Neue Allianzen

Kommentar

30.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:02 Uhr

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist den Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten gewohnt, vor allem US-Präsident Donald Trump hat sie in den vergangenen Tagen und Wochen Nerven gekostet.

Der Gast jedoch, dem gestern in Berlin der große Bahnhof bereitet wurde, war auch "nicht ohne". Merkel hat den indischen Premier Narendra Modi empfangen und hofiert, lukrative Verträge wurden unterschrieben. Sein Land ist mit seinen 1,25 Milliarden Menschen ein gewaltiger und bei deutschen Unternehmen begehrter Wirtschaftsraum.

Doch Indien ist auch ein Problemfall. Die Bevölkerung ist gespalten. Seit der Hindu-Nationalist Narendra regiert, sind die gesellschaftlichen Gräben noch tiefer geworden. Es herrschen große Armut und Ungleichheit, und im Kampf gegen Korruption bleibt die Regierung hinter ihren Ankündigungen zurück. Zwar bekennt sich Indien offiziell zu freiem Welthandel, schottet die eigenen Märkte jedoch mit hohen Einfuhrzöllen ab.

Auf der anderen Seite sieht die Bundesregierung Indien aber auch als Gegengewicht zu China. Das Reich der Mitte verfolgt seine ökonomischen und machtpolitischen Interessen mit immer größerer Vehemenz. Nicht zuletzt hat der Auftritt Trumps in den vergangenen Tagen gezeigt: Es wird Zeit, sich Gedanken über neue Allianzen zu machen.