Für die Patienten ergeben sich daraus laut einer Pressemitteilung des Klinikums folgende Vorteile: genauere Diagnosen, individuellere Behandlungen und vor allem die Vermeidung von überflüssigen Operationen. Geleitet wird diese neue Sektion von Klinikdirektor Professor Joachim Grifka und den Medizinern Achim Benditz, Daniel Boluki und Florian Faber.

"Die Zahl der Wirbelsäulenoperationen in Deutschland steigt seit Jahren. Viele dieser Eingriffe könnten vermieden werden," erklärte Professor Grifka. Das sei ein untragbarer Zustand. Die Praxiserfahrung der Ärzte des Orthopädischen Diagnostik- und Behand-lungszentrums vor den Toren Regensburgs zeige jedoch, dass "ein großer Teil der Patienten, der anderswo bereits einen Operationstermin hatte, nach der Behandlung in Bad Abbach auch ohne chirurgischen Eingriff wieder beschwerdefrei" gewesen sei.

Grifka nennt ein Beispiel: Was nach einer Diagnose mit dem Kernspintomografen heute oft als Bandscheibenvorfall interpretiert werde, sei in 30 Prozent der Fälle keiner und müsse deshalb nicht operiert werden. "Die Schmerzen haben oft ganz andere Ursachen und können sich nach einer Operation sogar noch verschlimmern", sagte der Klinikchef, der laut Magazin "Focus" zu den führenden Orthopäden in Deutschland zählt.

Patienten mit Rückenschmerzen wüssten meistens nicht, welcher Facharzt für ihre speziellen Beschwerden der richtige sei. "Verbunden mit den zu häufigen Operationen führt das zu einer wachsenden Verunsicherung bei den Betroffenen", erklärte Sektionsleiter Florian Faber.

Das Klinikum Bad Abbach geht deshalb jetzt bei der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen einen anderen Weg. Unter dem Dach des neuen Wirbelsäulenzentrums werden in Zukunft Spezialisten mit Qualifikationen für Orthopädie, Unfallchirurgie, Neurochirurgie, Allgemeinchirurgie, Schmerztherapie, Rehabilitation, manuelle Therapie und Sportmedizin direkt sowohl in den Sprechstunden zur Diagnose als auch bei der Behandlung zusammenarbeiten. Bei Bedarf werden auf Rückenbeschwerden spezialisierte Psychologen, Tumorexperten, Kinderorthopäden und Physiotherapeuten hinzugezogen. Dem Wirbelsäulenpatienten erspart die Konzentration der unterschiedlichen Fachgebiete in einer Klinik Wege und Zeit. Und sie gibt ihm die Sicherheit für eine lückenlose Behandlung seiner Wirbelsäulenbeschwerden.

Ziel sei es, die Erkrankungen der Wirbelsäule wie Wirbelsäulenverkrümmungen, Einengungen des Wirbelkanals, Bandscheibenvorfälle, Osteoporose-Folgen oder auch Wirbelbrüche auf höchstem technischen und wissenschaftlichen Stand zu versorgen. Das gelte für alle Altersgruppen und könne konservativ oder, wenn nötig, operativ erfolgen, erläuterte der Sektionsleiter Achim Benditz.

Angeboten wird zudem eine Zweitmeinungs-Sprechstunde für die Patienten. Diese Akut-Sprechstunde bietet die Möglichkeit, sich vor einer anstehenden Operation nochmals Expertenrat über die Notwendigkeit oder die Möglichkeiten einer Alternativbehandlung einzuholen. Die Praxis beweise den Bedarf für eine derartige Zweitmeinungsberatung, sagte der Sektionsleiter Daniel Boluki. "Denn in vielen Fällen können wir mit einer Alternative zur Operation helfen".

Mit der Eröffnung der neuen Sektion Wirbelsäule wird in der Orthopädischen Klinik auch die Sprechstundenkapazität um mehr als 50 Prozent von 2100 auf 3600 Patienten pro Jahr steigen. "Die Wartezeiten für die Patienten der Orthopädischen Uniklinik werden sich in Zukunft spürbar verkürzen", versicherte Professor Grifka.