Etting
Neuer Streit mit den Nachbarn?

In Etting regt sich Unmut über mangelnde Entlastungseffekte durch die Nordumgehung

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Breite Trasse und Rampen: So soll die ausgebaute Ettinger Ostumgehung in einigen Jahren aussehen. Diese Computersimulation zeigt einen Blick von Osten auf das Audi-Parkhaus nahe der Einmündung der Kipfenberger Straße (hinten, halbrechts). ‹ŒGrafik: Audi AG

Etting (DK) Da steht wohl neuer Streit an: Das Ringen zwischen Stadt Ingolstadt und Landkreis Eichstätt um die Öffnung der Staatsstraße 2335 bei Wettstetten geht unvermindert weiter. Von der Stadtspitze kamen bei der Ettinger Bürgerversammlung am Donnerstag dazu kämpferische Töne.

Es gab viele Tagesordnungspunkte bei der von knapp 200 Zuhörern besuchten Versammlung im Ettinger Sportheim, Brisanz hatte allerdings nur dieser eine: Im nördlichsten Ingolstädter Vorort gärt es, weil auch Monate nach der Fertigstellung des letzten Teilstücks der neuen Nordumgehung zumindest auf der Kipfenberger Straße (Nord-Süd-Achse) keinerlei Entlastungseffekte beim Durchgangsverkehr zu spüren sind. Und weil im Landkreis Eichstätt offenbar wenig bis keine Bereitschaft besteht, die seinerzeit den Ingolstädtern zugesagte beidseitige Öffnung der besagten Staatsstraße zügig anzugehen. Im Eichstätter Kreistag war das Thema zuletzt geradezu abgebügelt worden (DK berichtete).

Bürgermeister Albert Wittmann, bekanntlich selbst Ettinger und mit der Sache seit Jahren befasst, äußerte vor den Bürgern wenig Hoffnung, dass sich in punkto Staatsstraßenöffnung in näherer Zukunft viel bewegen wird: "Ich sage voraus, dass das Planfeststellungsverfahren sehr, sehr lange dauern wird; die Zusagen des Landkreises sind leider nicht eingehalten worden."

Hintergrund der neuerlichen Eskalation: Die nunmehr fertige Gaimersheimer und Ettinger Nordumgehung kann in Spitzenzeiten wegen mehrerer Ampeln am Knoten mit der Ettinger Ostumgehung die Verkehrsströme auch nur unzureichend bewältigen. Es gibt lange Rückstaus, vor allem nach Wettstetten, die viele von Norden Richtung Audi und Stadt drängende Autofahrer dazu bewegt, dann doch lieber wieder durch die Ettinger Ortsmitte zu fahren. Das städtische Amt für Verkehrsmanagement kann diesen Anstieg durch Messungen klar belegen. Albert Wittmann geht davon aus, dass der Verkehr, solange es bei Audi brummt, sogar noch zunehmen wird.

Die jüngste Entwicklung sei eine "Katastrophe", hieß es dazu am Mittwochabend aus den Reihen der Bürger. Allgemein wird im Ort die volle Öffnung der Staatsstraße 2335 als Entlastungsstrecke herbeigesehnt - als Geste des guten Willens von Landkreis und Gemeinde Wettstetten, den Audi-Verkehr nördlich von Ingolstadt zumindest etwas zu verteilen.

Wie mehrfach berichtet, soll die vor vielen Jahren wegen erhöhter Unfallzahlen an der Einmündung in die Ostumgehung für den Verkehr Richtung Nordosten geschlossene Staatsstraße neu angebunden werden - höhenfrei, wie es in der Planersprache heißt, also mit einer Überführung und mit Einfädelspuren. Das hierfür notwendige Planfeststellungsverfahren ist zwar angelaufen, ein Ende aber nicht abzusehen und wegen möglicherweise noch folgender Klagen völlig ungewiss. Die Stadtspitze befürchtet offenbar, dass im Landkreis Eichstätt auch niemals Druck hinter das Verfahren kommen könnte.

Oberbürgermeister Christian Lösel bekräftigte vor den Ettinger Bürgern die schon lange gegebene Zusage der Stadt, dass Ingolstadt bei der Finanzierung des neuen Straßenanschlusses auch gerne in Vorleistung treten wird.

Auf keinen Fall, so Bürgermeister Albert Wittmann auf die Wortmeldung eines Bürgers hin, werde man sich auf neuere Gedankenspiele einlassen, aus Wettstetten noch mehr Verkehr auf die Nordumgehung zu leiten. Es sei "ein Skandal", so Wittmann, dass die Staatsstraße 2335 "auch nach 15 Jahren noch gesperrt" sei. Das also sei die "gute Nachbarschaft", die vormals stets von den Wettstettenern eingefordert worden sei.