Laibstadt
Neuer Glanz für Feldkreuz am Sommerkeller

Einst von Regina Lutz gestiftet - Bei Festakt auf das arbeitsreiche Leben der 1975 Verstorbenen geblickt

07.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:20 Uhr
Das frisch restaurierte Sommerkellerkreuz bietet wieder einen ansehnlichen Anblick. −Foto: Herler

Laibstadt (nhe) Mit einem kleinen Festakt ist am Sonntag der Abschluss der Restaurierung des so genannten Sommerkellerkreuzes gefeiert, das der Heimatverein Laibstadt vor ein paar Jahren zur Pflege übernommen hatte. Das Feldkreuz war vor genau 60 Jahren 1959 von Laibstadts Pfarrer Max Prem gesegnet worden. Gestiftet hatte es Regina Lutz.

Die Feier bot Gelegenheit einen Blick auf ihr Leben zu werfen, das im Rahmen eines Zeitungsberichtes anlässlich ihres 50-jährigen Dienstjubiläums auf dem Meierbauernhof in Laibstadt festgehalten worden war. Daraus geht hervor, dass sie es wahrlich gerade in jungen Jahren nicht einfach hatte. Elf Kinder waren sie in der Familie, der Vater war Weber von Beruf - ein hartes Brot, wenn man elf Kinder zu ernähren hat.

Als Regina gerade vier Jahre alt war, starb 1900 der Vater ganz plötzlich, das jüngste Kind zählte damals erst sechs Wochen. Da mussten auch die älteren Kinder tüchtig mitarbeiten, um die Familie durchzubringen. Die Mutter heiratete bereits ein Jahr später 1901 Johann Leupandeur, gebürtig aus Würzburg. Er war der letzte Nachtwächter Laibstadts. Mit ihm bekam Regina einen guten Stiefvater, musste jedoch wie damals üblich bereits mit 13 Jahren die Familie verlassen, um nach sieben Schuljahren eine Stelle als Jungmagd auf einem Hof im acht Kilometer entfernten Pfraunfeld anzunehmen.

Am 2. Februar 1915 mit 19 Jahren kam sie nach Laibstadt zurück und arbeitet hier bis zu ihrem Lebensende 60 Jahre lang auf dem Gut der Familie Böll. Als sie dort anfing, gab es noch fünf Knechte, einen Schweizer, der nur fürs Milchvieh zuständig war, und zwei weitere Mägde neben ihr. Sechs Pferde standen damals im Stall.

1965, zum 50-jährigen Dienstjubiläum von Regina Lutz, waren auf dem gleichen Hof nur noch zwei Arbeitskräfte beschäftigt und Pferde gab es überhaupt nicht mehr - dafür aber umso mehr Maschinen. "Arbeit gab es immer genug und das war mir gerade recht so", diktierte Regina Lutz damals dem Redakteur in den Notizblock. Mit Unterstützung der Familie Böll ließ sie 1959 nicht weit entfernt von deren Hof an der Straße nach Bergen das Feldkreuz errichten. Es ist noch das Original von 1959, wie man auf dem Foto des Zeitungsberichts über die Einweihung sehen kann.

Während der Flurbereinigung versetzte es dann der Neffe von Regina Lutz, Vinzenz Lutz, nach der Neuverteilung der Flächen um 1985 von der Bauernsgasse zum Sommerkellerplatz, weil die Lutzens gleich nebenan einen Acker zugeteilt bekommen hatten. 1990 brachte das Sturmtief Wiebke das Kreuz in die Horizontale. Die Holzverkleidung bot dem Wind viel Angriffsfläche und das Eisen, an dem das Kreuz befestigt war, war wohl nicht von bester Qualität.

Das Eisen wurde erneuert, das Kreuz hing aber seitdem leicht nach hinten. Vor ein paar Jahren hat es der Heimatverein Laibstadt quasi vor dessen "Wohnzimmer", dem Sommerkellerplatz, zur Pflege übernommen. Im Rahmen der Restaurierung wurde es dreimal dunkelbraun gestrichen. Das Holz und der nicht mehr ansehnliche Corpus sollten nach 60 Jahren einen Neuanstrich erhalten. Eine Überraschung gab es bei der Abnahme der Christusfigur, die entgegen den Erwartungen aus Guss und deshalb ziemlich schwer ist. Matthäus Schneider aus Hilpoltstein, dessen Bruder in Laibstadt lebt, hatte sich bereit erklärt, die Figur zu überarbeiten. Dazu wurde sie von ihm sandgestrahlt, grundiert und anschließend sehr ansprechend komplett neu gefasst. Auch eine neue Tafel mit der INRI-Inschrift fertigte er an. Um das Kreuz wieder aufzuhängen, mussten schließlich drei Männer mit vereinten Kräften anpacken, damit der Corpus wieder in den vorgesehenen Bohrlöcher hängt

Die Figur selbst ist sehr interessant und in ihrer Art einzigartig in der Laibstädter Flur, weil sie sich an romanischen Vorbildern orientiert. Bis in romanische Zeit wurde Christus aufrecht und nur wenig bewegt dargestellt als ein Jesus der mit den Worten "Es ist vollbracht!" über den Tod triumphiert. Auch der typisch romanische Viernageltypus, bei dem Hände und Füße mit vier Nägeln ans Kreuz geschlagen sind, fand bei dieser Figur Anwendung. Im Gegensatz dazu werden gotische Kreuzfiguren im Dreinageltypus dargestellt, wobei nur noch ein Nagel die übereinander gestellten Füße durchbohrt.

Laibstadt besitzt insgesamt 22 Flurdenkmäler: Jeweils vier davon Kapellen, Marterl und Bildstöcke. Dazu kommen noch 14 Feldkreuze.