Neuburg
Neuburger Eleganz verzückt Toskana

Nicola Kloss vom Verkehrsverein gewinnt zweiten Preis bei historischem Kostümwettbewerb

26.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:11 Uhr

Die Jury schaute genau hin, ob Nicola Kloss’ Gewand auch akkurat gearbeitet ist. - Foto: Jörg Lemke

Neuburg (DK) Mit einem zweiten Platz im Gepäck ist die 20-köpfige Delegation des Neuburger Verkehrsvereins aus Pescia in der Toskana zurückgekehrt. Errungen hat Nicola Kloss den Preis beim historischen Kostümwettbewerb „La bellezae l'eleganza della donna nei Mediuevo e Rinascimento“.

Prämiert werden dort Gewänder, die möglichst originalgetreu Vorbildern aus Mittelalter oder Renaissance nachempfunden sind, was beispielsweise anhand von Gemälden nachzuweisen ist. Meistens stellen die Teilnehmerinnen historische Persönlichkeiten nach. Kloss hat sich diesmal für Mary FitzAlan, Duchess of Norfolk, entschieden, erste Ehefrau des Thomas Howard, Cousin Elisabeths I. und hochrangiger Adliger des Tudorreiches. Nachdem Kloss vor zwei Jahren mit einem italienischen Gewand den dritten Platz belegt hatte, wollte sie diesmal „unbedingt ein Kleid aus der Tudorzeit tragen“, erzählt die 40-Jährige, die erklärter Fan jener Zeit ist, ganz besonders der Ära Heinrichs VIII. Eine seiner sechs Gemahlinnen hätte sie am liebsten dargestellt, doch „die haben alle irgendetwas, das mir nicht gefallen hat“. Anna Boleyn beispielsweise, die Mutter von Königin Elisabeth I. sei stets in sehr dunklen Gewändern abgebildet, zudem ein recht brünetter Typ – ganz anders als die blonde Neuburgerin. „Es muss einigermaßen zu meinem Typ passen“, findet Kloss, die lange damit geliebäugelt hat, in die Rolle der rothaarigen Elisabeth I. zu schlüpfen. Doch abgesehen davon, dass sie selbst ein paar Jahre reifer ist als die auf dem bekannten Gemälde 13-jährige englische Prinzessin, waren die Stoffe einfach nicht zu bekommen. Also suchten Kloss und Modedesignerin Nina Schmickler-Reibold, die das Gewand genäht hat, weiter – nach einer Dame aus der Tudorzeit, die typmäßig passte und möglichst ein rotes Kleid tragen sollte.

Die zum Kleid aus Samt, Seide und Brokat passende Kopfbedeckung fertigte Daniela Engel, Daniela Pantke aus Oettingen den Modeschmuck, der dem Originalschmuck des Gemäldes aus dem Jahr 1565 nachempfunden ist. Pantke belegte den dritten Platz. Größten Wert legte die Jury, die aus drei Historikern bestand, neben der Originaltreue auf authentische Verarbeitung. Da wurde ganz genau hingeschaut von den Juroren, wie akribisch sich die Teilnehmer dem Original genähert haben. „Ich musste sogar den Rock ein wenig lupfen, um meine Schuhe zu zeigen“, berichtet Kloss lächelnd. Wobei die handgearbeiteten Schuhe, die sie von einer auf historische Accessoires spezialisierten Firma bezogen hat, ebenso wie der untere Teil des Rockes improvisiert werden mussten – Mary FitzAlans Gemälde zeigt weder Bein noch Fuß, es ist ein Halbporträt. Die Jury verglich Detailaufnahmen des Porträts mit dem Nachbau, der Chef der Jury griff sogar an die Halskrause, um sich von deren Qualität zu überzeugen. Kein Wunder, dass Nicola Kloss, die vor zwei Jahren bereits einen dritten Platz errungen hatte, sagt, sie sei „ein kleines bisschen stolz“ auf ihre Platzierung, die – so das Urteil der Jury – der Lohn für die akribische Ausführung von Gewand und Schmuck war.

Begleitet wurde sie von Fahnenträger Peter Petersen und Alexander Oswald, der als ihr Cavaliere fungierte und die Dame aus der Tudorzeit formvollendet über den Platz führte, den sie anschließend noch einmal allein überqueren musste, um sich ihre Platzierung im 16-köpfigen Teilnehmerfeld zu sichern. Überwiegend italienische Gewänder wurden präsentiert, aber auch ein deutsches, das einem Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren nachempfunden war, sowie neben Kloss’ Tudorgewand ein weiteres von den britischen Inseln, allerdings aus früherer Periode.

Nach der Siegerehrung gab es noch ein toskanisches Vier-Gänge-Menü zu genießen, wobei der Genuss wohl eher den Begleitern zukam. „Das Kleid ist so eng geschnürt, da möchtest du gar nicht essen“, verrät Kloss. Über die Kosten des historischen Prunkstücks dagegen schweigt sie sich lieber aus. Am Freitag waren Kloss, Engel und Pantke bei der Eröffnung der Hutschau in der Großen Dürnitz dabei, Kloss und Pantke natürlich in ihren Kleidern, die in der Toskana prämiert wurden.