Regensburg
Neues Wohngebiet löst Verkehrschaos aus

Weitere 1300 Menschen ziehen in die Regensburger Innenstadt - Das bedeutet rund 1500 zusätzliche Autos

17.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:02 Uhr
Fast fertiggestellt ist das neue Regensburger Wohnviertel Dörnberg, das in der Innenstadt unmittelbar an der Bahnlinie entlang errichtet wurde. −Foto: Effenhauser/Stadt Regensburg

Regensburg (DK) Die Stadt Regensburg hat keine Ahnung, wie viele zusätzliche Autos das vor der Fertigstellung stehende Neubaugebiet "Dörnberg" bringt. Sie verweist auf die Möglichkeit, mit dem Rad- und dem Bus zu fahren. Doch schon heute herrscht Chaos.

 


Es ist ein Morgen wie jeder andere, doch der Blutdruck steigt rapide an: Drei Busse hintereinander versuchen, von der Margareten- in die Kumpfmühlerstraße abzubiegen. Dabei blockieren sie den Verkehr, der in Richtung Altstadt fährt. Die Ecke Fritz-Fend- und Kumpfmühlerstraße wird zunehmend zum Verkehrsknotenpunkt. Doch die chaotischen Zustände zur Hauptverkehrszeit lassen Böses ahnen: Was geschieht eigentlich, wenn das Neubaugebiet "Dörnberg" bewohnt sein wird?

Dabei ist schon heute klar: Die Region versinkt im Verkehrschaos. Der Ausbau der A3 sorgt für lange Staus und Wartezeiten. Auch die Landstraßen sind dicht. Und die Stadt Regensburg wird zunehmend zum Verkehrsbrennpunkt. Das Wachstum der Stadt verschärft die Lage zusätzlich.

 

Der zunehmende Individualverkehr birgt auch Gefahren, etwa für die Radfahrer. Erst kürzlich demonstrierten 650 Radler in der Regensburger Innenstadt für mehr Sicherheit und bessere Radwege. Die Ecke Fritz-Fend- und Kumpfmühlerstraße hat sich dabei als gefährlicher Ort für die Radler herausgestellt. Kein Wunder: Bei Grün rauschen zahlreiche Radfahrer die Brücke hinab, überqueren dann mit hoher Geschwindigkeit die Ampel. Wenn ein Radfahrer dabei vom abbiegenden Verkehr übersehen wird, enden Unfälle häufig mit schweren Verletzungen der Radfahrer.

Deshalb hat die Stadt Regensburg reagiert - und die Situation für den Autoverkehr noch weiter verschärft. Im April sorgte die Stadtverwaltung für eine Änderung der Ampelschaltung. Die Radfahrer haben nur dann Grün, wenn der abbiegende Autoverkehr Rot hat. Zudem wurden rote Streifen auf der Straße angebracht, um die Radspur deutlich abzuheben. Doch das eigentliche Verkehrschaos kommt erst noch. Derzeit stehen noch die meisten Wohnungen im neuen Stadtviertel "Dörnberg" leer. Insgesamt sind es 1300 Appartements unterschiedlicher Größe. Die hohen Kosten für die Immobilien dürften dafür sorgen, dass sich nur eine betuchte Klientel die Wohnungen überhaupt leisten kann. Zwar muss je Wohneinheit jeweils ein Parkplatz vorgehalten werden, doch viele Haushalte haben zwei Autos. So dürften am Ende im "Dörnberg" mindestens 1500 zusätzliche Fahrzeuge hinzukommen.

Die Stadt teilt dazu auf Anfrage unserer Zeitung mit: "Hinsichtlich des auftretenden Verkehrs ist festzustellen, dass durch das Dörnberg-Quartier, wie durch jede Maßnahme der Innenverdichtung, unbestritten zusätzliche Verkehre erzeugt werden - unabhängig von einer allgemeinen Verkehrszunahme." So äußert sich eine Sprecherin. Doch dass die künftigen Bewohner des Viertels auf ihre SUVs verzichten, daran glaubt man bei der Stadt offenbar fest: "Eine Aussage über hinzukommende Autos ist zum einen aufgrund der laufenden Bautätigkeiten und der noch nicht abgeschlossenen Aufsiedlung des Gebietes, zum anderen aber deshalb nicht möglich, weil das Nutzerverhalten hier einen entscheidenden Einfluss hat", erklärt die Sprecherin weiter. Das Gebiet verfüge über eine gute Anbindung und Erschließung für Radfahrer sei mit dem ÖPNV gut erreichbar, heißt es weiter.

Zumindest soll das Neubaugebiet durch eine weitere Brücke im Westen an die Kirchmeierstraße angebunden werden. Damit würden morgens um 7.30 Uhr nicht alle Autos gleichzeitig in die Kumpfmühlerstraße einbiegen. Und ohnehin glaubt die Stadt ja daran, dass zahlreiche Dörnberg-Bewohner künftig das Rad nehmen werden oder den Bus. Apropos: Selbst der Radweg ist an dieser Stelle oft recht dicht befahren.

Christian Eckl