Riedenburg
Neuer Baron auf dem Thron

Riedenburger Zigeuner gehen mit ihrem ehemaligen Vorsitzenden Hans Dürschinger in die Saison

22.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:45 Uhr
Seine Flucht war vergeblich: Hans Dürschinger wurde von den Riedenburger Zigeunern auf den Thron des Barons gehievt. −Foto: Ehrlich

Riedenburg (DK) Die Dreiburgenstadt wird in der kommenden Faschingssaison 2018/19 von einem alten Bekannten der Zigeuner regiert. Die Riedenburger Faschingsfreunde bestimmten bei ihrer Jahresversammlung am Freitag ihren ehemaligen Vorsitzenden Hans Dürschinger zu ihrem neuen Baron.

Er tritt die Nachfolge von Baronin Claudia Raffelt an. Sie hatte die Riedenburger Zigeuner durch die letzte "fünfte Jahreszeit" geführt. Hans Dürschinger ist für die Mitglieder des Vereins kein Unbekannter, er hat die Faschingsfreunde Riedenburg bereits mehrere Jahre als Vorsitzender geführt. In der vergangenen Saison musste er aus gesundheitlichen Gründen etwas kürzer treten, doch jetzt wurde er zum Baron ernannt. Er hatte aber wohl keine andere Wahl.

Die Jahresversammlung der Faschingsfreunde begann mit einem lauten, dreifachen "Heinerle Zigeinerle." Zu Beginn gab der Vorsitzende Bernhard Schmid einen Rückblick auf das vergangene Jahr. Er betonte die gelungene Verlegung des Zigeunerfaschings vom Marktplatz auf den Volksfestplatz. "Unser Mut wurde belohnt, wir haben eine super Resonanz bekommen," sagte Schmid. Ein weiterer Höhepunkt für die Zigeuner sei die Schlüsselübergabe am 11.11. im Riedenburger Rathaus gewesen. Schmid lobte außerdem die hervorragende Zusammenarbeit mit seinem Vize Klaus Mayer und betonte den starken Zusammenhalt aller aktiven Mitglieder.

Danach ging es schon an die Planungen für die neue Faschingssaison. Die wichtigste Aufgabe ist natürlich das traditionelle Zigeunertreiben am Faschingsdienstag. Es findet nächstes Jahr ebenfalls wieder auf dem Volksfestplatz statt. Einige kleine Verbesserungen wurden angeregt, so soll zum Beispiel im Festzelt ein Holzboden verlegt werden, um den Feiernden mehr Komfort und eine bessere Tanzfläche zu bieten. Geplant ist zudem, dass der Faschingsumzug nächstes Jahr etwas verlängert wird und zusätzlich über die St.-Anna-Brücke führen soll. Am Ende wurde noch kurz über den Ablauf der Schlüsselübergabe am 11.11. diesen Jahres im Riedenburger Rathaus debattiert.

Vorstandswahlen standen in diesem Jahr nicht an. Schmid ist also weiterhin Chef der Riedenburger Faschingsfreunde und sein Vize-Vorsitzender bleibt Mayer. Bei den anderen Ämtern hat sich ebenfalls nichts geändert. Schatzmeisterin ist Marion Riedl-Jetten, Schriftführer Werner Stöber und die Kassenprüfer sind Lisa Mayer und Hans Wittmann.

Später besuchte noch Riedenburgs Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) die Versammlung. In seiner kurzen Ansprache freute er sich auf die kommende Faschingssaison und wünschte den Veranstaltern viel Glück und Erfolg.

Dann kam schon der Höhepunkt des Abends, die Wahl des Barons oder der Baronin. Nach einer kurzen, lebhaft geführten Diskussion wurde schließlich Hans Dürschinger als Favorit gehandelt. Als dieser die "gefährliche Situation" erkannte, flüchtete er schnellen Schrittes aus dem Versammlungsraum, was ihm jedoch nichts nutzte. Die beiden Vorsitzenden und weitere starke Männer, man muss wissen, dass Hans Dürschinger kein Leichtgewicht ist, packten den Stuhl, auf dem er saß, und trugen ihn zurück in den Versammlungsraum. Dort wurde er kurzerhand unter dem großen Jubel und Beifall der Zigeuner, auf einen Tisch gehievt und mit einem sehr lauten, dreifachen "Heinerle Zigeinerle" war der neue Baron auch schon inthronisiert. Seine Gefühle schwankten dabei zwischen Freude und Fassungslosigkeit, wobei die Freude doch deutlich überwog. Mit Dürschinger haben die Riedenburger Zigeuner sicher einen würdigen Baron gefunden.

Dann gab es noch eine wichtige Information für alle Nicht- oder Neu-Riedenburger. In der Dreiburgenstadt gibt es immer nur einen einzelnen Regenten - entweder einen Baron oder eine Baronin. Ein klassisches Prinzenpaar, wie in vielen anderen bayerischen Städten und Gemeinden üblich, sucht man hier vergebens. Allerdings kann sich der Baron oder die Baronin einen Partner aussuchen und dann mit diesem gemeinsam das närrische Volk regieren.

Die Faschingsfreunde Riedenburg gibt es seit dem Jahr 2003. Der Verein wurde dann offiziell im Jahr 2006 gegründet und hat rund 230 Mitglieder. Die Tradition des Riedenburger Zigeunerfaschings entstand aber bereits Mitte der 1970-er Jahre.

Nach dieser Jahresversammlung steht der kommenden Faschingssaison nichts mehr im Wege. Alle Beteiligten freuen sich schon auf einen tollen und lustigen Zigeunerfasching in Riedenburg, bei dem wieder der Ruf "Heinerle Zigeinerle!" lautstark durch die Stadt hallen wird.

Bernd Ehrlich