Neue Initiativen für sichere Schule

27.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:19 Uhr

Erfolgreiche Streitschlichter an der Herschelschule: Burcu San und Gary Ziegert stellen mit Orhan Mementali Piska und Jasmin Stenger (von links) eine kritische Situation nach. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Um Jugendgewalt zu verhindern, wird in Ingolstadt auf Früherkennung und Prävention gesetzt. Seit diesem Schuljahr sind zum Beispiel zusätzliche Psychologen im Einsatz. "Es wird sehr viel Beobachtungsarbeit geleistet", fasst die Reuchlin-Direktorin Edith Philipp-Rasch zusammen.

Die mysteriösen Vorgänge um einen angeblich geplanten Amoklauf am Kölner Georg-Büchner-Gymnasium vor zwei Wochen haben wieder schreckliche Bluttaten in Erinnerung gerufen: Die Amokläufe an der Columbine-High-Shool 1999, in Erfurt 2002 oder der Virginia-Tech im April dieses Jahres. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse fordern Experten den verstärkten Einsatz von Schulpsychologen zur Früherkennung von Jugendgewalt.

Die Situation an den Ingolstädter Gymnasien hat sich bereits deutlich verbessert: Neue, zusätzliche Schulpsychologen sind seit September am Gnadenthal-, Reuchlin- und Scheiner-Gymnasium tätig. Der Schulpsychologe des Katharinen-Gymnasiums versorgt das Apian-Gymnasium mit. "Die Psychologen stellen jedoch nur eine Diagnose", schränkt Edith Philipp-Rasch ein. Eine mögliche weitere Behandlung erfolge außerhalb der Schule.

Bislang habe es zwei "kleinere Interventionen" gegeben, berichtet die Direktorin des Reuchlin-Gymnasiums. Dabei kam heraus, dass hinter zwei auffälligen Jugendlichen ein Problem der gesamten Klasse gesteckt habe. Nach gemeinsamen Gesprächen mit den Psychologen hofft die Direktorin nun auf einen erfolgreichen Lösungsprozess. Eine weitere Initiative des Reuchlin-Gymnasiums, um möglichst früh Probleme zu erkennen und die Klassen zu stabilisieren, ist die "Zeit für uns": 14-täglich können die Schülerinnen und Schüler eine Stunde lang besprechen, was sie beschäftigt.

Ebenfalls ein bewährtes Mittel, um Jugendgewalt vorzubeugen, sind die Mediatoren und Tutoren, die es an vielen Schulen gibt. Diese Schülerinnen und Schüler, die speziell ausgebildet werden, bewähren sich seit Jahren unter anderem als erfolgreiche Streitschlichter. Denn oftmals geht es gar nicht um aggressive Jugendliche oder potenzielle Gewalttaten: Am Katharinen-Gymnasium etwa wird auch auf Essstörungen bei den Mädchen und Buben geachtet oder bei der Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag spielerisch das soziale Verhalten geschult.

Inzwischen sind auch in der Region Schimpf- und Hasstiraden, die in Internet-Forenchen veröffentlicht werden, ein Problem, wie jüngst mehrere Fälle in Schrobenhausen gezeigt haben. "Wir klären im Unterricht über die strafrechtlichen Folgen solcher schriftlichen Äußerungen auf", erläutert Reinhard Kammermayer. Der Chef des Katharinen-Gymnasiums stellt klar, dass bei Drohungen die Staatsanwaltschaft seine erste Adresse ist. "Bei einer konkreten Bedrohung", bestätigt Martin Raab von der Polizeidirektion Ingolstadt, "gehen wir den Hinweisen ganz schnell nach."

Zugleich arbeiten Schulen, Jugendamt und Polizei jedoch eng zusammen, um möglichst früh Problemjugendlichen zu helfen. In der Praxis, betonen alle Seiten, werde dabei sehr gut zusammengearbeitet. Eine echte Gefahr durch jugendliche Gewalttäter hat es bislang nicht gegeben: Alle Vorfälle stellten sich als harmlos heraus.