Pfaffenhofen
Neue Sozialeinrichtung eingeweiht

An der Hohenwarter Straße: Ein Zuhause für Menschen mit psychischen Problemen

04.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:38 Uhr
Sonnenblumen erhielten alle Mitarbeiter. Das Team wiederum überraschte Julia Menzel-Härpfer und Werner Menzel mit einem goldenen, symbolischen Schlüssel, Salz und Brot und einem Sinnspruch, der die Philosophie des Hauses zum Ausdruck bringt. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen - Im Beisein von Klienten, deren Angehörigen, Gönnern und Interessenten ist jetzt das neue Gebäude der Familia Sozialeinrichtungen an der Hohenwarter Straße eingeweiht worden. Es dient der Aufnahme und Betreuung "psychisch kranker Erwachsener mit dem Ziel, diese wieder ins normale Leben zu integrieren", erklärte Geschäftsführerin Julia Menzel-Härpfer.

"Wir haben Menschen mit Depressionen, Schizophrenie oder Borderline-Störungen, ab der Volljährigkeit bis ins hohe Alter. Aber es können auch Menschen sein, die sich aufgrund persönlicher Umstände in einem seelischen Tief befinden. Für die gibt es Appartements mit, wenn gewünscht, stundenweiser Betreuung, oder auch therapeutische Wohngemeinschaften mit gemeinsamer Küche und gemeinsamen Wohnzimmer für bis zu sieben Personen. Für die Klienten gibt es Arbeitstherapien, einen Kreativbereich und Gesprächsgruppen. Diese Tagesstätte kann auch ein jeder besuchen, der sich seelisch belastet fühlt, betont Menzel-Härpfer.

Für später geplant ist im Rahmen tagesstrukturierender Maßnahmen ein Supermarkt im Dachgeschoss, der mithelfen soll, lebenspraktische Dinge wieder zu erlernen. "Dort üben wir den Umgang mit Geld, mit Kommunikation, Selbstreflektion und Organisation, später dürfen auch Kunden von außen kommen und günstig einkaufen", blickt die Leiterin voraus.
Die "Familia Sozialeinrichtungen" sind ein vor 25 Jahren gegründetes Familienunternehmen, das im Dezember 2019 von Werner Menzel an seine Tochter Julia übergeben wurde.
"Acht Jahre Planung stecken in dem Projekt, mit schlimmen Momenten ebenso wie mit großen Augenblicken", blickt Julia Menzel-Härpfer zurück und fügt an: "Mein Vater und ich haben uns beide gegenseitig gebraucht und ich bin ihm sehr dankbar dafür, was er alles leistet".

Menzel-Härper ist Fachwirtin für Sozial- und Gesundheitswesen und Heilerziehungspflegerin, ursprünglich aber war sie Lehrerin, insbesondere für Kommunikationstechnologie und Kunst. Ihr Team bezeichnet sie als "multiprofessionell", mit Krankenpflegern oder Krankenschwestern aus der Psychiatrie, sowie Heilpädagogen, Sozialpädagogen, alle mit speziellem Blickwinkel auf die Krankheitsstrukturen der Klienten.

Über 42 Wohnplätze verfügt das Haus, davon 14 als betreute Einzelwohnplätze, der Rest sind 28 Wohngruppenplätze, hinzu kommen weitere neun Plätze in der Außenwohngruppe. Die Tagesstätte umfasst zusätzliche 35 Plätze sowie weitere 20 in den tagesstrukturierenden Maßnahmen. Übrigens muss niemand seine Diagnose nennen, der die Tagesstätte aufsucht: "Einfach kommen und die Angebote nutzen, sich unter Gleichgesinnten bewegen, sein Stigma ablegen und einfach so sein, wie man ist", betont Menzel-Härpfer. Ausschlusskriterien aber sind Drogen- oder Alkoholkonsum wie auch mangelnde Umgänglichkeit mit anderen Klienten. "Wer zu Übergriffen neigt, andere gefährdet oder auch sich selbst gefährdet, hat keinen Platz im Haus", sagt sie.

Aufgeteilt ist das Haus in einen Mitteltrakt, der enthält die Tagesstätte mit Beschäftigungs- und Arbeitsbereichen sowie einen Speisesaal mit angeschlossener Dachterrasse. In den Seitenflügeln sind die Zimmer für betreutes Einzelwohnen und die therapeutische Wohngruppe, erklärt die pädagogische Leiterin Saskia Kremsreiter bei einem Rundgang. Die Einzelzimmer mit je einem WC, Waschgelegenheit und Dusche sind möbliert, der Gemeinschaftsraum enthält eine Küchenzeile, einen Esstisch sowie den Wohnbereich zum Aufenthalt und zur Kommunikation untereinander. Weitere Einrichtungen sind ein großer Gymnastikraum, ein Raum für externe Fußpflege, Räume für Arbeitstherapie, sowie eine Großküche, in der unter Führung eines qualifizierten Küchenchefs immer frisch gekocht wird.

Laut Werner Menzel umfasst die vermietbare Fläche rund 3000 Quadratmeter, Verkehrsflächen wie beispielsweise Flure kommen noch hinzu. Der Neubau wurde für eine ausschließliche Nutzung als sozialer Wohnraum gefördert von der Landesbodenbank. Das Grundstück ist gepachtet von der Gritsch'schen Fundationsstiftung, die Bauzeit in Modulbauweise währte ein gutes halbes Jahr, die Inbetriebnahme erfolgt ab Oktober. Aktuell sind 25 Mitarbeiter sowie drei Auszubildende im Hause beschäftigt. Im offiziellen Teil stellte Menzel-Härpfer alle Mitglieder des Teams einzeln vor und überreichte jeweils eine Sonnenblume als Dank für deren Engagement, bevor man das Haus besichtigen und bei einem deftigen Schweinebraten die Qualität der hauseigenen Küche testen konnte.

hsg