Pfaffenhofen
Neue Runde im Irma-Streit

Landrat Wolf gibt Stadtvertretern Schuld am schlechten Image der Initiative Regionalmanagement in Pfaffenhofen

05.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:40 Uhr

Pfaffenhofen (DK) Nach den zahlreichen Attacken auf die Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt (Irma) in den vergangenen Monaten hat Landrat Martin Wolf (CSU) die regionale Kooperation verteidigt.

Er könne den Ärger in Reihen der Kreisräte nur bedingt nachvollziehen, sagte Wolf. Der Landkreis Pfaffenhofen habe von verschiedenen Irma-Projekten profitiert.

In der Irma haben sich die Stadt Ingolstadt, die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen sowie mehrere Unternehmen aus der Region zusammengeschlossen. Ziel der Kooperation ist nachhaltige Regionalförderung durch "Wettbewerbsstärkung, Identitätsstiftung, Netzwerkmanagement sowie Bildung", wie es auf der Irma-Webseite heißt.

Im Landkreis Pfaffenhofen gibt es aber immer wieder Beschwerden über die Irma - zuletzt im Mai. Damals hatte es im Kreisausschuss Kritik vor allem vom stellvertretenden Landrat Josef Finkenzeller (FW) aufgrund der Langen Nacht der Unternehmen und Wissenschaft gegeben. Diese Irma-Veranstaltung, bei der Unternehmen Besuchern einen Blick hinter die Kulissen bieten, wurde nur in Ingolstadt und Eichstätt organisiert. Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen blieben außen vor. Die Irma erklärte dies auf Anfrage damit, "dass unsere früheren großen Veranstaltungen, die Lernfeste, 2013 im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und 2015 im Landkreis Pfaffenhofen (Manching, Oberstimm) stattgefunden haben". Geplant sei, 2021 "mit einer weiteren Langen Nacht in die Region zu ziehen". Im kommenden Jahr soll Pfaffenhofen Schauplatz einer weiteren Irma-Veranstaltung werden: Dann ist ein MINT-Festival geplant, bei dem sich Schulen, Hochschulen, Vereine und andere Akteure aus dem naturwissenschaftlichen Bereich mit Aktionen und Workshops präsentieren können.

Für Finkenzeller ist das nicht genug. Diese Veranstaltung sei mit der Langen Nacht der Unternehmen nicht vergleichbar, und es gebe nach wie vor einen zu starken Fokus auf Ingolstadt. Dennoch gab er sich versöhnlich. Es habe ein Gespräch mit Irma-Vertretern gegeben und diese hätten Besserung gelobt. Ihn habe vor allem geärgert, dass der Kreistag immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei. Künftig wolle die Irma früher und besser über geplante Projekte informieren. Auf die Frage, ob er sich einen Ausstieg Pfaffenhofens vorstellen könnte, sagte er: "So weit will ich nicht gehen. " Die Irma müsse aber ihren Nutzwert für den Landkreis verbessern.

Landrat Wolf, der selbst Irma-Vorstandsmitglied ist, sagte: Schuld am schlechten Image der Irma seien vor allem "führende politische Vertreter der Stadt Pfaffenhofen". Namen nennen wolle er aber nicht. Das schlechte Image werde von diesen Vertretern aber regelmäßig gepflegt; das schlage dann auch auf andere über.

Der oberste politische Vertreter der Stadt Pfaffenhofen hat vom Streit um die Lange Nacht der Unternehmen im Kreisaussschuss nach eigenen Angaben zwar gar nichts mitgekriegt. Mit seiner Meinung zur Irma hält er auf Nachfrage aber dennoch nicht hinter dem Berg: Als Rathauschef habe er zur Irma im Prinzip keinen Kontakt und kein Verhältnis, betonte Bürgermeister Thomas Herker (SPD). Als Kreisrat aber stehe er der Vereinigung sehr skeptisch gegenüber. Die Irma verhalte sich immer wieder äußerst "unelegant". Als Beispiel nannte er die Diskussionen um die Landesgartenschau in Ingolstadt. Für diese hatte die Irma einen gemeinsamen Pavillon der Landkreise der Region 10 geplant. Die Pfaffenhofener Kreisräte fühlten sich zu spät informiert und beklagten sich über hohe Kosten sowie ein fragwürdiges Konzept. Erst nach Nachbesserungen - und nachdem die Irma obendrein noch einräumen musste, Netto- und Bruttozahlen vertauscht zu haben - gab der Kreistag seine Zustimmung. Dieses Beispiel sei ein wenig symptomatisch für die Irma, beklagte Herker. Mittel würden eingesetzt, ohne dass es einen nennenswerten Rückfluss an Nutzen für den Landkreis Pfaffenhofen gebe.

Noch deutlicher äußerte sich SPD-Kreischef Markus Käser, der in der Vergangenheit bereits mehrfach als scharfer Irma-Kritiker in Erscheinung getreten war. Die Irma bezeichnete er als "tot" und "Rohrkrepierer". Es brauche auf jeden Fall landkreisübergreifendes Regionalmanagement, aber nicht so. Wichtig seien Themen wie Verkehr oder Gesundheitsmanagement und Investitionen, die nicht nur in Ingolstadt wirkten. "Der Landkreis hat sich über den Tisch ziehen lassen", schimpfte Käser. Es gebe aber auch positive Aspekte wie das MINT-Festival.

Daniel Wenisch