Allersberg
Neue Bedeutung für altes Gelübde

Die in Pestzeiten begründete Fußwallfahrt von Allersberg nach Trautmannshofen steht heuer ganz im Zeichen der Corona-Pandemie

16.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:10 Uhr
Josef Sturm
Die Allersberger Pilger haben die Tradition der Trautmannshofen-Wallfahrt trotz aller Widrigkeiten fortgesetzt. Nicht wie sonst in Vierer-Reihen, sondern wegen der Corona-Auflagen nur in Zweier-Reihen und mit ausreichend Abstand ging es durch die spätsommerliche Natur. −Foto: Sturm

Allersberg/Trautmannshofen - Trotz der Corona-Pandemie hat am vergangenen Wochenende die Fußwallfahrt der Allersberger nach Trautmannshofen stattgefunden.

 

Zum 355. Mal waren damit die Gläubigen betend und singend unterwegs, um das von den Vorfahren im Jahr 1666 abgelegte Gelübde zu erfüllen und die Tradition ohne Unterbrechung fortführen.

Corona-bedingt erstreckte sich die Wallfahrt aber nicht über zwei Tage und 70 Kilometer hin und zurück. Stattdessen pilgerten die 112 Frauen, Männer, Jugendlichen und Kinder die einfache Wegstrecke zum Marienwallfahrtsort im Norden des Landkreises Neumarkt. Das Ziel war die Trautmannshofener Kirche "Maria Namen" mit dem Gnadenbild der "Unversehrten Muttergottes".

Es waren sogar einige Pilger mehr als im vergangenen Jahr, als 105 Teilnehmer gezählt wurden. 16 Pilger nahmen heuer zum ersten Mal an der Fußwallfahrt teil, berichtete Pfarrer Peter Wenzel, der zum dritten Mal selbst mitpilgerte. Seinen Worten zufolge sei es eine harmonische Wallfahrt mit tiefer Gebetsatmosphäre gewesen.

Wallfahrtsleiter war ebenfalls zum dritten Mal der ehemalige Allersberger Kaplan Korbinian Müller, der trotz seiner aktuellen Wirkungsstätte in Hilpoltstein wieder mit dabei war. Wie in den Vorjahren gelang ihm wieder eine gute Mischung aus Gebet, Gesang, Impulsen, Texten aus dem Alltag und Schweigepassagen. Aber auch das Gespräch miteinander auf dem Weg in freier Natur durfte nicht fehlen.

Nicht wie sonst in Vierer-Reihen, sondern wegen der Corona-Auflagen nur in Zweier-Reihen und mit ausreichend Abstand ging es durch die spätsommerliche Natur. Erinnert wurde auch an die Entstehung der Wallfahrt mit dem Versprechen der Vorfahren zu der Zeit, als in Allersberg die Pest wütete. Damit war auch der Bogen geschlagen zur aktuellen Pandemie, die so auch für neue Impulse der Wallfahrt sorgte.

Mit dem Bus ging es zunächst zum Mariahilfsberg in Neumakrt, von um 6.30 Uhr die Fußwallfahrt begann, die über Oberbuchfeld und Lengenfeld zunächst zum Herz-Jesu-Berg bei Velburg und zum Habsberg führte, ehe der Zielort Trautmannshofen angesteuert wurde. Wallfahrtsleiter Korbinian Müller zeigte sich nicht nur begeistert von der Disziplin der Teilnehmer, sondern auch von der herrschenden Freude darüber darüber, dass die Wallfahrt überhaupt stattfinden konnte. Ein ganz besonderer Moment sei gewesen, als die Wallfahrer beim Abstieg vom Habsberg in das spontan angestimmte Lied "Laudato si, o mio signore" inbrünstig mitsangen.

Mit vielen Eindrücken traf die Pilgerschar um 18.30 Uhr in Trautmannshofen ein, wo sie vom Ortspfarrer Gerhard Ehrl im ältesten Marienwallfahrtsort der Oberpfalz willkommen geheißen wurden. Nach dem Empfang feierten Pfarrer Wenzel, Kaplan Müller und Pfarrer Ehrl die Festmesse beim Gnadenaltar der "Unversehrten Mutter Gottes" mit den Wallfahrern und deren Angehörigen unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsrichtlinien. Um für alle Platz zu schaffen, hatte der Trautmannshofener Pfarrgemeinderat extra noch Sitzplätze im Außenbereich der Kirche geschaffen.

HK

 

Josef Sturm