Wenn
Neuer Glanz für alte Rechner

27.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:46 Uhr

 

Wenn neue Spiele nicht mehr flüssig laufen, greifen Computerzocker gern zu einer neuen Grafikkarte. Besonders für Einsteiger ist die Wahl des richtigen Beschleunigers aber oft schwierig – zu groß und verwirrend ist die Vielfalt der Modelle.

Ein gutes Computerspiel braucht nicht unbedingt eine prächtige Grafik. Wer viel Geld für einen PC ausgibt, will dafür aber natürlich auch spektakuläre Effekte und schöne Bilder sehen – und das geht nur mit der richtigen Grafikkarte. Allerdings gilt das in der Regel nur für Zocker: Wer mit seinem PC vor allem Büroprogramme nutzt, im Internet surft oder Filme schaut, muss gar kein zusätzliches Geld ausgeben.

Denn der Grafikbeschleuniger (GPU) ist oft Teil des Hauptprozessors (CPU). Diese integrierten Grafikchips sind häufig in Notebooks zu finden, immer öfter aber auch in Desktop-Rechnern. Sie sind vor allem für Nutzer gedacht, die ihrem Rechner nicht zu viel abverlangen. „Für Otto Normalverbraucher reicht eine integrierte Grafik eigentlich immer aus“, sagt Friedrich Stiemer, Redakteur bei der Zeitschrift „PC Welt“.

Die Entwicklung sei inzwischen so weit vorangeschritten, dass die Chips auch Videos in Full-HD-Auflösung problemlos abspielen. Ältere Spiele sind damit oft auch kein Problem. Und wer ein paar Qualitätseinbußen akzeptieren kann, kann mit den Chips sogar aktuelle Titel zocken. Bei neueren Intel-Core-Prozessoren ist zum Beispiel der Grafikbeschleuniger HD Graphics 4000 mit an Bord. Nach einem Test des Onlinemagazins „Notebookcheck.com“ schafft der selbst beim anspruchsvollen Shooter „Battlefield 4“ noch anständige 32 Bilder pro Sekunde, wenn auch nur bei geringer Auflösung.

Wer die volle Grafikpracht erleben will, sollte aber ein wenig Geld in die Hand nehmen. „Gamer müssen mindestens 200 Euro anlegen, um auch aktuelle Spiele flüssig in den vollsten Details zocken zu können“, so Stiemer. Auch Computernutzer, die viel mit Bildbearbeitung oder 3D-Modellen arbeiten, profitieren von einer separaten Grafikkarte mit eigenem Arbeitsspeicher. Die gibt es von zahlreichen Herstellern, doch bei den verarbeiteten Prozessoren finden sich nur zwei Namen: Nvidia mit seinen Geforce-Chips und AMD, Hersteller der Radeon-GPUs. Weil beide Firmen ständig neue Grafikbeschleuniger auf den Markt werfen, ist es selbst für Profis schwierig, in der Modellflut den Überblick zu behalten.

Auch die Bezeichnungen aus Nummern und Buchstaben sind dabei auf den ersten Blick keine große Hilfe. Ist das System einmal durchschaut, lässt sich am Namen eines Grafikchips aber gut ablesen, wie aktuell und leistungsstark er ist. Bei den Geforce-Chips steht die erste Zahl der Bezeichnung für die Generation, die zweite Zahl für die Leistung. So stammt zum Beispiel eine GTX 650 aus der sechsten Generation und gehört zur Einstiegsklasse, eine GTX 780 ist hingegen neuer und hat deutlich mehr Power.

Bei AMD funktioniert das ähnlich. Auch hier steht die erste Ziffer für die Generation, die nächsten beiden für die Leistung. Ein HD 7770 ist demnach ein aktueller und günstiger Chip mit geringer Leistung, die HD 7950 stammt aus derselben Generation, ist aber stärker. Gleichzeitig hat AMD die R-Modelle eingeführt. Auch hier gilt: Je höher die Zahl, desto größer die Leistung. Ein R5 220 ist folglich wesentlich schwächer als ein R9-290-Chip.

Die Wahl des Herstellers ist am Ende eine Geschmacksfrage. „Nvidia hat Vorteile bei der Geschwindigkeit und stereoskopischer 3D-Darstellung. AMD hat dafür erst kürzlich eine neue Renderschnittstelle veröffentlich, die großes Potenzial hat - und zudem meist die etwas günstigeren Preise“, erklärt Tom Loske vom Magazin „PC Games Hardware“. „Alles in allem sind beide Hersteller auf Augenhöhe.“

Leise und leistungsfähige Karten gibt es nach Angaben des Experten ab 150 Euro, mehr als 250 Euro müsse zurzeit kaum jemand investieren. Am falschen Ende sollten Computerspieler aber auch nicht sparen. Denn auch wenn ältere Grafikkarten noch immer erhältlich sind und mit relativ guter Leistung bei niedrigen Preisen locken, kann der Kauf langfristig teuer werden. Denn aktuelle Chips verbrauchen meistens deutlich weniger Strom. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Gehör: Der niedrige Stromhunger erwärmt die Chips nicht so stark wie bei älteren Karten. Der Kühler muss also weniger Arbeit verrichten, der Rechner läuft leiser.

Bevor aufgerüstet wird, sollten Verbraucher außerdem grundsätzlich überprüfen, ob der vorhandene Rechner überhaupt mit der neuen Grafikkarte klarkommt. Oft sind Gehäuse zu klein oder das Netzteil gibt nicht genug Leistung für den Chip ab. Loske warnt daher vor Fehlinvestitionen: „Manchmal ist es überhaupt nicht sinnvoll, eine zusätzliche Grafikkarte einzubauen“, so der Redakteur. „Denn wenn die restlichen Komponenten des Rechners bereits einige Jahre auf dem Buckel haben, stellen sie einen Engpass dar und verhindern, dass die neue Grafikkarte ihr volles Potenzial ausspielen kann.“ tmn