Neues Stadion nicht außerhalb der Stadt bauen

20.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:40 Uhr

Zum Thema Aufstieg des FC Ingolstadt und Bau des neuen Fußballstadions:

Als ehemaliger Ingolstädter, der als Schüler jahrelang regelmäßiger Besucher von Fußballspielen des ESV und MTV Ingolstadt war, freut mich der Erfolg des FC Ingolstadt 04 sehr. Die bisherigen Planungen für den Standort eines neuen, bundesligatauglichen Fußballstadions kann ich jedoch nur bedingt nachvollziehen. Die Notwendigkeit eines Neubaus ist Faktum, der Platz weitab vor den Stadttoren auf dem ehemaligen Bayernoil-Gelände scheint mir jedoch unglücklich gewählt. Denn damit wäre die einmalige Chance vertan, auf dem Gelände des ehemaligen ESV-Stadions definitiv ein schmuckes Fußballstadion im Zentrum der Stadt zu bauen.

Mittlerweile in der Schweiz wohnhaft (St. Jakobs-Park, Basel; Letzigrundstadion, Zürich) und als ehemaliger Medizinstudent in Freiburg im Breisgau (Dreisamstadion) kann ich von den Vorzügen eines Stadions innerhalb der Stadtgrenzen nur schwärmen. Wie angenehm war es jeweils mit Bus, Straßenbahn oder noch besser mit dem Fahrrad ins Stadion zu fahren. Das ging und geht problemlos und es bestand nie Bedarf ausgedehnter Autoparkplatzkapazitäten. In Basel gibt es sogar einen Bahnhof direkt am Stadion, der zusammen mit jeweils eingesetzten Sonderzügen, Sonderbussen und Straßenbahnen des ÖPNV von einem Großteil der Zuschauer in Anspruch genommen wird.

Ein Stadionneubau als reines Fußballstadion mit einer Kapazität für 15 000 Zuschauer sollte problemlos auf dem bisherigen ESV-Gelände möglich sein und genug Raum für einen Vorplatz, Medien- und Rettungsfahrzeugparkplätze, Fahrradstellplätze und den Ausbau der stadioninternen Infrastruktur auf bundesligaübliches Niveau ermöglichen. Eine gewisse Anzahl von Fanbussen könnte auf den Parkplätzen der Paul-Wegmann-Halle untergebracht werden. Der existierende Nebenplatz könnte zu einem Rasen-Aufwärmplatz umfunktioniert werden.

Durch entsprechende Organisation sollte es möglich sein, den Hauptteil der Fanmassen aus München, Nürnberg, Augsburg usw. via Bahn über den Hauptbahnhof und eine neugestaltete überdachte Gleisbrücke zu lenken. Sonderzüge innerhalb der Stadt über den Nordbahnhof wären denkbar. Die dennoch zweifellos erforderlichen Parkplätze für die restlichen Fans könnten durch das Parkhaus am Hauptbahnhof und die zahlreichen freistehenden Kapazitäten der Tilly-Tiefgarage mit entsprechender Busanbindung gewährleistet werden. Solche Park & Ride-Angebote existieren in zahlreichen Fußballstädten.

Selbstverständlich müsste auch in Maßnahmen zur Lärmbegrenzung zum Wohle der Anwohner investiert werden. Durch eine Tribünenüberdachung beziehungsweise Schallschutzmauer zur Asamstraße hin sollte dies zu gewährleisten sein. Wer dennoch die "Ruhestörung" alle zwei Wochen nicht ertragen kann, der sei darauf hingewiesen, dass er neben ein seit Jahrzehnten existierendes Fußballstadion gezogen ist, das in den 60er und 70er Jahren bereits schon ähnliche Fußballparties erlebt hat. Dass eine derartige Lösung teurer als ein kompletter Stadionneubau mit vollständig neuer Infrastruktur sein soll, kann ich mir kaum vorstellen und es wäre zu wünschen, den Fußball in Ingolstadt im Herzen der Stadt statt weitab vor den Stadttoren zu feiern. Deshalb kann ich nur an die Entscheidungsträger aus Stadt und Verein appellieren, die Standortfrage noch einmal zu überdenken.

Olaf Büttner

Basel