Neue Chefin in Burgheim geht mit "weinendem Auge"

28.06.2006 | Stand 03.12.2020, 7:45 Uhr

Königsmoos/Burgheim (ahl) Lehrerin – ein Traumberuf? Für die kleine Barbara (Wittmeier) ist er das. Aber das traut sie sich niemandem zu sagen. "Friseuse" antwortet sie stets auf die Frage nach ihrem Berufswunsch. Und träumt heimlich davon, so zu werden wie ihre Lieblingslehrerin in der zweiten Klasse, "das Fräulein Albrecht".

Bis der Lehrer zu ihrem Vater kommt: "Herr Wittmeier, Ihre Tochter sollte aufs Gymnasium gehen." Die Familie war sprachlos und für Tochter Barbara begann ein Traum Wirklichkeit zu werden. Abitur am Gymnasium – mit Internatsaufenthalt, weil von Pöttmes kein Bus nach Augsburg fuhr – und Studium in Augsburg folgten. Das alles ist lange her, mittlerweile unterrichtet sie seit mehr als 25 Jahren selber. Zum neuen Schuljahr wird sie Rektorin in Burgheim. Groß ist das Mitteilungsbedürfnis der Zweitklässler am frühen Morgen. Alle wollen ihrer Lehrerin etwas zeigen oder erzählen. Barbara Mayer lächelt, hört zu oder verschiebt auf später: "Spar’ dir das für den Morgenkreis auf." Der wird von einer Spieluhr eingeleitet, die die Kinder erst einmal zur Ruhe kommen lässt. Teelichter brennen und im Klassenzimmer der 2a wird es still. Ein Gebet, gemeinsame Sprüche, manche Kinder haben Zeitungsausschnitte mitgebracht, andere erzählen Erlebnisse vom Vortag – dann kann der Unterricht beginnen. "Lernen mit Kopf, Herz und Verstand", das ist Barbara Mayers Definition für Schule. Schule soll ein Ort des Wohlfühlens für die Kinder sein, an dem sie gefordert und gefördert werden.

Vier Jahre lang war Mayer Konrektorin an der Grund- und Teilhauptschule Königsmoos. Mit Beginn des neuen Schuljahres geht sie als Rektorin an die Grund- und Hauptschule Burgheim. Zurück in die Heimat, sozusagen. Und das gleich in zweifacher Hinsicht, denn seit ihrer Heirat lebt sie in Kunding. Und die Schule kennt sie wie ihre Westentasche nach 22-jähriger Tätigkeit dort, die sie 1980 als Lehramtsanwärterin aufnahm. Auf die ehemaligen und neuen Kollegen freut sie sich sehr, ebenso auf die Zusammenarbeit mit der Gemeinde als Sachaufwandsträger und die Zusammenarbeit mit Eltern sowie Elternbeirat. Als Kooperationsbeauftragte im Landkreis ist ihr sehr wichtig, die Kooperation zwischen den verschiedenen Einrichtungen zu fördern, um Schülern Übergänge zu erleichtern. Das fängt an, wenn die Kleinen vom Kindergarten in die Schule kommen, geht dann weiter mit dem Übertritt an weiterführende Schulen und endet erst mit dem Beginn der Berufslaufbahn. Selbst leidenschaftliche Erst- und Zweitklasslehrerin, liegen ihr trotzdem "unsere Großen", die Schulabgänger, besonders am Herzen, weshalb Mayer die örtlichen (Ausbildungs)betriebe integrieren möchte. Weil Werteerziehung ebenfalls einen wichtigen Stellenwert hat, will die neue Schulleiterin den Kontakt zur Geistlichkeit besonders pflegen. Bei allen Plänen und Zielen ist ihr "bewusst, dass die Schule in Burgheim bereits einen hohen Level aufweist" und es nicht einfach wird, in die Fußstapfen von Heinz Wallisch zu treten, "eines Menschen mit großem Herzen". Da es an der Schule aber immer dynamische Prozesse gibt, bleibt ihr dennoch genug zu tun. Die Kraft dafür schöpft Barbara Mayer aus ihrer Familie, getreu Judith Millers Spruch: " Zu Hause ist der Ort, das Gleichgewicht zu finden." Die Familie, das sind Ehemann Johann, der 27-jährige Sohn Roman und die weiße Angorakatze Molly, die ihr mit schöner Regelmäßigkeit ein paar weiße Haare an der Hose mit auf den Weg gibt, wenn sie Frauchen morgens verabschiedet.

Ein weinendes Auge ist natürlich bei einem Abschied auch immer dabei. Denn in Königsmoos habe sie sich "total wohl" gefühlt – mit ihrem Chef Gerhard Reinbold, dem Kollegium den Eltern und vor allem ihren Kindern.