Neuer Service: Dr. Sommer gibt Psycho-Tipps für Lokalpolitiker

07.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:04 Uhr

Sie haben es vermutlich schon gehört. Dieter Bohlen, der krass erfolgreiche Musiker, Produzent und geliebte wie verhasste Juror bei "Deutschland sucht den Superstar", macht jetzt auf Doktor Sommer. In der "Bravo" beantwortet er Fragen der Jugendlichen und gibt Tipps für alle Lebenslagen. Damit ist Doktor Sommer arbeitslos. – Aber wir haben die Chance genutzt und Frau Doktor Sommer umgehend verpflichtet. Im DONAUKURIER beantwortet sie nach der Stadtrats-Wahl die Fragen der Politiker.

Wir Freien Wähler verstehen die Welt nicht mehr, wurden von fünf auf zwei Sitze gerupft. Wie konnte das passieren? (Herbert E.)

Dr. Sommer: Das nennt man Rationalisierung. In unserer globalisierten Welt müssen immer weniger Menschen immer mehr leisten. Man kennt das aus der Wirtschaft; dieser Trend erfasst nun auch die Politik. Sehen Sie es positiv: Die Wähler gehen offenbar davon aus, dass ihre beiden Stadträte künftig die Arbeit von Fünfen leisten können.

Ich wollte Bürgermeisterin werden, habe aber nur ein Drittel der Stimmen erhalten. Wie kann ich diese Schlappe medienwirksam als Sieg verkaufen? (Kirsten A.)

Dr. Sommer: Politik ist bekanntlich nur eine Frage der Sichtweise. Bleiben Sie cool und selbstbewusst und erzählen Sie den Leuten, dass Sie total zufrieden sind mit dem Ausgang der Wahl. Denn Sie sind immerhin Zweite geworden, Amtsinhaber Michael Schneider dagegen landete bei der Bürgermeister-Wahl auf dem vorletzten Platz.

Liebe Frau Dr. Sommer, ich habe mich verpokert. Von Listenplatz 20 aus wollte ich den Sprung in den Stadtrat schaffen und es allen Kritikern nochmal zeigen. Leider ist das Konzept nicht aufgegangen. (Volker S.)

Dr. Sommer: Da haben Sie sich in der Tat verpokert. Im Nachhinein kann man da freilich nicht mehr nachkarteln. Ich rate Ihnen aber für die Zukunft: Finger weg vom Pokern; vielleicht haben Sie beim Schafkopfen mehr Glück.

Mein Problem ist Folgendes: Ich habe als junger Stadtrat das beste Ergebnis aller Bewerber erreicht. Jetzt habe ich natürlich eine wichtige Rolle, kann Ansprüche anmelden und in der CSU fällt keine Entscheidung mehr ohne mich. Aber wie mache ich den arrivierten Parteifreunden, auf gut Deutsch: den Alten, klar, dass jetzt ein 30-Jähriger das Sagen hat? (Siegi L.)

Dr. Sommer: Das ist im Grunde ein Generationen-Konflikt. Hier trifft jugendliche Forschheit auf die Gelassenheit des Alters; Aktionismus auf Routine; Angriffsfußball auf Kontertaktik. Wichtig ist, dass Sie sich Ihrer Stärke bewusst werden und sich klar machen, dass Sie nun wichtig sind. Aber Sie müssen das richtige Maß finden: Feuer kann wärmen, aber auch zerstören. Seien sie also behutsam im Umgang mit den älteren Kollegen; denn die können unter Umständen nicht mit Ihnen Schritt halten.

Wir von der Riedenburger SPD haben ein Stadtrats-Mandat verloren. Wie können wir diese Niederlage für uns nutzen? (Maria K.-H.)

Dr. Sommer: Da sie als SPD für soziale Politik stehen, ist das ganz einfach. Schauen Sie in den Duden; sozial bedeutet auch: wohltätig. Vermeiden Sie also künftig die Aussage, Sie hätten einen Sitz im Stadtrat verloren. Machen Sie den Leuten klar, dass sie sich auf das "S" im Parteinamen besonnen haben und es notwendig war, ein Mandat zu spenden, um der Bürgerliste Starthilfe zu geben. Das gefällt den Leuten und hebt Ihr Image.

Hallo, ich habe mit der neu gegründeten FDP auf Anhieb den Sprung in den Stadtrat geschafft. Das Dumme ist nur: Jetzt muss ich mit all denen zusammenarbeiten, die ich in den vergangenen Wochen im Wahlkampf tierisch beleidigt habe (Wolfgang S.)

Dr. Sommer: Zunächst einmal Gratulation zu Ihrem Erfolg! Sie müssen einen Neuanfang starten. Sprechen Sie sich mit Ihren Kontrahenten aus, entschuldigen Sie sich für Ihre Entgleisungen und versprechen Sie, sich künftig zusammenzunehmen. Bauen Sie fortan Ihren Frust lieber in einem Laser-Schieß-Kino ab.

Als Kämpfer für Recht und Ordnung in der Großgemeinde haben mich die Bürger endlich an die Spitzenposition der CWG gehievt. Meine Frage ist nun: Kann ich als angehender CWG-Fraktionschef und Vize-Bürgermeister in spe Vorsitzender des Fischerei-Vereins bleiben oder muss ich von diesem Amt zurücktreten? (Helmut S.)

Dr. Sommer: Das ist eine tierisch gute Frage. Im Grunde können Sie sich diese nur selbst beantworten. Zu bedenken ist allerdings, ob Ihnen noch genügend Zeit für den Kini-Stammtisch, den Gicht-Club und Ihre weiteren gesellschaftlichen Verpflichtungen bleibt. ? Tobias Zell