Pfaffenhofen
Neue Impulse aus dem Umweltministerium

Fünf Gutachten, aber kaum Schritte nach vorne: Bürgerwindpark kämpft weiter mit Uhu-Problematik

24.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:08 Uhr
Allein auf weiter Flur steht das Windrad im Lustfeld vor den Toren Pfaffenhofens. Wann drei weitere Anlagen im Förnbacher Forst hinzukommen, steht in den Sternen. Seit einem Besuch bei Umweltminister Thorsten Glauber sind die BEG-Vertreter zuversichtlicher, dass die Baugenehmigung bald erteilt wird. −Foto: Ebensberger

Pfaffenhofen (PK) Bald drei Jahre liegt es nun zurück, dass die Pfaffenhofener über die Errichtung eines Bürger-Windparks mit drei Anlagen im Förnbacher Forst entscheiden durften. Das Votum fiel damals pro Windkraft aus - aber seither heißt es nur noch warten.

Laut den ursprünglichen Plänen der Pfaffenhofener Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) sollten sich die Räder längst drehen. Um so viel umweltfreundliche Energie zu produzieren, dass in und um Pfaffenhofen mehr "grüner Strom" erzeugt als in den Haushalten und Gewerbegebieten der Kreisstadt und seiner Ortsteile verbraucht wird. Der Plan klingt gut. Aber die Umsetzung scheitert an der fehlenden Baugenehmigung, die bis heute nicht vorliegt.

Nach wie vor fehlt das grüne Licht aus dem Landratsamt für das Vorhaben. "Wenn das Landratsamt unterschreibt, hätten wir die maximale Rechtssicherheit", meint BEG-Sprecher Markus Käser. Das wäre ihm und seinen Energiegenossen natürlich das liebste Szenario. "Aber die Behörde will alles rechtlich wasserdicht haben", fügt er an. Und auf diesem Weg sind es vor allem einige seltene Tiere, die in dem Bereich rund um die geplanten Windräder leben und der BEG gehörig in die Suppe spucken.

Erst wollte die Bundeswehr, dass die Standorte der Anlagen ein wenig verschoben werden. "Das ist geschehen, da haben wir umgeplant", erinnert Käser. Danach wurde zunächst ein neues Habitat für eine geschützte Echse gefunden. Aber dann kamen zwei Vogelarten ins Spiel, die den Machern hinter dem Windparkprojekt inzwischen seit Jahren die Sorgenfalten auf die Stirn treiben: der Uhu und der Wespenbussard. "Wir haben mittlerweile fünf Gutachten nur zum Uhu erstellen lassen, von verschiedenen Büros", berichtet Käser. "Wir haben dadurch sehr viel Zeit verloren und enormes Geld in diese Gutachten gesteckt." Seit einem Jahr wird die BEG von Stelle zu Stelle verwiesen. "Diese Behördenjongliererei hat der Sache sehr geschadet, zeitlich und finanziell", räumt Käser ein. Und erst seit Kurzem ist er wieder guter Dinge, dass jetzt endlich was vorangehen könnte.

Einen Monat ist es mittlerweile her, dass Käser - begleitet von Andreas Herschmann von der BEG, dem zweiten Pfaffenhofener Bürgermeister Albert Gürtner (FW) und Landrat Martin Wolf (CSU) - einen Termin beim neuen bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (FW) wahrnehmen durfte. Um das Windparkprojekt und die Hürden, die diesem im Weg stehen, zu besprechen. "Der Minister war persönlich dabei", berichtet Käser. Und das Ergebnis des Gesprächs dokumentiert mittlerweile eine offizielle Mitteilung vom Glaubers Pressesprecherin Christina Centner. Die BEG sei noch weiter in Abstimmung mit den Fachbehörden, um ein optimales Ergebnis für Klima- und Artenschutz zu erreichen, heißt es darin. Das Gespräch mit Glauber sei "in konstruktiver Atmos-phäre" verlaufen - und der Umweltminister stehe hinter dem Projekt. "Die BEG ist zuversichtlich, noch in diesem Jahr eine Genehmigung für den geplanten Windpark zu erhalten."

Für Käser bedeuten diesen Sätze viel Rückenwind. "Wir waren immer guter Dinge. Weil wir genau wissen, dass es nichts gibt, was gegen den Bürgerwindpark spricht", sagt er. Dass sich das Umweltministerium hinter das Vorhaben stellt, sei für ihn trotzdem bedeutend. Denn notfalls könne das Ministerium per Sondergenehmigung über sämtliche Fachbehörden hinwegbügeln, um das Vorhaben zu ermöglichen.

Die Freunde von Wespenbussard und Uhu brauchen sich laut Käser trotzdem keine Sorgen machen. Für den Bussard gebe es eine technische Lösung, die seit dem Start der Planungen eingepreist sei. "Eine der drei Anlagen muss für bis zu drei Monate im Jahr abgestellt werden - aber nur, wenn der Bussard wirklich da ist", berichtet der BEG-Sprecher. Das sei nichts Neues und finanziell zu verkraften.

Der Uhu hingegen bereitet der Energiegenossenschaft seit Monaten weitaus größere Schwierigkeiten. So hätten Spaziergänger und Anwohner angeblich immer mal wieder Uhus in dem Gebiet beobachtet, erzählt Käser. Ob das wirklich stimmt, bezweifelt er. Auch die vorliegenden Gutachten sagen nach Mitteilung des BEG-Sprechers etwas anderes. Denn diese würden nachweisen, dass sich im Umkreis von einem Kilometer um die angedachten Windrad-Standorte kein Horst befinde, so Käser. Per Stimmenabgleich sei erkundet worden, dass es sich bei den Uhus, die immer mal wieder in einer naheliegenden Sandgrube auf Beutefang gehen, um jenes Pärchen handle, das aus dem Schindelhauser Forst längst bekannt sei - und das fernab der Windräder sein Zuhause habe. "Die Tiere haben einen Futterplatz innerhalb eines Radius von einem Kilometer zu den geplanten Anlagen, fliegen allerdings nicht in den Gefahrenbereich", meint Käser. Und die Windräder würden für die stattlichen Nachtvögel sowieso keinerlei Gefahr darstellen. Denn Uhus lauern ihrer Beute in Baumwipfeln sitzend, also in etwa 30 Metern Höhe, auf. Von dort oben gleiten sie lautlos nach unten, schlagen am Boden zu und schwingen sich wieder hinauf zu den Baumkronen. "Die sich drehenden Rotoren unserer Windräder reichen nur bis 90 Meter über dem Erdboden hinab. Und so hoch fliegen die Uhus gar nicht", argumentiert Käser. Es gebe also gar keine zusätzliche Uhu-Population, so wie es die Windradgegner gerne behaupten würden. Und ein Windrad stelle per se gar keine Gefahr für einen Uhu dar. Trotzdem blockieren die Vögel die Baugenehmigung seit vielen Monaten - und es sieht auch immer noch nicht danach aus, als würde sich daran zügig etwas ändern. Landratsamts-Pressesprecher Karl Huber hat jedenfalls auf Nachfrage nichts wirklich Neues zu berichten. "Der Antrag ist gestellt, aber die Unterlagen sind immer noch nicht vollständig ", sagt er. Diese müssten jedoch komplett vorliegen, damit das Einholen der Stellungnahmen der Fachbehörden auch Sinn habe, so Huber.

Eine rasche Genehmigung ist also nicht zu erwarten. Und auch eventuelle Klagen gegen einen Genehmigungsbescheid sind keineswegs ausgeschlossen - was zu weiteren Verzögerungen führen könnte. Aber selbst im Optimalfall wird es noch dauern, bis sich im Förnbacher Forst das erste Windrad drehen kann. "Angenommen es könnte wirklich im Herbst losgehen", so Käser, "dann dauert es mindestens noch ein weiteres halbes Jahr, bis der erste Strom erzeugt wird."

Zumindest ein Gutes habe die Verzögerung aber auch. Die Ausschreibungsergebnisse, die ausweisen, wie der erzeugte Strom der BEG vergütet wird, sind in den vergangenen Monaten steil nach oben gegangen. "Wir würden jetzt ein Drittel mehr bekommen als vor ein, zwei Jahren", führt Käser aus. Das würde die Rentabilität natürlich enorm verbessern.

An eine Abkehr von den Windradplänen denkt bei der BEG auch daher niemand. "Wobei das gar nicht das Entscheidende ist", so Käser. Es gehe den Energiegenossen vielmehr darum, jene Ausbauziele zu erreichen, die sich Pfaffenhofen selbst gesetzt hat. "Wir wollen 100 Prozent erneuerbaren Strom", formuliert sie Käser. "Mit diesen drei Windrädern hätten wir's geschafft. Ohne sie, mit einem reinen Fokus auf Solarstrom, sei das Ziel überhaupt nicht zu erreichen." Ans Aufhören sei daher nicht zu denken.

Der Aufstellungsbeschluss wurde somit vor etwa drei Jahren gefasst, aber das Verfahren läuft immer noch. "Mit null neuen Erkenntnissen", wettert Käser, der auch daher inständig hofft, dass der Besuch bei Umweltminister Glauber jetzt endlich den notwendigen Anstoß erbracht hat, um das Genehmigungsverfahren entscheidend voranzutreiben.
 

Patrick Ermert