Neuburg
Neuburg steht zum Heimatbund und zur Partnerstadt

Erinnerungen an Weidenau und Großkrosse - Anton Otte wird 80 - Zwei Millionen Heimatvertriebene

15.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:30 Uhr
Monsignore Anton Otte zelebrierte den Festgottesdienst in der Hofkirche (unten), danach gab es viel zu bereden (oben). Vor einigen Jahren brauchte der Heimatbund noch Säle für seine Treffen. −Foto: Rein

Neuburg (r) Die Liste der Verstorbenen war genauso lang wie die der Teilnehmer - der Heimatbund Weidenau-Großkrosse schrumpft, aber der Stadt Neuburg bleibt er treu.

Am Wochenende gab es ein Wiedersehen mit Pfarrer Anton Otte, Helmi Schoske und weit angereisten Gästen, herzlich empfangen von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling.

"Die Stadt Neuburg steht hinter der Partnerschaft und wünscht dem Heimatbund noch einen langen Bestand", sagte der OB. Natürlich weiß er, dass die ältere Generation, die Zeitzeugen, rapide weniger werden und das Interesse der Jungen nachlässt. Doch längt geht es bei den Heimattreffen nicht nur um Erinnerungen an das alte "Weidenauer Ländchen", sondern um Verständigung und Freundschaft mit den tschechischen Partnern.

Diesen Umstand betonte auch Pfarrer Anton Otte, als er in seiner Predigt in der Hofkirche von tschechischen Freunden erzählte. Der Priester gilt als "Brückenbauer" schlechthin. Er setzte sich beizeiten für Aussöhnung ein, obwohl er als Sechsjähriger erleben musste, wie sein Vater von einem tschechischen Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet worden ist. Jetzt ist Anton Otte Ehrenbürger seiner Heimatstadt Vidnava (Weidenau), Träger des Masaryk-Ordens, der Versöhnungsmedaille und des Bayerischen Verdienstordens. Am 15. August wird der Monsignore 80 Jahre alt und feiert ein bisschen in seinem Wohnort Heiligenstadt. Nebenbei führt er mit Gerhard Merz, Helmi Schoske und Andrea Müssig vom städtischen Hauptamt den Heimatbund Weidenau-Großkrosse (Velká Kra?). Einmal jährlich erscheint der umfangreiche Heimatbrief - geschätzt von den Heimatvertriebenen und ein Kraftakt für die Beteiligten. Anton Otte: "Wir machen weiter, solange es geht. "

Franz Buchmann (85), Physiker aus Hamburg, hat keines der vergangenen Heimattreffen versäumt. Ungeachtet der weiten Anreise will er die Begegnungen nicht verpassen: "Das hat mir schon meine Mutter aufgetragen. " Als Zwölfjähriger war er mit seiner Mutter und seinem Vater in einen Güterzug gesetzt und aus dem Weidenauer Land in Mährisch-Schlesien vertrieben worden. Die Familie landete in Ruhpolding und im Kreis Neu-Ulm. Die Einheimischen seien den "Flüchtlingen" zunächst ablehnend gegenüber gestanden, wohl auch wegen der Zwangseinquartierungen. "Dann aber hat sich die Einstellung gewandelt und wir sind sehr freundlich behandelt worden", erinnert sich Franz Buchmann.

Der Freistaat Bayern hat ab 1945 über zwei Millionen Heimatvertriebene aufgenommen und integriert. In Neuburg hielten sich zeitweise bis zu 8000 Vertriebene auf. 1954 übernahm die Stadt die Patenschaft für den Heimatbund. Heute ist auch dessen Sammlung ins Stadtmuseum aufgenommen worden.

Beim Heimattreffen am Wochenende ging es auch um die seit 2000 gepflegte Partnerschaft mit Jesenik (Freiwaldau) und um Honig aus der Region Vidnava. Er sei besonders nährstoffreich, versichert Imker Peter Policka, der daheim über 80 Völker betreut. Mit Kostproben ist er angereist, "denn ich liebe Neuburg. "