Neuburg
Neuburger Natur im Biounterricht

Filmemacher Günter Heidemeier hat einen Schul-Streifen über das "Auen-Experiment" an der heimischen Donau gedreht

06.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:06 Uhr


Neuburg (DK) Wie sollte man Schülern besser erklären, wie eine Aue entsteht, als sie dabei zusehen zu lassen? Der Naturfilmer Günter Heidemeier hat an der Neuburger Donau den Unterrichtsstreifen „Das Auen-Experiment“ gedreht. Schüler in ganz Deutschland staunen über unsere heimische Natur.

Der Biounterricht unterliegt bekanntlich gewissen Schwankungen. Müdigkeit setzt ein, wenn der Lehrer über die Wichtigkeit des Endoplasmatischen Retikulums in Zellen referiert. Dann ein kurzer wacher Moment, wenn die Susi in der ersten Reihe über das Paarungsverhalten von Schlangen abgefragt wird und ganz rot wird. Doch spätestens wenn die Mendelschen Vererbungsregeln anhand von Erbsen erläutert werden, fällt es schwer, die Augen offenzuhalten.

Aufatmen können die Schüler, wenn der Lehrer den Beamer anschaltet – und einen Schulfilm zeigt. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man kann endgültig einnicken, ohne dass es jemand merkt, weil das Licht gedimmt wird – oder der Film ist spannend und man hat sogar Spaß beim Lernen.

Einen solchen Film wollte Günter Heidemeier drehen. Das Thema: Wie entsteht eine Aue? Der Ort: Die Donau bei Neuburg. Die Handlung: Die großen Flüsse sind heute eingebettet, begradigt und von Wasserkraftwerken gezähmt. „Ein Fluss, der kein Fluss mehr ist, weil er sogar bei Hochwasser in seinem Bett bleibt“, sagt der Sprecher – Heidemeier selbst. „Ein natürlicher Fluss würde sich ausbreiten, Auen bilden.“ Luftbilder zeigen derweil kerzengerade Flussläufe, dann erkennt der Einheimische die Neuburger Donau – das „Auen-Experiment“ beginnt. Es zeigt, was passiert, wenn man die Donau an zwei Stellen öffnet und ein neues Fließgewässer entstehen lässt, das sich frei entfalten kann. Auf dem Bildschirm erscheint ein schnell fließender Bach, der sich immer breiter in eine Kurve frisst. Die Fischwelt reagiert sofort, nutzt die seichten Stellen als Laichgründe. „Das zeigt, dass man einen Fluss wieder beleben kann“, erklärt Heidemeier mit seiner sonoren Stimme.

Damit bei so viel Information keiner der Jungs im Klassenzimmer der Susi einen Zettel zusteckt, damit sie wieder rot wird, dann aber selber rosa anläuft, weil sie ihn böse anfunkelt, setzt der Filmemacher auf seine Hauptdarsteller: die Tiere. Wenn eine kleine Maus von den Fluten überrascht wird, sich gerade noch auf einen Ast rettet und drollig ihr Fell trockenschüttelt, hat Heidemeier die Aufmerksamkeit der Schüler sicher. Und wenn der Fischadler mit scharfen Krallen eine unachtsame Barbe aus dem Wasser greift, dann zieht das auch bei den coolen Jungs. „Meine Filme haben schon viele Tausend Schüler gesehen. Da habe ich ziemlich große Erfahrung, wo die Lacher sind“, erzählt der 68-Jährige und grinst.

Stunden, Tage und Wochen hat der Eichstätter dafür in der Neuburger Natur verbracht. Dabei faszinieren ihn Dinge, die er den Schülern nicht unbedingt vermitteln kann: Etwa, dass die seltene Schwanenblume wieder bei Neuburg blüht und mit den Flutungen tief in den Auwald getragen wird; oder dass sich ein tropischer Azolla-Algenfarn ausbreitet, zusammen mit dem winzigen Rüsselkäfer „Stenopelmus rufinasus“, der diese Pflanze eindämmt. Da wäre die Gefahr groß, dass gegähnt wird.