Neue Chance für den Naturschutz

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Zum Artikel "Projekte statt Schutzgebiet" (PK vom 19. April):

Der Landkreis Pfaffenhofen steht wirtschaftlich in Bayern ganz vorne. Was den Naturschutz anbelangt, weit hinten. Ganze 177 Hektar, das sind 0,19 Prozent der Landkreisfläche, stehen unter Naturschutz. Das wird durch den Ankauf von rund 100 Hektar ökologischer Flächen durch den Landkreis in den zurückliegenden Jahren etwas aufgebessert.

Von den Naturschutzgebieten liegen 148 Hektar (83 Prozent) im Staatswald nördlicher Feilenforst, der Rest sind kleinere Flächen wie die Königsaue bei Manching, die Oberstimmer Schacht oder der Windsberg bei Freinhausen.

Die inzwischen erfolgte Ausweisung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (sogenannte FFH-Gebiete) umfasst nahezu keine Waldlebensgemeinschaften.

Die Naturräume im Landkreis sind darüber hinaus durch Gewerbe- und Siedlungsgebiete und vor allem durch stark frequentierte Verkehrswege zerstückelt.

Deshalb ist es so enorm wichtig, wenigstens ein naturnahes Waldgebiet im Landkreis großflächig für die Nachwelt zu erhalten. Gerade im Naturschutz kommt es nicht darauf an, was in den großartigen Plänen steht, die meist für viel Geld erstellt und kaum umgesetzt werden. Entscheidend ist, was draußen in der Natur ankommt.

Deshalb ist es für mich zweitrangig, unter welchem Namen das Projekt läuft. Ich kann mit dem Arbeitstitel "Naturraum nördlicher Feilenforst" gut leben. Das Angebot der Bayerischen Staatsforsten, den Bereich südlich von Ernsgaden zusammen mit dem Landkreis unter Einbeziehung der Naturschutzverbände naturnah zu entwickeln, die beiden neben dem Naturschutzgebiet bereits bestehenden Naturwaldreservate deutlich zu erweitern und dafür Geld und Personal zur Verfügung zu stellen, halte ich für gut. Wir haben gerade mit den Erlenbruchwäldern im dortigen Bereich ein in Bayern einzigartiges Kleinod mit seinen Frühlingsblühern und Orchideen und vielen seltenen Tierarten wie dem Mittelspecht oder die Schnäpper zu bewahren.

Dieses Kleinod gäbe es weitgehend nicht mehr, wenn nicht durch ein Machtwort unseres damaligen Landwirtschaftsministers Hans Eisenmann die weitere Aufforstung der Nöttinger Viehweide und die Umwandlung der auwaldartigen Mittelwaldbestände in Fichten- und Kiefernforsten gestoppt worden wäre. Es gilt heute, den bereits von den Staatsforsten eingeleiteten gegenläufigen Prozess wieder in Richtung der ursprünglichen Waldgesellschaft zu unterstützen und mit fachkundigen Ideen zu unterstützen.

Rudi Engelhard

Altlandrat

Wolnzach