München
Neue Wege für junge Zuwanderer

25.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

München (DK) Mit Deutschklassen und Ganztagsangeboten will der designierte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jungen Zuwanderern mehr "kulturelle Prägung" nahebringen - und sie so ganz nebenbei von der Straße holen, wie es in München hinter vorgehaltener Hand heißt.

Man müsse den neuen Zuwanderern "mehr an die Hand geben", sagt Söder. Deshalb solle aus den bisherigen Übergangsklassen an den Schulen richtige Deutschklassen gemacht werden, die zu Ganztagsangeboten erweitert würden. "Hier soll nicht nur Sprache, sondern Kulturkunde vermittelt werden. Wir müssen den jungen Menschen, die hier bei uns leben wollen, stärker vermitteln, was unsere Werte und unsere Prägung sind", sagte Söder. Wie Söder sich das genau vorstellt, werde er wohl in seiner Regierungserklärung klar machen, heißt es dazu aus der CSU-Landtagsfraktion.

Beim Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen-Verband (BLLV) stößt Söders Ankündigung auf offene Ohren. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sagt: "Kulturelle Integration lässt sich wunderbar an Schulen umsetzen." Übergangsklassen seien auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise notwendig gewesen, langfristig gelängen die Vermittlung der deutschen Sprache und die kulturelle Integration allerdings in einer normalen Schulklasse am besten - vorausgesetzt, die Quote zwischen Einheimischen und Migranten stimme, so Fleischmann. "Bei 80 Prozent mit Migrationshintergrund haut das nicht mehr hin." Unklar ist aber, woher das Personal zur Umsetzung der Pläne kommen soll. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern warnte, "die Grund-, Mittel- und Förderschulen leiden nach wie vor unter einem massiven Lehrkräftemangel".

Eine mögliche Lösung bringt der CSU-Bildungsexperte Gerhard Waschler ins Spiel: "Bei der Erarbeitung eines sinnvollen Gesamtkonzepts für die zeitliche Ausweitung auf den Nachmittag", so Waschler, "könnten von der Struktur her die Berufsintegrationsklassen dienen, die derzeit 37 Stunden in der Woche umfassen." Dort würden nicht nur Lehrer eingesetzt, sondern auch Sozialpädagogen und Drittkräfte.