Neue Unsicherheit

Kommentar

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Gestern gab es wieder zufriedene Gesichter in Berlin und Nürnberg. Die offizielle Zahl der Arbeitslosen ist so niedrig wie seit 25 Jahren nicht.

Wer das Wort "Vollbeschäftigung" in den Mund nimmt, gilt längst nicht mehr als Traumtänzer. "Robust" - das ist der Begriff, der Monat für Monat fällt bei der Vorstellung der Arbeitsmarktdaten. Das deutsche Jobwunder setzt sich fort. Noch. Das Brexit-Votum der Briten hat jedoch für neue Unsicherheit gesorgt.

Dass es derzeit gut läuft in Deutschland, hat wenig mit der Leistung der Bundesregierung zu tun. Die Koalition und die Unternehmen profitieren von den niedrigen Energiepreisen, vom Euro-Kurs und von der weiterhin sehr guten Konsumlaune der Bürger sowie der Investitionsfreude der Unternehmen. Bislang läuft es also rund. Dennoch könnte sich der Brexit als großer Störfall erweisen. Der Internationale Währungsfonds jedenfalls rechnet damit, dass der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union durchaus Folgen für die deutsche Konjunktur haben wird, der IWF hat die Prognosen für dieses Jahr zwar angehoben, für das kommende jedoch gesenkt.

Die IWF-Experten nehmen den Deutschen auch ihre Illusion, Musterschüler zu sein. Die Volkswirte attackieren die Bundesregierung mit ihren eigenen Waffen. Immer wieder singt Berlin in Europa das Hohelied der Strukturreformen. Doch wenn es um die eigenen Hausaufgaben geht, ist die Bundesrepublik nicht gerade ein Vorbild. Die abermals gestiegenen Sozialausgaben etwa zeigen, dass Deutschland noch einiges zu tun hat.