Bamberg
Neue Sprache für die Kirche

29.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:20 Uhr

Bamberg (KNA) Die Lyrikerin Nora Gomringer (38) hat der Kirche empfohlen, ihre Sprache von Dichtern "durchchecken" zu lassen.

"Wenn man mit den Worten Heiland oder Auferstehung kommt, geht das heute an den Leuten erstmal vorbei", sagt die Künstlerin in einem Interview mit dem Magazin "Leben". "Das Verwenden von großen Begriffen, die nicht mehr in die Lebenswelt der Menschen passen, bringt nichts", so die Leiterin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. Die Sprache lasse sich präzisieren und "auch kleiner machen, ohne sie klein zu machen". "Wir denken nicht mehr instinktiv an Himmel und Höllenfeuer, wenn das Wort Erlösung erklingt", sagt Gomringer, die katholisch aufgewachsen ist. "Der Gott, mit dem ich glaube, zu tun zu haben", lasse sie demütig sein. Zugleich schenke er immer wieder Vertrauen, "dass Leben sinnhaft ist". Sie selbst empfinde sich als "zutiefst erlösungsbedürftig", obwohl das unpopulär sei, weil das auch bedeute, "dass man Schuld auf sich geladen hat". Eigentlich aber sei Erlösung eine "grundlegende Sehnsucht jedes Menschen". Die Christen hätten "das Glück, das aussprechen zu dürfen". Gomringer sagte, sie dürfe sich "eine Christin nennen, deren Glaube nie vor irgendwelchen schweren Härteproben stand".