Neuer Schwung für die Profikarriere

22.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:17 Uhr

Auf dem Grün hat sie Großes vor: In ihren vier Jahren an der San José State University in Kalifornien will sich Franziska Friedrich aus Liebenstadt fit machen für ihre Profikarriere. Archivfoto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Den Start ins neue Jahr hat sie bei ihrer Familie verbracht, aber jetzt packt sie wieder ihre Koffer und fliegt nach Kalifornien. An der San José State University studiert Franziska Friedrich nicht nur Business, sondern sie will dort auch den Grundstock für ihre sportliche Karriere legen. Die 21-Jährige aus Liebenstadt zählt nämlich zu den besten Golferinnen in Deutschland und will in einigen Jahren auf der Profitour durchstarten.

Es ist erst ein paar Monate her, dass es der Golfsport der Damen zum ersten Mal in die große Öffentlichkeit in Deutschland geschafft hat. Beim Golfclub St. Leon-Rot in Baden-Württemberg lieferten sich im September 2015 die europäische Auswahlmannschaft und das Team USA einen dramatischen Wettkampf um den Solheim-Cup, die wichtigste Trophäe im Frauengolf. Sogar die ARD Sportschau richtete ihre Kameras auf das Duell der Kontinente, in dem die Mannschaft mit den beiden deutschen Profigolferinnen Sandra Gal und Carolin Masson denkbar knapp den Kürzeren zog. Nur alle zwei Jahre wird um den Solheim-Cup gespielt – und vielleicht ist eines Tages auch Franziska Friedrich dabei, um für das Team Europa um Punkte und Ehre zu kämpfen.

Zu den besten Golferinnen der Welt zu gehören – das ist der große Traum der 21-jährigen Liebenstädterin, die schon heute zur deutschen Spitze zählt und schon vier Jahre lang der deutschen Nationalmannschaft angehörte. Seit dem vergangenen Jahr geht Franziska Friedrich jedoch einen eigenen Weg, fernab von Deutschland, um sich auf ihre Karriere auf Profigolferin vorzubereiten. Von der San José State University hat sie ein Stipendium erhalten, das ihr ermöglicht, sowohl zu studieren als auch ihren sportlichen Traum zu erfüllen.

Nach vier Jahren an der Universität will Franziska Friedrich in den USA bleiben, um ihre Profikarriere zu starten. „Denn nur in den USA gibt es im Frauengolf auch genug zu verdienen“, sagt sie. Die deutsche Spitzengolferin Sandra Gal erspielte sich beispielsweise im vergangenen Jahr auf der US-amerikanischen Profitour über eine halbe Million Dollar – als Nummer 30 der Geldrangliste. Auf der europäischen Profitour gab es für Platz 30 dagegen nur ein Zehntel davon.

Weil das Frauengolf in Europa finanziell so unattraktiv ist, hat sich Franziska Friedrich gleich entschieden, alles auf eine Zukunft in den USA auszurichten. „Es wahrscheinlich besser, wenn ich jetzt schon dort lebe und mir einen Freundeskreis aufbauen kann“, sagt die 21-Jährige vom Golfclub Abenberg, für die in Kalifornien nun das zweite Semester anbricht. Mit zwei Mannschaftskameradinnen aus dem Golfteam der Universität teilt sich die Liebenstädterin eine Wohnung. „Es gefällt mir super gut“, sagt sie. „Am Anfang hatte ich zwar viel Angst, ob mein Englisch gut genug ist, aber da kommt man ganz gut rein.“

In die Elite der Golferinnen vorzustoßen, ist dagegen eine viel schwierigere Aufgabe. Das hat Franziska Friedrich längst zu spüren kommen. Gleich nach dem Abitur 2013 am Hilpoltsteiner Gymnasium unternahm sie ihren ersten Anlauf, um Profigolferin zu werden. „Damals habe ich zwei Jahre lang nur Golf gespielt“, sagt sie. Quasi jeden Tag stand sie bis zu acht Stunden auf dem Platz. Doch der große Durchbruch wollte ihr nicht gelingen. „Ich habe gedacht, wenn man doppelt so viel trainiert, gibt es auch doppelt so viel Erfolg – aber so war es nicht.“

Auf den ersten Blick ging es in dieser Zeit schon zielstrebig nach oben für Franziska Friedrich. „Ich hatte auf alle Fälle ein paar gute Turniere dabei.“ So gewann die Liebenstädterin 2012 die französische Amateurmeisterschaft der Damen. Ein Jahr später wurde sie dritte deutsche Amateurmeisterin. Und im vergangenen Jahr wurde sie immerhin Fünfte bei einem Profiturnier in Straßburg. In der Weltrangliste der Amateurgolferinnen kletterte Friedrich mit solchen Ergebnissen auf einen Platz um die 130. „Aber zum Profi-Sein gehört so viel mehr dazu, als nur gut zu spielen“, stellte sie eines Tages selbstkritisch fest. „Vor allem mental war ich damals wohl noch nicht so weit.“

Ausgezeichnet Golf spielen – das können alle, die Golfprofi sind oder es werden wollen. Wer es aber schafft, darüber entscheidet vor allem der Kopf. Eine Lektion, die auch Franziska Friedrich lernen musste. „Man spielt einfach anders,wenn man seinen Lebensunterhalt damit verdienen will und Golf plötzlich das einzige ist, was man hat.“ Darüber habe sie sich damals oft den Kopf zerbrochen und mit der Zeit immer mehr reingesteigert. „Das war schon sehr viel Druck, als ich alles auf eine Karte gesetzt habe, um Profi zu werden.“ Ihr Weg schien damals in eine Sackgasse zu führen. Also entschied sich das Ausnahmetalent für einen neuen Weg.

„Es fühlt sich jetzt alles viel besser an“, sagt die 21-Jährige über ihr erstes Semester an der San José State University. „Hier kann ich studieren und mir bleiben gleichzeitig fünf Stunden pro Tag zum Training.“ Ihr sportliches Pensum hat sie also reduziert im Vergleich zu den vergangenen Jahren, doch ihrem Golfspiel scheint das nicht zu schaden – ganz im Gegenteil. „Ich habe gelernt, dass man auch weniger, aber dafür viel fokussierter trainieren kann.“ Und es gibt ihr ein gutes Gefühl, dass sie sich mit ihrem Studium einen Plan B erarbeiten kann, falls es mit der Profilaufbahn nicht klappen sollte.

Dreieinhalb Jahre hat sie jetzt Zeit, um sich während des Studiums für diese Karriere fit zu machen. In dieser Zeit braucht sie sich auch keine Gedanken über ihren Lebensunterhalt zu machen. Denn Wohnung, Essen, Schulgeld und das Startgeld für die College-Turniere – all das übernimmt die Universität für Franziska Friedrich. Alle Mitglieder des Golfteams bleiben aber zunächst Amateure, was bedeutet, dass sie keine Preisgelder ausgezahlt bekommen, selbst wenn sie einen Spitzenplatz bei einem Profiturnier erreichen.

Sportliche Ziele gibt es trotzdem zur Genüge: Bei den Turnieren der US-amerikanischen Universitäten kann sie sich nicht nur einen guten Namen machen, sondern auch viele Punkte für die Amateurweltrangliste sammeln. Außerdem bestreitet sie die Qualifikation für die US Open, die auch bei den Damen zu den wichtigsten Golfturnieren des Jahres gehören. Nach dem zweiten Semester in San José kommt sie erst mal wieder heim nach Liebenstadt. „In den Semesterferien im Sommer bin ich wahrscheinlich gleich drei Monate lang zu Hause.“ In dieser Zeit steht dann ein Golfturnier nach dem anderen auf dem Programm, unter anderem die europäische Amateurmeisterschaft.

Dass sie sich nun mit der Profikarriere ein paar Jahre gedulden muss, damit hat sich die ehrgeizige Liebenstädterin inzwischen gut angefreundet. „Ich bin froh, dass ich es gleich nach dem Abitur probiert habe, aber ich habe eben gemerkt, dass ich erst einmal an die Uni muss.“ An ihrem großen Ziel hat sich deshalb nichts geändert. „Ich will nicht nur zu den Profis wechseln, sondern auch erfolgreich auf der US-Tour werden“, sagt Franziska Friedrich. „Und diesen festen Glauben muss ich auch haben – sonst macht es ja keinen Sinn.“