Thann
Neue Straße ist schon kaputt

17.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:15 Uhr

Vier Zentimeter erhitzen die Gemüter: Am Kanaldeckel vor dem Thanner Feuerwehrhaus sieht man, dass sich der Asphalt der erst im Jahr 2007 erneuerten Ortsdurchfahrt deutlich gehoben hat. Die Räumschaufeln des Winterdiensts sind in den vergangenen Wochen bereits mehrmals an der gefährlichen Stelle hängen geblieben und haben kleine Stücke aus dem Belag herausgesprengt. - Foto: Janda

Thann (DK) In Thann herrscht dicke Luft. Der Grund ist die Ortsdurchfahrt, die nach Meinung der Anwohner alles andere als sorgfältig erneuert worden ist. Im Riedenburger Rathaus ist das Problem bekannt. "Wir werden den Veränderungen nachgehen", verspricht Bürgermeister Michael Schneider (CSU).

Begonnen hat alles bereits im vergangenen Winter: Damals ist den Anliegern der Salvatorstraße, wie die Thanner Ortsdurchfahrt heißt, erstmals aufgefallen, dass etwas nicht stimmt. Der neue Asphalt der Straße war zwischen Kirche und Ortsausgang – immerhin eine Strecke von mehreren Hundert Metern – plötzlich um wenige Zentimeter höher. Ein Zustand, der sich diesen Winter noch deutlich verschlimmert hat: Vor dem Thanner Feuerwehrhaus beträgt der Höhenunterschied zwischen Straßenbelag und Kanaldeckel inzwischen rund vier Zentimeter. Für die Anlieger ein klarer Fall: An der Straße wurde gepfuscht.

Als ihnen in der vergangenen Woche auch noch die Endabrechnung für die Ortsdurchfahrt ins Haus flatterte, die erst 2007 umfassend erneuert worden war und für die sie die Stadt nun zur Kasse bittet, fassten sie einen Entschluss. "Wir haben die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen", sagt Alois Hosse, der an der Salvatorstraße wohnt. "Und diese Möglichkeit werden wir auch nutzen."

Die Riedenburger Stadtverwaltung steht der Situation derzeit etwas ratlos gegenüber. Gespräche mit der Baufirma und dem Ingenieurbüo laufen. "Ob es am Material oder an veränderten Grundwasserströmen liegt – wir wissen es noch nicht", sagt Bürgermeister Michael Schneider im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Dass irgendwie Wasser in die Straße gekommen ist, steht jedoch außer Frage. Im Frühjahr oder Sommer will die Stadt deshalb laut Bauamtsleiter Walter Schattat den Asphalt und die darunterliegenden Schichten anbohren, um herauszufinden, was in Thann passiert ist. "Das Problem ist erkannt", sagt der städtische Ingenieur, der derzeit so gut wie jede Woche vor Ort ist, um den Stand der Veränderungen zu dokumentieren. "Wir sind auf der Suche nach dem Grund", erklärt auch Schneider. "Dass das eine anormale Geschichte ist, ist klar."

Karl Freihart, der örtliche Stadtrat (CWG), versteht die Sorgen der Anlieger nur zu gut. Deshalb versucht er nun zwischen Bürgern und Stadtverwaltung zu vermitteln. Ganz unparteiisch bleibt er dabei freilich nicht. "Ich unterstütze den Widerspruch voll und ganz", sagt Freihart. "Weil ich das für gerechtfertigt halte."

Erst vor gut zwei Jahren war die Sanierung der Salvatorstraße abgeschlossen worden. Damals, so Bauamtschef Schattat, sei ausschließlich geprüftes und güteüberwachtes Material eingebaut worden – vier Zentimeter Deck- und zehn Zentimeter Tragschicht sowie darunter rund 45 Zentimeter Frostschutzmaterial. "Da wurde sicher nichts Schlechtes eingebaut", sagt er. So sicher sind sich die Anlieger da allerdings nicht. Sie vermuten, dass ein mangelhafter Unterbau die Wurzel des Übels ist.

Bei ihrem Widerspruch geht es den Thannern freilich ums Geld. Rund 96 000 Euro müssen sie für die neue Straße hinblättern – insgesamt hat die Durchfahrt knapp 600 000 Euro gekostet. Wie zu erfahren war, variieren die einzelnen Beträge zwischen 1000 und rund 20 000 Euro. Und dieses Geld wollen die Bürger nicht in den Sand gesetzt wissen. Vor allem, wenn sie für etwas zahlen sollen, "das schon bald wieder kaputt ist", sagt Alois Hosse. Und dann, so die Befürchtung der Thanner, sei eine neuerliche Sanierung mit erneuter Bürgerbeteiligung wohl nur eine Frage der Zeit.

Ängste, die Schattat und Schneider gut verstehen, die ihrer Meinung nach aber unbegründet sind. Die Gefahr, dass die Bürger nach Ablauf der Garantie erneut zahlen müssen, bestehe nicht, sagt Schattat. "Weil die Garantie nicht einfach ablaufen kann." Vor Ende dieser Frist gebe es einen weiteren Ortstermin, bei dem die Stadt den Zustand der Straße final abnehmen muss. Und in der jetzigen Situation werde das sicher nicht passieren, betont Schattat. Die Folge sei eine Verlängerung der Garantie. "Deshalb ist es nicht so, dass die Thanner befürchten müssen, noch mal zahlen zu müssen", erklärt er.

Für die Bürger sei der Fall mit der Endabrechnung erledigt, meint auch Bürgermeister Schneider, der außerdem sicherstellen will, dass an der Thanner Ortsdurchfahrt wieder der Normalzustand einkehrt. "Wenn es einen Grund für das Problem gibt, dann muss dieser Grund beseitigt werden", so seine klare Ansage. Für Schuldzuweisungen ist es seiner Meinung nach allerdings noch zu früh. "Irgendeinen wird’s aber geben, der schuld ist."

Dass die Thanner schon bald eine gute Straße vor ihren Haustüren haben, steht für den Rathauschef außer Frage. "Das ist doch logisch", sagt er. Dass bis dahin noch etwas Zeit vergehen kann, weiß auch der Bürgermeister nur zu gut. Ob sich die Thanner damit zufrieden geben, darf allerdings bezweifelt werden. Sie planen bereits ein Treffen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen (siehe eigenen Bericht).