Landkreis Roth
Neuer Chefarzt an der Kreisklinik

Der Aufbau eines Herzkatheterlabors ist die große Aufgabe für Thomas Anger

01.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:29 Uhr
Als neuer Chefarzt an der Rother Kreisklinik mit dem Schwerpunkt Kardiologie hat Thomas Anger am 1. Oktober seinen Dienst angetreten. Klinikvorstand Werner Rupp bezeichnet den Chefarztwechsel als eine "einschneidende Veränderung für ein kleines Krankenhaus wie unseres". Wer die Nachfolge von Angers Vorgänger Dirk Asshoff im Amt des Ärzlichen Leiters der Kreisklinik übernimmt, entscheidet der Verwaltungsrat erst in seiner Sitzung am 22. Oktober. −Foto: Münch

Hilpoltstein/Roth - Unter den sechs führenden Medizinern am Rother Krankenhaus hat sich in dieser Woche ein personeller Wechsel vollzogen: Nach fast einem Vierteljahrhundert im Dienst der Kreisklinik verabschiedete sich der Ärztliche Leiter Dirk Asshoff zum 30. September in den Ruhestand. Asshoffs Posten als Chefarzt der Inneren Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie übernahm zum 1. Oktober der 50-jährige Thomas Anger. Über den Nachfolger von Dirk Asshoff als Ärztlicher Leiter wird dagegen erst am 22. Oktober im Verwaltungrat der Kreisklinik abgestimmt.

So anspruchslos der erste Arbeitstag für Thomas Anger begonnen hat, nämlich mit dem Abholen seines weißen Arztkittels in der Kleiderkammer, so anspruchsvoll wird seine Aufgabe an der Kreisklinik sein. Denn im Zuge der heuer begonnenen Generalsanierung und Erweiterung der Kreisklinik hat der neue Chefarzt den Auftrag, die kardiologische Abteilung auf ein neues Niveau zu heben. Neu geschaffen werden soll unter Angers Leitung ein sogenanntes Herzkatheterlabor. Damit wird es möglich sein, Patienten mit schweren Herzinfarkten erstmals direkt in Roth zu behandeln.

Der neue Chefarzt, der in Schwäbisch Gmünd aufgewachsen ist und der in den vergangenen neun Jahren als leitender Oberarzt an den Kliniken Calw in Baden-Württemberg tätig war, betrachtet ein solches Herzkatheterlabor als zwingend notwendig für die medizinische Basisversorgung der Bevölkerung. Aus seiner bisherigen Heimat sei er es gewohnt, dass es quasi alle 30 Kilometer eine solche Einrichtung in den Krankenhäusern gibt. Wer dagegen im Landkreis Roth einen schweren Herzinfarkt mit komplett verstopften Gefäßen erleidet (die Zahl dieser Patienten liegt etwa bei 500 pro Jahr), muss aktuell entweder nach Nürnberg, Neumarkt, Eichstätt oder Ansbach gebracht werden.

"Längere Transportwege erhöhen jedoch die Sterblichkeit", sagt Thomas Anger. Denn gerade bei einem schweren Herzinfarkt sei die Zeit, die bis zur Behandlung vergeht, ein entscheidender Faktor. "Es zählt eigentlich jede Sekunde. Denn in den ersten 90 Minuten nach dem Auftreten eines schweren Infarkts geht noch kein Herzgewebe kaputt", erklärt Anger. Und so könne ein Herzkatheterlabor die Sterblichkeitsquote von 30 auf nur noch 6 Prozent verringern, wie Studien gezeigt hätten. Für die Rother Kreisklinik sei die Einrichtung eines Herzkatheterlabors daher ein "maßgeblicher Qualitätssprung".

Dass diese Verbesserung schon lange auf dem Wunschzettel stand, räumte Herbert Eckstein, Landrat und Vorsitzender des Verwaltungsrates der Kreisklinik, ein. Er warb allerdings auch um Verständnis, warum das kardiologische Spektrum erst jetzt im Zuge der umfangreichen Umbauarbeiten erweitert wird. Einerseits habe die kardiologische Abteilung an der Kreisklinik "auch in der Vergangenheit tolle Arbeit geleistet", wofür Eckstein dem bisherigen Ärztlichen Leiter Asshoff ausdrücklich dankte. Andererseits müsse man gerade bei einem vergleichsweise kleinen Krankenhaus wie der Rother Kreisklinik stark auf die Wirtschaftlichkeit achten. Hier habe man in den zurückliegenden Jahren vieles richtig gemacht, sagte Eckstein, was auch die zuletzt erst vorgelegten schwarzen Zahlen für das Geschäftsjahr 20XX zeigen. Um aber wirtschaftlich stabil zu bleiben, müssten gerade die großen Investitionen besonders gut überlegt werden. "Fehlschläge können wir uns nämlich keine leisten", sagte Eckstein.

Bei einem Gesamtvolumen des Klinikumbaus in den kommenden Jahren von weit über 100 Millionen Euro erscheinen die Investitionen für das Herzkatheterlabor, die sich in einer Größenordnung zwischen einer und eineinhalb Millionen Euro bewegen, vergleichsweise überschaubar. Doch mit den technischen Anschaffungen allein ist es bei weitem nicht getan. Um das Herzkatheterlabor an 365 Tagen im Jahr und jeweils 24 Stunden am Tag einsatzfähig zu machen, braucht es ein Team, das nach Angers Angaben aus mindestens vier Kardiologen und fünf bis sechs medizinisch-technischen Assistenten besteht.

Die Zielsetzung der Verwaltung für den neuen Chefarzt ist es, das neue Herzkatheterlabor bis zum Jahr 2022 für den Vollbetrieb zu rüsten und seine neuen Kollegen für die neuen Aufgaben weiterzubilden. Doch Thomas Anger zeigt sich ehrgeizig, dass schon weitaus früher erstmals auch schwere Herzinfarkte an seiner neuen Wirkungsstätte behandelt werden können. "Die Strukturen sind da, dass man schon vor dem Neubau loslegen könnte" - wenn auch vorerst nur an bestimmten Tagen und zu bestimmten Zeiten.

Landrat Hebert Eckstein wäre aber auch zufrieden, wenn das neue medizinische Angebot in seinem vollen Umfang erst wie geplant zum Ende des zweiten Bauabschnitts an der Kreisklinik zur Verfügung steht. Schließlich sei es für den neuen Chefarzt in der ersten Zeit am Rother Krankenhaus bestimmt schon Aufgabe genug, die erfolgreiche Arbeit von Dirk Asshoff fortzusetzen und das aktuelle Leistungsniveau zu halten. Asshoff habe in seiner Amtszeit "viele Menschen im Landkreis sehr gut behandelt", sagte Eckstein. Und er habe eine "riesige Leistung" vollbracht, die Innere Medizin an der Rother Kreisklinik so weiterzuentwickeln, wie er sie nun an Thomas Anger übergeben hat.

HK

Jochen Münch