Neue Preisbremsen

Kommentar

26.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Und täglich grüßt das Murmeltier! Die Arzneimittelausgaben sind in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Wenn die Krankenkassen nun Alarm schlagen und darauf hinweisen, dass bestimmte Medikamente sich als teure Schein-Innovationen mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen erweisen, lässt das aufhorchen.

Natürlich hat jeder das Recht auf die bestmögliche Versorgung. Doch Packungspreise von mehreren Tausend Euro sind nur dann gerechtfertigt, wenn sich für den Patienten tatsächlich ein erkennbarer Zusatznutzen ergibt. Immer deutlicher wird, dass die Preisbremsen der Vergangenheit jedenfalls nicht gebracht haben, was sich die Politik davon versprochen hat. Die Pharmaindustrie hat auf die neuen Vorgaben längst reagiert und setzt inzwischen vor allem auf teure Krebsmedikamente mit umstrittenem Nutzen. Bei dieser Kostendynamik tut die große Koalition gut daran, ihre aktuellen Gesetzespläne noch einmal auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls zu verschärfen.

Die Krankenkassen sehen hier nicht zu Unrecht eine Aufweichung des bisherigen Systems der Kosten-Nutzen-Bewertung bei patentgeschützten Medikamenten. Doch für die Verantwortlichen in der großen Koalition ist der gefühlte Handlungsdruck derzeit nicht besonders hoch. Unverändert ist die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung hervorragend, die Rücklagen sind jedenfalls erheblich, und im Wahljahr 2017 dürfte das Problem steigender Zusatzbeiträge noch einigermaßen überschaubar bleiben. Dabei wäre eine effektive Kontrolle des Anstiegs der Arzneimittelausgaben im Interesse aller Versicherten.