Neuburg
Neuburger Stadtbücherei sucht ein neues Profil

Von der reinen Ausleihe zur Digitalkompetenz - Ostend-Filiale schließt nach Nutzerschwund

11.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:39 Uhr
Zur Eröffnung des Bürgerhauses im Ostend 2008 richtete Ralph Zaffrahn eine Büchereifiliale ein. Nun wird sie wegen schwacher Auslastung aufgegeben und durch ein "offenes Bücherregal" ersetzt. −Foto: Rein

Neuburg (r) Zur Unterhaltung, Information und Sprachbildung ist ein gutes Buch nicht schlecht.

Die Ausleihen des klassischen "Mediums" gehen allerdings zurück. "Wir müssen uns Gedanken über die Bücherei der Zukunft machen", sagt Neuburgs Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs.

Der Bücherturm läuft gut und hat seine Ausleihen zuletzt um 3000 auf 157000 steigern können. Neben Büchern, Zeitungen, DVDs, Computerspielen und gängigen Magazinen gibt es E-Books. Die Stadtbücherei ist Mitglied im Verbundkatalog Schwabenfindus, findet sich auch auf Facebook und zeigt Angebot und Leserkonten über WebApp, schnell herunterzuladen mit iPhone, Android- oder Windows Smartphone.

Die Bücherei sieht sich als Wegweiser in der Digitalisierung und im Umgang mit Medien. Die pädagogische Vermittlungsarbeit werde zunehmend zu einem Schwerpunkt: mehr Autorenlesungen, Wettbewerbe, Erwachsenenbildung, Vernetzung der Angebote. Bibliotheken müssten zu Medien-Kompetenzzentren werden, findet die Kulturamtsleiterin. Einen "Masterplan" dafür habe man noch nicht.

Ein Hauptziel bleibt die "Rückholung" von Kindern und Jugendlichen in die Bibliothek. Die Tendenz zur Ganztagesbetreuung mit eigenen Schulbüchereien verlagert die Nutzeraktivitäten zunehmend ins Schulgebäude. "Diese jungen Kunden sind uns sehr wichtig, auf sie wollen wir uns einstellen", so Kathrin Jacobs. Dazu gehöre auch, dass benötigte Medien von Zuhause aus aufgerufen werden können.

Einem regen Betrieb im Bücherturm am Sèter Platz steht die Fernleihe nicht entgegen. Unter den 157415 Ausleihen des Jahres 2018 befanden sich über 11000 E-Books, E-Paper oder MP3-Hörbücher zum Download. Die Stadtbücherei bietet heuer wieder ein kleines Kulturprogramm mit Lesungen und Ausstellungen. Außerdem gibt es dort eine Verkaufsstelle für Eintrittskarten und das Bürgerbüro der Stadt. "Wir versuchen, so vielseitig wie möglich zu sein", versicherte Büchereichef Ralph Zaffrahn den Stadträten im Kulturausschuss.

Das Gremium musste zur Kenntnis nehmen, dass die Bücherei-Filiale im Bürgerhaus Ostend nicht mehr läuft. 2008 im Einweihungsjahr des Bürgertreffs mit 5000 Ausleihen gestartet, ist diese Zahl nun drastisch auf 126 gesunken. Eigentlich nutzen nur noch zwei Interessenten regelmäßig die Ostendbücherei.

Nach diesem Rückgang sei es "nur recht und billig, die Filiale umzuwandeln", urteilte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Ausleihe mit Beratung und Betreuung durch Fachpersonal gibt es nicht mehr. Die Bücher verschwinden nicht ganz: Im Erdgeschoss des Bürgerhauses steht nun ab 1. März ein "Freihand-Regal", aus dem man in Eigenregie Bücher entleihen oder auch einstellen kann.

Das Bürgerhaus ist Montag bis Donnerstag von 9 Uhr bis 17 Uhr und jeden Freitag von 9 Uhr bis 14 Uhr geöffnet. Der Bücherturm in der Stadtmitte vereinheitlicht ab März seine Öffnungszeiten. Am Donnerstag schließt die Bibliothek dann um 18 Uhr (bisher 18.30 Uhr). Am Montag ist zu, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag öffnet der Bücherturm jeweils bis 18 Uhr. Am Dienstag ist durchgehend (ohne Mittagspause) auf, am Samstag von 9.30 bis 12 Uhr.